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Jugend, Bildung und Umwelt

Wie führt man junge Menschen an Umweltthemen heran? Regula Kyburz-Graber ist eine Expertin in dieser Frage. Für ihre Verdienste in der Umweltbildungsforschung wurde die Pädagogin kürzlich ausgezeichnet.
Rosanna Pangrazzi

Regula Kyburz-Graber, Professorin am Institut für Gymnasial- und Berufspädagogik der Universität Zürich, erhielt den renommierten Environmetal Education Award.

Die Nordamerikanische Vereinigung für Umweltbildung (North American Association for Environmental Education, NAAEE) hat die Preisträger für das Jahr 2007 auserkoren. Für ihre hervorragenden Leistungen in der Umweltbildungsforschung ist Regula Kyburz-Graber, Professorin für Gymnasialpädagogik am Institut für Gymnasial- und Berufspädagogik, am 17. November mit dem «Outstanding Contributions to Research in Environmental Education Award» ausgezeichnet worden. Sie ist die erste Person aus dem nicht englischsprachigen Raum, die diesen renommierten Preis entgegennehmen darf.

Nähe zur Welt der Jugendlichen

Ende März 2007 hatte Kyburz-Graber zusammen mit ihrer Lehrstuhlgruppe den internationalen Kongress‚ 9th Invitational Seminar on Research and Development of Environmental and Health Education auf dem Berg der Wahrheit, dem Monte Verità, organisiert. «Addressing the Challenges of the Politics of Research» – so lautete das Vorhaben für das diesjährige, fünftägige Seminar.

Schwerpunkt bildeten Fragen zur Umweltbildungsforschung im Hinblick auf die Bildungspolitik. Rund fünfzig Forscherinnen und Forscher aus zehn Ländern und vier Kontinenten waren der Einladung zu diesem wissenschaftlichen Meeting gefolgt.

Von besonderer Bedeutung für die Bildung allgemein ist die Umweltbildung deshalb, weil es um Fragen geht, die auf allen Schulstufen und weltweit grundlegend sind. Zum Beispiel: Was sollen Kinder und Jugendliche in erster Linie über Umweltfragen lernen? Dürfen sie mit komplexen, schwierigen und Angst machenden Fragen konfrontiert werden? Kann die Umweltbildung Wirkungen vorweisen oder kämpft sie gegen den gesellschaftlichen Strom?

Auch Politik könnte lernen

Jeder Lernprozess bewirkt Veränderungen im Denken, in Haltungen, in Stimmungen und Gefühlen einer Person. Oft sind diese Veränderungen aber nicht direkt sichtbar, sondern bilden Verhaltensdispositionen, die je nach Situation und Umfeld unterschiedlich zur Ausprägung kommen.

Würde die Umweltbildung vorwiegend unmittelbare und bestimmte Verhaltensveränderungen anstreben, widerspräche sie ihren eigenen Zielen: die Kinder und Jugendlichen zu selbstbestimmten, verantwortungsvollen und urteilsfähigen Persönlichkeiten zu erziehen. Bilden heisst, die Selbsttätigkeit des Menschen ins Zentrum zu stellen. Der Mensch entwickelt seine Persönlichkeit in der tätigen und reflexiven Auseinandersetzung mit der Welt und mit sich selbst.

Hier hat die Umweltbildung anzusetzen. Sie fragt: Womit beschäftigen sich Kinder und Jugendliche heute? Auf welche Weise kann diese Auseinandersetzung im Rahmen der schulischen Ausbildung sinnvoll statt- finden? Im Unterricht zur Umweltbildung sollen also Themen aufgegriffen werden, die aktuell und für die Zukunft der Umwelt und somit der Kinder und Jugendlichen selbst relevant sind.

Umweltbildungsforschung beschäftigt sich mit der Frage, wie es gelingen kann, lernende junge Menschen in die Komplexität der Umwelt hineinzuführen, ohne bei ihnen Resignation auszulösen. Sie beschäftigt sich damit, wie diese jungen Menschen Verantwortung lernen können. Es ist nicht ihr Ziel, die Jugendlichen zu einem nachhaltigen Verhalten anzuhalten, sie zu instrumentalisieren.

Genauso wenig darf sich die Umweltbildungsforschung für die Politik instrumentalisieren lassen. Vielmehr schafft die Umweltbildungsforschung grundlegendes Wissen über Lernprozesse. Aus diesem Wissen könnte die Politik lernen. Kann die Umweltbildungsforschung die Welt verändern? Sie kann es, wenn sie Lernende ermutigt, sich auf schwierige gesellschaftliche Fragen einzulassen.

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