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Prionenforschung

Neuer Zelltyp in der Prionenvermehrung identifiziert

Prionen können sich in entzündeten Gewebeknoten, so genannten Granulomen, vermehren. Dies hat die Forschungsgruppe von Adriano Aguzzi an der Universität Zürich herausgefunden.
Theo von Däniken

Ging man vor einigen Jahren noch davon aus, dass die für den Rinderwahnsinn (BSE) und andere Nervenkrankheiten verantwortlichen Prionen einzig in Gehirn und Nervengewebe vorkommen, so zeigen neuere Forschungen, dass Prionen auch ausserhalb dieser Organe entstehen und sich vermehren können. So fanden Adriano Aguzzi und Mitarbeiter vom Institut für Neuropathologie der Universität Zürich vor einigen Jahren heraus, dass sich Prionen nicht nur im Gehirn und in sekundären lymphatischen Organen (Milz, Lymphknoten, Gaumenmandeln), sondern unter bestimmten Umständen auch in entzündeten Organen vermehren können (Science, 2005). Dafür müssen follikulär dendritische Zellen vorhanden sein, die eine Replikation der Prionen auch ausserhalb der sekundär lymphatischen Organe ermöglichen.

Prionen auch in Granulomen

In ihrer jüngsten Arbeit, die in der Zeitschrift «Immunity» publiziert wurde, konnten die Forscher nun nachweisen, dass sich Prionen auch in entzündeten Zellknoten, so genannten Granulomen, ohne follikulär dendritische Zellen vermehren können.

Für ihre Untersuchung infizierten die Forschenden Mäuse, welche granulomatöse Entzündungen aufwiesen, mit Prionen. Während sich in den Granulomen nach einer bestimmten Zeit Prionen zeigten, blieb das umliegende Gewebe prionenfrei. Anhand einer genauen Charakterisierung der Zelltypen im Granulom konnten die Forschenden nachweisen, dass die Zellen, welche die Prionen replizierten, nicht aus dem lymphatischen System stammen, sondern aus dem Bindegewebe, das in allen Organen vorkommt.

Nachweis von Prionen (PrPSc) in Granulomen von Mäusen (rechte Seite): Die Prionen finden sich vor allem im Fibroblasten-Gürtel (gepunkteter Kreis oben). Die schwarzen Flecken unten zeigen Prionen an. Auf der linken Seite die prionenfreien Granulome von Mäusen ohne das Prionen-Gen PRNP. Der Einschub links zeigt Hirngewebe einer an Scrapie erkrankten Maus, das Prionen repliziert.

Mechanismus der Prionen-Replikation in Granulomen beschrieben

«Damit haben wir einen neuen Zelltyp entdeckt, durch den sich Prionen vermehren können», erklärt Mathias Heikenwälder. «Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit um eine Vorläuferzelle von Fibroblasten. » Den Forschenden gelang es sowohl den Zelltyp zu bestimmen, als auch den Mechanismus zu definieren, welcher für die Replikation der Prionen verantwortlich ist.

Die durch Entzündungen ausgelösten Granulome sind sehr verbreitet und können bei Menschen und Tieren an jeder beliebigen Körperstelle vorkommen. «Somit kann theoretisch jedes Organ, das eine granulomatöse Entzündung aufweist, Prionen replizieren. Zum Beispiel könnten Organe die granulomatös entzündet sind und Körperflüssigkeiten abgeben – etwa die Niere oder Milchdrüse – zu einer möglichen Übertragung von Prionen an die Aussenwelt führen», so Heikenwälder.

Granulomatöse Entzündungen könnten folglich theoretisch auch eine Rolle in der Übertragung von Prionenkrankheiten wie Scrapie von Tier zu Tier darstellen.

Denn nach wie vor ist die so genannte horizontale Übertragung der Krankheiten nicht vollständig geklärt. Die Forschenden wollen deshalb in einem weiteren Schritt untersuchen, ob die im Labor gewonnenen Erkenntnisse auch auf Nutztiere wie Schafe oder Kühe übertragen werden können.

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