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Die Laborantin Marija Mihailova arbeitet schnell und versiert. Sie sammelt Daten von Mäusen, die in sogenannten Stoffwechselkäfigen gehalten werden. Diese erfassen alle wichtigen Parameter des Stoffwechsels: Wie viel Nahrung und Wasser wurde aufgenommen, wie viel Urin und Kot ausgeschieden, wie viel Sauerstoff verbraucht. Diese Daten werden in einer Datenbank gesammelt und ausgewertet. Das Labor, in dem Marija Mihalilova arbeitet, wurde am vergangenen Donnerstag eingeweiht, es gehört zum Zentrum für Integrative Humanphysiologie (ZIHP) und entspricht technisch höchsten Ansprüchen.
Professor Carsten Wagner ist verantwortlicher Leiter des neuen Zentrums für Physiologe von Nagern. «Der Name 'Core Faciltiy for Rodent Physiology' deckt eigentlich nur die Hälfte unserer Forschungsinteressen ab», sagt er, «denn die Daten, die wir mit Nagern sammeln, helfen uns, die Physiologie des Menschen besser zu verstehen.» Die Messwerte, die Mihailova gerade aufnimmt, dienen der Diabetesforschung. «Wir wollen verstehen, wie Diabetes entsteht, und diese Erkenntnisse auf die klinische Anwendung übertragen», sagt Wagner. Damit ist ein wichtiges Arbeitsziel des ZIHP angesprochen: der Brückenschlag zwischen Grundlagenforschern und Klinikern.
Am Beispiel des Hormons Aldosteron erläutert Zentrumsleiter Carsten Wagner diese enge Zusammenarbeit. Aldosteron reguliert die Resorption von Natrium- und Chlorid-Ionen in der Niere. Dadurch beeinflusst es den Blutdruck; daneben hat es aber auch direkte Wirkungen auf das Herz. «Zwei Organe, Herz und Niere, sind betroffen, deshalb benötigen wir die Kooperation verschiedener Forscher», sagt Wagner. «Zum Beispiel arbeiten wir mit der Abteilung für Kardiologie am Universitätsspital zusammen. Daten von Bluthochdruckpatienten am Universitätsspital werden gesammelt und mit Ergebnissen aus Tierversuchen verglichen. Damit kommen wir dem Verständnis von Blutdruckerkrankungen näher und können voneinander profitieren.»
Die neu eröffnete «Core Faciltiy for Rodent Physiology» ist sehr gut ausgerüstet. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Stoffwechselkäfigen gibt es Geräte, die den Sauerstoffverbrauch messen. In einem speziell gefertigten Glasschrank sind Mäuse untergebracht, die einen eingepflanzten Katheder tragen. Damit werden Blutdruck- und Herzfrequenzen gemessen. Die schreckhaften und lärmempfindlichen Tiere werden durch den Glasschrank vor Geräuschen geschützt, so dass der Blutdruck nicht durch äussere Faktoren beeinflusst wird.
Unter diesen Spezialgeräten gibt es zum Beispiel auch Mikroskope, mit denen Gewebe am lebenden Tier oder am isolierten Organ untersucht werden kann. «Die gute Ausstattung des Labors stellen wir nicht nur den Forschenden des ZIHP zur Verfügung», sagt Carsten Wagner. «Forschende der Universität und der ETH Zürich können bei uns arbeiten. Auch Wissenschaftler anderer Universitäten können bei uns forschen oder gegen Bezahlung Forschungsaufträge erteilen.» Von Vorteil für externe Wissenschaftler ist die gute Infrastruktur des Labors und die Erfahrung im Umgang mit den Tieren. «Das Einsetzen eines Katheders beispielsweise braucht viel Know-how und Geschick», meint Wagner. Die Laborantin Marija Mihailova, die zuvor am Institut für Labortierkunde gearbeitet hat, bringt diese Erfahrung mit.