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20 Jahre Seminar für Filmwissenschaft

Ein Publikumshit, ganz ohne Diven und Allüren

Lange musste die Filmwissenschaft um ihre Anerkennung als akademische Disziplin kämpfen. Heute besteht kein Zweifel mehr an ihrem Stellenwert, wie die Jubiläumsfeier zum zwanzigsten Geburtstag des Seminars für Filmwissenschaft an der Universität Zürich zeigte.
David Werner
Margrit Tröhler, seit 2003 Professorin für Fimwissenschaft: Künstlerische Aspekte des Films betont.

Der rote Teppich fehlte zwar in der Aula der Universität Zürich (UZH), ebenso Hollywood-Stars wie Penelope Cruz oder Nicole Kidman. Das Stichwort «Oscar» fiel in der Jubiläumsfeier des Seminars für Filmwissenschaft aber trotzdem bereits nach wenigen Minuten: «Oscarwürdig» sei die Leistung in den letzten zwanzig Jahren gewesen, befand Bernd Roeck, Dekan der Philosophischen Fakultät.

Die kleine Crew mit den zwei «Hauptdarstellern» – gemeint waren die Lehrstuhlinhaber Margrit Tröhler und Jörg Schweinitz – hätten für einen dauerhaften «Publikumshit» gesorgt, für einen «Streifen ohne Diven und Allüren, dafür mit aktuell 600 Studierenden.»

Die Welt ist medial vermittelt

Bernd Roeck hob in seinem launigen Grusswort den Stellenwert der Filmwissenschaft als wichtige Disziplin der Philosophischen Fakultät hervor. Das Fach ermögliche es, ein bedeutendes Medium zu verstehen und es lebensweltlich zu verorten. «Filme betreffen uns alle», sagte der Historiker. «Wir leben in einer medial vermittelten Welt, schon daraus ergibt sich die überwölbende Funktion der Disziplin.»

Bernd Roeck, Dekan der Philosophischen Fakultät: «Filme betreffen uns alle.»

Das Seminar, das auf verschiedene Standorte im Zentrum verstreut ist, wird demnächst nach Zürich-Nord umziehen. Dekan Roeck versüsste den Filmwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern die Umzugs-Perspektive mit den Worten: «Es gibt eine immer spendable Produktionsfirma namens UZH, die bereit und so freundlich war, dem Institut ein grösseres Set aufzubauen, wenngleich ein wenig am Rand der grossen Studios im Zentrum.»

Viele Lacher erntete er mit seiner Bemerkung, das nächste Projekt des Seminars werde nun wohl den Titel «Northwest Passage» – beziehungsweise «Passage to Oerlikon» tragen.

Das junge Pflänzchen ist rasch gediehen

Rektor Andreas Fischer betonte in seiner Gratulationsrede die guten Beziehungen, die das Seminar für Filmwissenschaft mit verwandten Fächern wie den Literaturwissenschaften, der Kunstgeschichte, der Publizistikwissenschaft oder der Musikwissenschaft pflege. Nicht zuletzt dank dieses fachübergreifenden Austausches sei das «junge Pflänzchen» der Filmwissenschaft «im Garten der Philosophischen Fakultät» rasch gediehen.

Fischer lobte darüber hinaus die gut organisierte Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerkes Cinema CH, einem Kooperationsprojekt verschiedener Schweizer Universitäten, Fachhochschulen und der Cinémathèque Suisse.

Christine Noll Brinkmann besonders gewürdigt

Margrit Tröhler, seit 2003 Professorin am Seminar für Filmwissenschaft, blickte auf die zwanzigjährige Geschichte des Seminars zurück. Sie würdigte besonders die Leistungen ihrer Vorgängerin Christine Noll Brinkmann, die das Fach 1989 an der UZH etabliert und dem Seminar rasch internationale Anerkennung verschafft hatte.

Brinkmann, so Tröhler, habe die Lehre auf die Grundpfeiler «Filmanalyse», «Filmgeschichte» und «Filmtheorie» gestellt und dabei die künstlerischen Aspekte des Film betont – eine Ausrichtung, die bis heute prägend geblieben sei.

Jörg Schweinitz, seit 2007 Professor für Filmwissenschaft: Digitalisierung des Films als neue Herausforderung.

2007 wurde am Seminar für Filmwissenschaft eine zweite Professur geschaffen, die mit Jörg Schweinitz besetzt wurde. Der steinige Weg zur Anerkennung der Filmwissenschaft als seriöse akademische Disziplin und die heutigen Herausforderungen des Faches waren Gegenstand seines Jubiläumsreferates.

Kontakt zu den Nachbardisziplinen suchen

Eine dieser Herausforderungen sah Schweinitz in der Digitalisierung des Films, die neue Darstellungs- und Rezeptionsmöglichkeiten schaffe. Das oft beschworene Ende des Kinos und die Auflösung des Spielfilms in einer diffusen Medienlandschaft verbannte Schweinitz ins Reich des Mythos: «Ein Spielfilm bleibt ein Spielfilm, ob man ihn nur im Kino, im Fernsehen oder auf DVD anschaut», sagte er.

Die Filmwissenschaft müsse an einem fest umrissenen Gegenstandsbereich festhalten. Erst die filmtheoretische und filmhistorische Kompetenz mache das Fach zum interessanten Partner im transdisziplinären Gespräch, und erst das Wissen um Traditionen mache es möglich, die gegenwärtigen medialen Veränderungen präzise zu beschreiben.

Seine programmatische Empfehlung lautete: «Stärken wir die Spezifik der Filmwissenschaft und führen auf dieser Basis das gemeinsame Gespräch mit Nachbardisziplinen!»