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Kaspar Fleischmann kam zur offiziellen Unterzeichnung der Vereinbarung nicht allein. Wie immer zu wichtigen Anlässen wurde er von seinem treuen Gefährten Paris begleitet. «Er ist mein verschwiegener Zeuge», lächelte der grosszügige Donator mit Blick auf seinen Hund. Als die Vereinbarung dann feierlich von Rektor Hans Weder, Professor Reinhard Fatke (Dekan der Philosophischen Fakultät) und Kaspar Fleischmann unterzeichnet wurde, döste Paris weitgehend ungerührt auf dem beigen Teppich des Rektorenbüros.
Bei Fotografie-Interessierten jedoch wird die neue «Lehr- und Forschungsstelle für Theorie und Geschichte der Fotografie» der Universität Zürich Begeisterung hervorrufen. Das Stiftungsvermögen von insgesamt rund 4 Millionen Franken ermöglicht es dem Kunsthistorischen Institut, das seit 1999 bestehende und ebenfalls von der Fleischmann Stiftung unterstützte Lehrangebot «Fotogeschichte» entscheidend auszubauen und mit jährlich 120'000 Franken Zuwendung dauerhaft einzurichten. Ab Herbst 2007 können Studierende Fotografie als Nebenfach belegen (Bachelor- und Master-Abschluss möglich). Wer bereits jetzt Veranstaltungen zur Fotografiegeschichte besucht, kann sich dies für ein Bachelorstudium anrechnen lassen. Die Fleischmann Stiftung sieht ausserdem vor, Doktoratsstellen, Gastvorträge, Vortragsreihen, internationale Fachtagungen, ein Graduiertenkolleg sowie den Aufbau einer Fachbibliothek zu finanzieren.
Für Kennerinnen und Kenner der Materie ist Donator Kaspar Fleischmann ein Begriff. Er war einer der ersten Fotogaleristen in Europa, als er 1979 die renommierte Fotogalerie «Zur Stockeregg» in Zürich gründete. 25 Jahre lang verschrieb er sich mit Leidenschaft und Sachkenntnis der Fotografie, baute bereits eigene Sammlungen (Klassische Moderne und Paul Strand) auf, als die Fotografie von der Kunstkritik noch belächelt wurde; gründete den Fotografie-Sektor der ART Basel, initiierte die Paris Photo sowie die Photography Show New York mit, ermöglichte mit einer bedeutenden Schenkung die Fotokunstsammlung im Kunsthaus Zürich und regte last but not least das Zentrum für Fotografie Winterthur an, das er auch sponsert.
Vor drei Jahren hat sich der erfolgreiche Kunsthändler, Geschäftsmann, Ethnologe und Sportler Kaspar Fleischmann neuen Interessen zugewandt: Seit 2003 betreibt er eine therapeutische Gemeinschaftspraxis. Nicht ohne vorher sein reiches fotografisches Wissen und seine Schätze weiterzugeben. «Zürich soll eine Stätte für Fotografie werden», so sein Ziel. Voraussetzung dafür sei die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Medium. Wenige Minuten vom Hauptgebäude der Universität entfernt befinde sich ja das Kunsthaus mit bedeutenden fotografischen Werken, und auch das Zentrum für Fotografie Winterthur als Arbeitsort für Studierende sei gut erreichbar. Die Ausleihbedingungen seien «kundenfreundlicher» als zum Beispiel jene in New Yorker Museen. «Das Gebiet der Fotografie den Studierenden effizienter zugänglich machen, dazu möchte ich beitragen», sagt Kaspar Fleischmann. Mit der Finanzierung des Nebenfachs «Theorie und Geschichte der Fotografie» hat er einen wesentlichen Teil bereits beigesteuert.