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«In Zürich gehen die Studierenden in den Seminaren nicht aufeinander los. ‹Wie kannst du nur so etwas Blödes sagen›, würden sie einander nie an den Kopf werfen.» Der andere Umgangston, «auch unter den Kollegen », gehört zu den ersten Eindrücken, die Katia Saporiti als frisch berufene Professorin am Philosophischen Seminar gesammelt hat. Dass sie aus Deutschland kommt, wo sie an der Humboldt- Universität in Berlin sowie in Bielefeld gelehrt und geforscht hat, braucht da wohl nicht angefügt zu werden. Dass es ein positiver Eindruck ist, hingegen schon (angesichts einheimischer Komplexe wegen einer nicht existenten universitären «Streitkultur»). Eine andere Differenz sieht Saporiti in den demokratischeren Strukturen. Eine Institution wie die Fakultätssitzung, «bei der dann alle abstimmen», kannte sie bisher nicht.
Obwohl sie eigentlich Schweizerin ist, fühlt sie sich «als Ausländerin», da sie nur gerade ihre ersten drei Lebensjahre in Bern verbracht hat. Als Frau in einer solchen Position, zumal mit theoretischer Ausrichtung und Forschungsschwerpunkten wie Philosophie des Geistes, Sprach- oder Erkenntnistheorie, ist sie zudem eine Ausnahmeerscheinung. «Nicht dass dies für mich im Vordergrund stehen würde, ich mache ja nicht einmal feministische Philosophie – aber es wäre schon schön, weniger Exotin zu sein.» Ohne weibliche Vorbilder kämen Studentinnen nicht leicht auf die Idee, einen solchen Weg einzuschlagen. Das sei wie mit den Lokomotivführern in den (früheren) Kinderbüchern. Was sie selber nicht sagen würde: Gut, dass Zürich nun eine Lokomotivführerin mehr hat.