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Die Autorin der Print- und der Online-Version des «Frauen- und Gleichstellungsatlas Schweiz» ist Elisabeth Bühler, Oberassistentin am Geografischen Institut der Universität Zürich und derzeit Leiterin des SNF-Forschungsprojekts über die Raumaneignung in öffentlichen Parkanlagen (unipublic wird darüber berichten). Zusammen mit dem Bundesamt für Statistik hat die Geografin für die Online-Version die neueren statistischen Daten von 1990 bis 2000 und teils bis 2004 aufgearbeitet. Zu einer Vielzahl von Themen kann man nun gratis und ohne umständliches Login im Internet nachschauen, wie sich die Situation der Frauen in Sachen Familie, Haushaltsformen, Zivilstand, Kinderlosigkeit, Alter, Erwerbsarbeit und Beruf, unbezahlte Arbeit, Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familie, Ausbildung und Politik in den letzten Jahren verändert hat.
Am auffallendsten ist die grosse Zunahme der erwerbstätigen Mütter: «Da hat sich in den letzten Jahren der stärkste soziale Wandel ereignet», sagt Elisabeth Bühler. 1990 blieben noch fast 60 Prozent der Mütter ausschliesslich zu Hause bei den Kindern; im Jahr 2000 lebten nur noch 37 Prozent nach diesem bürgerlich-traditionellen Rollenbild, die Mehrheit arbeitete neben der Familienarbeit noch Teilzeit für Lohn.
Andere Veränderungen sind weniger spektakulär, jedoch durchaus erwähnenswert: So stieg im Jahr 2004 die von Frau und Mann gemeinsam verrichtete unbezahlte Hausarbeit leicht an (auf gut 13%). Die Zentralschweiz bildet diesbezüglich die Ausnahme, dort ist Hausarbeit noch immer vorwiegend Frauensache. In absoluten Zahlen gesehen, engagieren sich Frauen mit 53 Wochenstunden aber noch immer doppelt so stark in der Haus- und Familienarbeit wie Männer (26 Stunden pro Woche).
Die Ausbildungsdauer von Frauen hat sich langsam, aber kontinuierlich verbessert. Heute sind die jüngeren Frauen im Durchschnitt nur noch 0,7 Jahre kürzer in Ausbildung als Männer und damit den Männern diesbezüglich beinahe gleichgestellt. (Die Berufswahl allerdings erfolgt nach wie vor stark geschlechtsspezifisch.)
Auch auf den Chefsessel schaffen es etwas mehr Frauen (Anstieg von Frauen in Führungspositionen von 11 auf knapp 15 Prozent). Interessanterweise vor allem in den Alpengebieten wie dem Berner Oberland und dem Engadin, und dort häufig im Gastgewerbe.
In anderen Bereichen wie der Politik ist bisher kein klarer Trend zu erkennen. Sowohl in der kantonalen als auch in der Bundespolitik kann man grosse Schwankungen des Frauenanteils beobachten. Je nach politischer Grosswetterlage und dem Wahlresultat erreichen mehr oder weniger Frauen politische Ämter.
Klarer ist die Entwicklung bei den Einpersonenhaushalten: Diese haben in den letzten Jahren ungebrochen zugelegt (+8%). Auch in Sachen «Gebärunfreudigkeit» setzt sich der herrschende Trend fort: Der Anteil an Frauen, die keine Kinder haben, steigt; vor allem in den Städten (im Jahr 2000 waren es im Kanton Zürich 28%), aber auch im Tessin gibt es viele kinderlose Frauen. Eine steigende Tendenz zeigt sich auch bei den Einelternfamilien, sie haben zwischen 1990 und 2000 gesamtschweizerisch ebenfalls zugenommen (auf 12,4%).
Der «Frauen- und Gleichstellungsatlas Schweiz» präsentiert das vorhandene statistische Zahlenmaterial nicht nur anschaulich in vergleichenden Karten und Säulendiagrammen, sondern bietet zu den vielen Fakten auch kurze, prägnante Kommentare. Das verleitet auf angenehme Weise dazu, sich von einem Aspekt zum nächsten zu klicken. Man erhält so fast beiläufig einen breiten Einblick in die Situation der Frauen in der Schweiz von heute. Es bleibt zu hoffen, dass der Atlas alle paar Jahre aktualisiert wird und auch in Zukunft aufzeigen kann, wie sich zentrale Gleichstellungsaspekte entwickeln.