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Ausstellung «Rund ums Objekt»

Von Kopfreisen und sprechenden Kaffeetassen

Braucht es im Zeitalter fortschreitender Digitalisierung überhaupt noch Museen mit materiellen Ausstellungsobjekten? Eine Antwort gibt die Ausstellung «Rund ums Objekt» im Völkerkundemuseum.
Sascha Renner

Sie erzählt rasant und voller Engagement, so dass sich die Gedanken beinahe überschlagen. Dass es keine ästhetische Zensur für ethnografische Objekte geben dürfe, dass die Gefahr völkischer Streotypisierung nicht gebannt sei, dass Ausstellungen machen ein anspruchvoller, da vielseitiger, aber auch ungeheuer schöner Job sei. Man merkt: Aida Elezovic, gebürtige Bosnierin, studiert Ethnologie aus einer inneren Berufung.

Aida Elezovic im Zwiegespräch mit einer Rabenmaske.

Notwendigkeit und Potenzial des Museums

Die 29-Jährige ist eine von vier Studierenden, die im Rahmen eines Museologiekurses am Völkerkundemuseum der Universität Zürich eine Ausstellung erarbeitet haben. Deren Thematik konnte die Gruppe unter Anleitung von Privatdozent Martin Brauen selbst bestimmen. Man legte sich, passend zum 175-Jahr-Jubiläum der UZH, auf die Geschichte und die Zukunft des völkerkundlichen Museums fest. Dahinter steht als Leitmotiv die Frage nach dem Potenzial und der Notwendigkeit eines solchen Museums an sich. «Wir wollten etwas machen, was uns als junge Studierende beschäftigt», erläutert Aida.

Digitaler Klon ohne Aura

Etwa: Welche Auswirkungen hat die fortschreitende Digitalisierung auf die Museen? Die Ausstellung «Rund ums Objekt» stellt diese Frage anhand einer Rabenmaske der Nordwestküstenindiander. Sie steht auf einem Sockel, vor einem Bildschirm mit demselben Objekt als sich drehender, hochaufgelöster digitaler Klon. Was die wissenschaftliche Arbeit enorm erleichtert – ortsunabhängiger Zugriff für jedermann, Schutz des Objekts – beraubt die Maske zugleich ihrer eigentümlichen Aura, wie sie nur die physische Präsenz bieten kann.

Dass die Zukunft stellenweise schon begonnen hat, sieht man nebenan: Ein Monitor führt direkt in die Archive bedeutender Museen wie dem Pitt Rivers Museum in Oxford, das seine Bestände weitgehend digitalisiert und online zugänglich gemacht hat. Ein zweiter Bildschirm lädt zum Rundgang durch eine virtuelle Afrika-Ausstellung, die verschiedene Sammlungen und Bildarchive miteinander verknüpft. Da ist sie wieder: die Frage nach der Materialität des Museums, die auf radikale Weise gestellt, aber auch überzeugt bejaht wird. Etwa an der Station, in der sich die Studierenden mit der architektonischen Form des Museums der Zukunft beschäftigen: Skizzen eines Architekten entwickeln den heutigen Museumsbau in utopischer Freiheit weiter.

Reichhaltiger «Basar»

Demgegenüber steht als Kontrapunkt ein originalgetreu nachgebauter Ausstellungsteil, wie er an der Universität Zürich um 1918 eingerichtet war. Was man sieht, erinnert an einen Basar. Eine Fülle von Objekten, von Masken über Textilien bis hin zu Körben, quillt dem Besucher entgegen.

Seine Reichhaltigkeit macht jedoch den Wert des Museums aus: Die Sammlungen von einst sind das Forschungsfeld von heute. Dies in einer Zeit, in der viele der schriftlosen Kulturen, mit denen sich Ethnologinnen und Ethnologen herkömmlicherweise beschäftigen, nicht mehr existent sind.

Was ein einzelnes Objekt zu erzählen weiss, demonstrieren die Studierenden zum Schluss mit einer sprechenden Kaffeetasse: Sie enthält zwar keinen Kaffee, dafür nichts weniger als eine umfassende Natur- und Kulturgeschichte.

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