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Den Zürcherinnen und Zürchern geht es gut. 87 Prozent antworten auf die Fragen nach ihrem gesundheitlichen Befinden mit «gut» bis «sehr gut». Der zum dritten Mal erschienene Bericht «Gesundheit im Kanton Zürich» des Institutes für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich (ISPMZ) bietet eine Fülle von Informationen zu einzelnen Aspekten dieses gesundheitlichen Befindens.
Überraschen mag zum Beispiel dies: Zwischen Männern und Frauen gibt es keine signifikanten Unterschiede mehr hinsichtlich ihres subjektiv geäusserten gesundheitlichen Wohlbefindens. Dies im Gegensatz zur Situation in der restlichen Deutschschweiz und zu früheren Befragungen, in denen Frauen ihr Befinden immer schlechter eingeschätzt hatten. Aufgeholt haben vor allem die über 50-Jährigen Frauen, welche im neuesten Gesundheitsbericht deutlich häufiger ein gutes Wohlbefinden angeben.
Sich gesundheitlich wohl zu fühlen bedeutet allerdings nicht, keine Beschwerden zu haben. Immerhin 58 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen Wochen mindestens ein körperliches Symptom wie beispielsweise Schmerzen oder Schwäche erlebt zu haben. Frauen berichteten dabei deutlich häufiger von Symptomen als Männer.
Der Trend allerdings ist positiv. Im Vergleich zu den Befragungen von 1992 und 1997 berichteten die Befragten seltener über körperliche Symptome und beispielsweise auch seltener über Gefühle der Einsamkeit. Zugenommen haben dafür die psychische Ausgeglichenheit und die so genannte Kontrollüberzeugung, also das Gefühl, das eigene Leben und die Umwelt aktiv mitgestalten zu können.
Was aber tun die Zürcherinnen und Zürcher aktiv für ihre Gesundheit? 37 Prozent der Bevölkerung halten sich gemäss eigener Einschätzung gut an die gesundheitlichen Empfehlungen hinsichtlich Ernährung, Bewegung, Rauchen, Alkoholkonsum und Körpergewicht. 24 Prozent wollen nichts davon wissen.
Frauen sind dabei deutlich gesundheitsbewusster als Männer. «Männer gehen weniger behutsam mit ihrer körperlichen Befindlichkeit um, fragen seltener danach, was ihnen gut tut», sagte denn auch Gesundheitsdirektorin Verena Diener anlässlich der Medienkonferenz. Die Prävention müsse deshalb eine «Sprache finden, die von Männern gehört und akzeptiert wird», so die Regierungsrätin.
Dass es nötig ist, sich «sehr bewusst politisch für Prävention zu engagieren», wie Diener es formulierte, zeigen auch folgende Aussagen aus dem Gesundheitsbericht: Immer mehr Menschen sind übergewichtig (44 Prozent der Männer und 27 Prozent der Frauen), bei den Jugendlichen nimmt der Alkohol- und Cannabiskonsum zu und jede zweite Person im Kanton Zürich erlebt im Laufe ihres Lebens eine psychische Krankheit.
Das Budget für Gesundheitsförderung sei immer noch sehr bescheiden im Vergleich zu den aufgewendeten gesundheitlichen «Reparaturkosten», so Diener. Eine Stärkung der Prävention und Gesundheitsförderung erwartet sie unter anderem von einem eidgenössischen Präventionsgesetz, wie es zur Zeit vorbereitet wird. Die Prävention stärken werde auch das soeben vom Kantonsrat verabschiedete neue Zürcher Gesundheitsgesetz.
Dieses wird auch die Gesundheitsberichterstattung verankern und somit längerfristige Vergleiche ermöglichen. Prof. Felix Gutzwiller als Direktor des ISPMZ betonte, es sei ein weltweiter Trend, analog zur individuellen ärztlichen Diagnose auch der Gesamtbevölkerung im Rahmen eines Gesundheitsberichtes regelmässig eine «Diagnose» zu stellen.
«Dieses Instrument ist aus der modernen Gesundheitspolitik nicht mehr wegzudenken», so Gutzwiller. Gesundheitsberichten kämen dabei verschiedene Funktionen zu: Sie sollen informieren, im Sinne eines Monitoring vor ungünstigen Entwicklungen warnen, für Veränderungen motivieren und schliesslich früher getroffene Massnahmen evaluieren helfen.
Entsprechend enthält auch der dritte Gesundheitsbericht Vorschläge für Massnahmen der Prävention, etwa bei den Themen Übergewicht, psychische Krankheiten und Suchtmittelkonsum. Sinnvoll wäre zudem, Männern mittleren Alters und Menschen mit Migrationshintergrund hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes speziell anzusprechen.
Weil die finanziellen Mittel beschränkt sind, wird es nötig sein, Schwerpunkte zu setzen, erklärte Regierungsrätin Diener. «Welches diese Schwerpunkte sein werden, wird mein Nachfolger bestimmen», so die abtretende Gesundheitsdirektorin.