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Das jährlich stattfindende «Fall Meeting» (Herbstversammlung) der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft (SCG) steht ganz im Zeichen der Nachwuchsförderung. Rund 500 junge Forschende präsentieren ihre Arbeiten in Poster-Sessions oder Kurzvorträgen der Chemikerinnen- und Chemiker-Gemeinde der Schweiz auf dem Irchel. Damit bietet die SCG den jungen Forschenden in der Schweiz regelmässig eine Plattform, ihre Arbeiten ausserhalb der eigenen Institution einem Publikum auf hohem wissenschaftlichen Niveau vorzustellen.
Für die Forschenden eine willkommene Gelegenheit, denn international wächst die Konkurrenz mit den grossen Konferenzen. Deshalb werde es auch immer schwieriger, Grossanlässe in die Schweiz zu holen, erklärt Heinz Berke, Tagungspräsident vor Ort und Professor am Anorganisch-chemischen Institut der Universität Zürich. «Die Durchführung einer grossen hochstehenden Tagung ist deshalb ein wichtiges Zeichen, wenn es darum geht, sich z.B. um europäische Kongresse zu bewerben», meint Berke. Die Universität Zürich mit ihrer Infrastruktur im Irchel sei zudem sehr gut für solche Anlässe geeignet.
Weil das Fall Meeting abwechselnd in Zürich und in Lausanne stattfindet, haben es die Zürcher Studierenden jedes zweite Jahr quasi vor der Haustüre. Zahlreiche Doktoranden und Postdocs der Universität werden ihre Arbeiten präsentieren, darunter etwa die Teilnehmenden des im vergangenen Jahr ins Leben gerufenen Graduiertenprogramms «Graduate School of Chemical and Molecular Sciences».
Die Graduate School ist eine Möglichkeit, vermehrt gut qualifizierte internationale Studierende nach Zürich zu holen. «Die Graduate School standardisiert die Anwerbung und sorgt damit für mehr Konkurrenz», erklärt Berke. Der rege Austausch der Graduierten untereinander führe zudem zu einer «Nivellierung nach oben», so Berke: «In den regelmässigen Seminaren und Kolloquien haben die Studierenden Gelegenheit, aktuelle Fragen der chemischen Forschung unter fachlicher Leitung zu diskutieren. Damit wird das Wissen ständig untereinander weitergegeben.»
Dass die Universität Zürich für junge Chemikerinnen und Chemiker interessant ist, zeigen beispielsweise die Förderungsprofessuren des Schweizerischen Nationalfonds: Allein drei solcher Professuren sind derzeit am Anorganisch-chemischen Institut der Universität Zürich angesiedelt. Dies bei derzeit zwei ordentlichen Lehrstühlen. «Für die Forschenden ist vor allem das wissenschaftliche Umfeld wichtig. Hier kann Zürich Forschung auf hohem Niveau anbieten», ist Berke überzeugt.
Der fachliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen ist auch am Fall Meeting für die jungen Forschenden von grosser Bedeutung. Daneben können sie aber auch Kontakte mit der Industrie knüpfen. Sehr viele schweizerische chemische Unternehmungen, von den internationalen Konzernen bis zu den kleineren Betrieben, sind an der Tagung vertreten», so Berke. Denn für die Industrie ist das Meeting eine gute Gelegenheit, nach künftigen Mitarbeitenden Ausschau zu halten. Seit einigen Jahren ist dieser Kontakt durch eine «Job-Börse» im Rahmen des Treffens institutionalisiert.
Das Meeting stellt zudem mit hochkarätigen Referaten von renommierten Forschenden den Anschluss zu den aktuellen Themen in der internationalen Forschung her. Dieses Jahr etwa gelang es, neben anderen ausgezeichneten Sprechern wie Ben Feringa aus den Niederlanden, der mit dem Paracelsius-Preis ausgezeichnet wird, Omar Yaghi von der University of California, Los Angeles als Redner nach Zürich zu holen. Yaghi gilt als Erfinder der so genannten MOF‘s (Metallic Organic Frameworks). Auf dem unscheinbaren Akronym ruhen z.B. die Hoffnungen der Automobilindustrie, dereinst «saubere» Fahrzeuge mit Brennstoffzellen herstellen zu können. Denn das Problem bei der Entwicklung der ökologisch unbedenklichen Wasserstoff-Autos ist nicht der Motor, sondern das Speichern des Wasserstoffes.
Die MOF‘s von Yaghi haben das Potenzial, dieses Problem zu lösen. MOF‘s bilden feste kristalline Strukturen, in denen sich – wie in einem Käfig – Wasserstoffmoleküle in hoher Dichte speichern lassen. Noch funktionieren die MOF‘s erst bei sehr niedrigen Temperaturen von etwa 200 Grad unter Null. Doch dereinst, so ist Berke überzeugt, wird es MOF‘s geben, die knapp unter Raumtemperatur als leichte Wasserstoffspeicher funktionieren werden.
Das Beispiel zeigt, dass die Chemie in zukunftsträchtigen Forschungsbereichen eine zentrale Rolle einnimmt. «Sei es im Bereich der Biowissenschaften, der Materialforschung oder etwa auch der Elektronik: wenn es darum geht, Vorgänge auf einer molekularen Ebene zu betrachten, dann kommt die Chemie ins Spiel», erklärt Berke.