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Religiöse Überzeugungen im Wandel

Das religiöse Leben in der Schweiz befindet sich im Wandel. Das neue Nationale Forschungsprogramm «Religionen in der Schweiz» (NFP 58) geht der Frage nach, wie der Staat damit umgehen soll. Fünf der 28 Forschungsprojekte sind an der Universität Zürich angesiedelt.
Adrian Ritter

«Pluralisierung» und «Säkularisierung» stellt der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in seiner Medienmitteilung zum neuen NFP 58 als zwei bedeutende und zum Teil gegenläufige Entwicklungen in der religiösen Landschaft der Schweiz fest.

Die Pluralisierung zeige sich darin, dass die traditionellen Kirchen an Bedeutung verlieren und sich die Bevölkerung vermehrt alternativen christlichen Gemeinschaften und nicht-christlichen Religionen zuwendet. Dies sei eng verknüpft mit der wachsenden Migration in die Schweiz, aber auch mit dem wachsenden Bedürfnis der Schweizerinnen und Schweizer, ihre Religiosität ausserhalb der traditionellen christlichen Formen zu leben.

Die Säkularisierung als zweites Phänomen ist gemäss SNF grundsätzlich bei allen Religionen festzustellen. In erster Linie aber seien von der schwächer werdenden Bindung ihrer Mitglieder die katholischen und reformierten Landeskirchen betroffen.

Die Forschungsarbeiten im Rahmen des neuen Nationalen Forschungsprogramms «Religionen in der Schweiz» (NFP 58) haben begonnen.

Drei Jahre Forschung

Wie soll der demokratische Rechtsstaat mit diesen Phänomenen umgehen? Wie kann er die Gleichbehandlung der verschiedenen Glaubensrichtungen gewährleisten, wie zwischen Gläubigen und Nicht-Gläubigen vermitteln? Schwierige Frage, gerade in einer Zeit, in welcher eine sachliche Diskussion zum Thema Religion nicht immer möglich ist, stellt der SNF fest. Er unterstützt deshalb in den kommenden drei Jahren mit zehn Millionen Franken 28 Forschungsprojekte, welche nach Antworten suchen sollen.

Die religionswissenschaftlichen, soziologischen, historischen, medienwissenschaftlichen und theologischen Projekte sollen nicht zuletzt Ansatzpunkte für eine künftige staatliche Religionspolitik liefern.

Von Imamen und Medien

Die Universität Zürich ist mit folgenden Projekten an der Forschung beteiligt:

«Sollen Imame und islamische Religionslehrer in der Schweiz ausgebildet werden?» (Orientalisches Seminar und Religionswissenschaftliches Seminar)

Das Projekt erhebt unter anderem die Bedürfnisse und Vorstellung der in der Schweiz lebenden Muslime bezüglich der Ausbildung für Imame. Zudem werden unter anderem Vertreter politischer Parteien, Behörden und Rechtsexperten nach ihren Vorstellungen befragt und Ausbildungsmodelle im Ausland dokumentiert.

«Religion und Gesundheitsverhalten im Alter» (Zentrum für Gerontologie)

Das Projekt geht dem Einfluss religiöser Überzeugungen auf das Gesundheitsverhalten im Alter nach und fragt zudem, inwiefern diese auch die Inanspruchnahme von gesundheitlichen Dienstleistungen beeinflussen. Ein weiteres Augenmerk gilt der Religiosität von pflegenden Personen.

«Rolle der Massenmedien beim Zusammenprall der Kulturen» (Institut für Publizistikwissenschat und Medienforschung)

Das Projekt untersucht die Rolle der Massenmedien im Zusammenhang mit Konflikten zwischen Religionsgemeinschaften oder zwischen Religionsgemeinschaften und anderen gesellschaftlichen Akteuren.

«Religiöse Differenz als Problem in der politischen Diskussion» (Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung und Soziologisches Institut)

Das Projekt untersucht die Medienberichterstattung sowie Parlamentsdebatten hinsichtlich der Typisierung religiöser Gruppierungen.

«Konflikte um sichtbare Kennzeichen religiöser Identität» (Religionswissenschaftliches Seminar)

Das Projekt untersucht aktuelle Beispiele aus der Schweiz, in denen sichtbare Zeichen religiöser Identität im öffentlichen Raum (Kleidung, Bauten) zu Konflikten führen. Das bessere Verständnis soll zu einer Versachlichung der Debatten beitragen helfen.