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Die Systembiologie versucht, dynamische Prozesse in biologischen Systemen quantitativ zu erfassen und in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Unter dem Namen «SystemsX.ch» haben sich die Universität Zürich und zehn weitere Schweizer Hochschulen und Forschungsinstitutionen zu einem Forschungsverbund zusammengeschlossen. In einer ersten Ausschreibungsrunde hat SystemsX.ch dieses Jahr acht grosse Forschungsprogramme in Systembiologie ins Leben gerufen, die am Donnerstag auf der SystemsX.ch-Tagung in Basel vorgestellt wurden. Mehr als 300 an Systembiologie und SystemsX.ch Interessierte aus Akademie und Wirtschaft nahmen teil.
Von der Universität Zürich war Professor Fritjof Helmchen mit dem Projekt Neurochoice vertreten. Helmchen untersucht die neuronalen Wechselwirkungen im Gehirn, die der Entscheidungsfindung zu Grunde liegen. Der Prozess der Entscheidungsfindung soll auf mehreren Ebenen des Gehirns betrachtet werden: auf der tiefsten Ebene der Moleküle und Zellen, auf der mittleren Ebene der zellulären Netzwerke und auf der höchsten Ebene ganzer Gehirnareale. Wie die Aktivitätsmuster auf diesen verschiedenen Ebenen zusammenhängen und als Ganzes zusammen arbeiten, ist noch weitgehend unbekannt. Im Neurochoice-Projekt soll dies nun sowohl im Experiment untersucht als auch mit Hilfe mathematischer Modelle beschrieben werden.
SystemsX.ch ist ein Grossprojekt: Neu ausgeschrieben werden fünf bis sieben sogenannte Research, Technology and Development Projekte (RTD), die mit bis sechs Millionen Franken über vier Jahre unterstützt werden. Insgesamt stehen dafür seitens SystemsX.ch bis zu 28 Millionen Franken zur Verfügung, wie SystemsX.ch mitteilte. Die Institutionen der unterstützten Forschenden sind verpflichtet, nochmals dieselbe Summe zur Verfügung zu stellen, so dass das gesamte Forschungsvolumen 50 bis 60 Millionen Franken betragen wird. Im Vordergrund dieser Förderungsrunde stehen die Entwicklung neuer, zukunftsweisender Technologien für die Systemsbiologie sowie Projekte an der Schnittstelle zu biomedizinischer Forschung und der Genomik. Die Einreichungsfrist für neue Projekte dauert bis zum 15. Januar 2009.
Förderung junger Forschender ist bei SystemsX.ch von grosser Bedeutung. Jährlich werden etwa einem Dutzend junger Forschenden die Doktorarbeit finanziert, hiess es. Diese Interdisziplinären Promotionen (IPhD) werden von zwei Professoren aus jeweils verschiedenen Disziplinen unterstützt.
Ferner finanziert SystemsX.ch jedes Jahr etwa zehn Interdisziplinäre Pilotprojekte (IPP). Voraussetzung ist auch hier, dass zwei Forschungsgruppen aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten, wie Thomas Müller, Kommunikationsverantwortlicher von SystemsX.ch erklärt. «Bei diesen Risikoprojekten soll etwas gewagt werden, das von den üblichen Förderinstitutionen typischerweise nicht unterstützt würde», so Müller, «weil nicht sicher ist, ob das Forschungsvorhaben auch Erfolg zeigen wird.» Ein Projekt, das im vergangen Jahr abgeschlossen wurde, untersuchte beispielsweise die Struktur von olfaktorischen Rezeptoren, ging also der Frage nach, wie Geruchsmoleküle sich an die Zellen anbinden.