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Das siebte Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union (FP7) dauert von 2007-2013. Es ist mit 53 Milliarden Euro dotiert und damit das wichtigste Instrument der EU zur Förderung der Forschung. Die Schweiz nimmt seit den 1980er Jahren an den Forschungsrahmenprogrammen der EU teil, seit dem sechsten Forschungsrahmenprogramm (2004-2007) als vollbeteiligter Partner.
Für die Universität Zürich und die ETH Zürich ist «Euresearch Zurich» Ansprechstelle für Forschende, die an europäischen Ausschreibungen teilnehmen wollen. Sofia Karakostas, Ko-Leiterin von Euresearch Zürich, äussert sich im Gespräch mit UZH News zur Beteiligung der UZH am siebten Rahmenprogramm und zum Ziel der EU, einen europäischen Forschungsraum zu schaffen.
UZH News: Die Schweiz hatte sich erfolgreich am sechsten Rahmenprogramm beteiligt. Mit einem Schweizer Beitrag von 440 Mio. Euro hatten Schweizer Forschende im selben Ausmass Forschungsgelder ins Land geholt. Wie sieht es diesbezüglich beim FP7 aus, dessen erste Projekte 2008 gestartet sind?
Karakostas: Es sieht sehr gut aus. Wir rechnen damit, dass die Schweiz und insbesondere auch die UZH und die ETH Zürich diesmal noch mehr von den EU-Forschungsgeldern profitieren werden. Die UZH war im Rahmen des FP6 an insgesamt 100 Projekten beteiligt. Schon nach dem ersten Jahr des FP7 arbeiten die UZH-Forschenden an 62 Projekten mit, wobei die Ausschreibungen laufend weitergehen.
Wo liegen die Stärken und Schwächen der Beteiligung der Universität Zürich?
Überdurchschnittlich stark vertreten ist die UZH in den Bereichen Life Sciences, Medizin sowie bei den Informatik- und Kommunikationswissenschaften. Wie an anderen Universitäten auch, sind die Geistes- und Sozialwissenschaften untervertreten. Da besteht noch ein grosses Potenzial, an europäische Forschungsgelder zu gelangen. Man darf nicht vergessen, dass die Rahmenprogramme der EU die weltweit grösste Finanzierungsquelle für Forschungsvorhaben sind.
Warum wird dieses Potenzial in den Geistes- und Sozialwissenschaften noch zuwenig genutzt?
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hat in den Naturwissenschaften eine längere Tradition als in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Euresearch wird deshalb in Zukunft bei entsprechenden Ausschreibungen direkt auf Forscherinnen und Forscher zugehen, sie informieren und motivieren, sich zu beteiligen.
Die EU hatte sich im Jahre 2000 zum Ziel gesetzt, bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten, wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu werden und nicht mehr an dritter Stelle nach den USA und Japan zu stehen. Ist dieses Ziel realistisch?
Es ist zumindest noch nicht erreicht. Europa hat zwar ein exzellentes Forschungspotenzial, aber es ist noch zuwenig gebündelt und sichtbar. Insbesondere da neue Kräfte wie China und Indien auf dem Vormarsch sind, gilt es, die Anstrengungen noch zu verstärken, wenn analog zum europäischen Wirtschaftsraum auch ein europäischer Forschungsraum von hoher Qualität entstehen soll.
Wie kann dies gelingen?
Wir müssen in Europa einerseits gute Forschende ausbilden und andererseits dafür sorgen, dass sie nach Forschungsaufenthalten ausserhalb Europas hierher zurückkehren. Gleichzeitig gilt es, ausländische Forscherinnen und Forscher nach Europa zu locken. Dazu muss man sich überlegen, was Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchen: eine gute Forschungsinfrastruktur, fachliche Vernetzung, attraktive Anstellungs-bedingungen und, nicht zuletzt für die Schweiz ein Standortvorteil, einen hohen Lebensstandard.
Mit anderen Worten, Europa wird noch mehr Geld in Wissenschaft und Hochschulen investieren müssen, um den Wettbewerb um die Talente zu gewinnen?
Nicht alles ist eine Frage des Geldes. Aber das achte Forschungsrahmenprogramm wird zweifellos nochmals mehr Mittel benötigen. Dies zeigt sich nur schon daran, dass es immer noch hervorragende Forschungsprojekte gibt, die aus Geldmangel nicht umgesetzt werden können.
Aber grundsätzlich befindet sich die europäische Forschungsförderung auf dem richtigen Weg?
Ja, die Richtung stimmt. Im FP7 wurden die Bemühungen verstärkt, die schon mit dem vorherigen Programm begonnen hatten: Die EU investiert vermehrt in die Infrastruktur für Forschung, fördert die Mobilität der Forschenden, versucht die Privatwirtschaft stärker in der Forschung einzubinden und stellt mit dem Europäischen Forschungsrat (ERC) erstmals Gelder für die Grundlagenforschung bereit.
Sinnvoll finde ich auch, dass die EU die nationalen Forschungsprogramme besser miteinander zu vernetzen versucht. Gerade bei Themen wie der Klimaveränderung oder der medizinischen Forschung gilt es, die Anstrengungen zu koordinieren – übrigens nicht nur innerhalb Europas, sondern weltweit. Bei allem Wettbewerb sucht die EU daher auch vermehrt die Zusammenarbeit mit Forschenden ausserhalb Europas.
Forschende klagen bisweilen über die administrativen Hürden auf dem Weg zu europäischen Forschungsgeldern. Zu recht?
Das sind bisweilen Vorurteile. Ein Gesuch um EU-Mittel ist oft nicht aufwändiger als eine Eingabe an den Schweizerischen Nationalfonds. Sicher sind noch gewisse Vereinfachungen möglich, aber verglichen mit dem fünften Rahmenprogramm ist das Verfahren sehr viel einfacher geworden. Zudem kann Euresearch die Forschenden bei der Administration unterstützen. Wichtig ist aber, dass die Forscher so früh wie möglich mit uns Kontakt aufnehmen.
Worauf sollten die Forschenden sonst noch achten, wenn sie EU-Forschungsgelder beantragen wollen?
Man muss sich bewusst sein, dass es selten schon beim ersten Gesuch klappt. Es ist daher wichtig, dass man nicht nach dem ersten Versuch aufgibt. Auch innerhalb eines Rahmenprogramms können Projekte mehrfach eingegeben werden, wenn sie dazwischen verbessert werden.
Man muss zuerst die Spielregeln der Programme kennen lernen. Der Evaluationsbericht, den man bei einer Ablehnung erhält, kann einem daher wertvolle Hinweise zur Verbesserung des Projektes geben. Und nicht zuletzt gilt es zu bedenken, dass qualitativ gute Forschungsprojekte manchmal schlicht aus Geldmangel aus dem Rennen fallen.