Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

 

Didgeridoo statt Atemmaske

Krankhaftes Schnarchen wurde bisher mit einer nächtlichen Nasenmaske therapiert. Nun eröffnen sich für Schnarcher neue attraktive Möglichkeiten: Forscher der Unversität Zürich und der Zürcher Höhenklinik Wald haben nämlich herausgefunden, dass Didgeridoo spielen gegen Schnarchen hilft.
Theo von Däniken

Von sommerlichen Festivals und Fussgängerzonen sind sie nicht mehr wegzudenken: Die Didgeridoo-Spieler, die dem Blasinstrument der australischen Ureinwohner erdig vibrierende Klangteppiche entlocken. Dass Didgeridoo spielen nicht nur entspannend ist, sondern eine wirksame Therapie gegen das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom – also krankhaftes Schnarchen – ist, das haben Milo Puhan vom Horten Zentrum der Universität Zürich und Otto Brändli von der Zürcher Höhenklinik nun mit einer Studie nachgewiesen. Die Studie wurde am Freitag in der Online-Ausgabe der Zeitschrift «British Medical Journal» veröffentlicht.

Deutlicher Rückgang beim Schnarchen und weniger müde am Tag: Ein Teilnehmer der Studie beim Didgeridoo spielen.

Muskeltrainig

«Bei Patienten mit einem Schlafapnoe-Syndrom sind die Muskeln, welche die oberen Atemwege offen halten, schwächer ausgebildet. Beim Didgeridoo spielen wird genau diese Muskulatur dank der speziellen Atemtechnik stark beansprucht und trainiert», erläutert Otto Brändli die Wirkungsweise der Therapie.

Die Zürcher Forscher sehen darin einen neuen Ansatz in der Therapierung von krankhaften Schnarchern. Denn bisher wurde gegen das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom die nächtliche Überdruckatmung (CPAP-Therapie) angewendet. Dabei müssen die Patienten nachts eine Nasenmaske tragen, über die sie mit Raumluft beatmet werden.

Attraktive Alternative

Viele Patienten empfinden diese Therapie jedoch als belastend und brechen sie nach kurzer Zeit wieder ab. Mit dem Didgeridoo spielen steht ihnen nun nach Ansicht der Forscher eine attraktive Alternative offen. Denn Didgeridoo ist einfach zu spielen und das Spiel selbst ist entspannend.

Auf den Effekt aufmerksam wurden die Forschenden durch den Zürcher Didgeridoo-Lehrer Alex Suarez. Er hatte im Schlaf Probleme mit der Atmung und schlief entsprechend schlecht. Dies besserte sich jedoch, als er anfing Didgeridoo zu spielen. Nach mehreren Monaten schnarchte er deutlich weniger und war auch tagsüber weniger müde. Alex Suarez hatte sein krankhaftes Schnarchen erfolgreich selber therapiert.

Otto Brändli und Milo Puhan konnten diesen Effekt in einer Studie mit 25 Personen mit einem leichten Schlafapnoe-Syndrom belegen. Die 25 Teilnehmenden wurden zufällig zwei Gruppen zugeordnet, von denen eine in der Folge Didgeridoo zu spielen begann. Nach vier Monaten zeigten die Didgeridoo-Spielenden eine signifikant geringere Tagesmüdigkeit als die Kontrollgruppe. In den Schlafuntersuchungen zeigte sich auch objektiv eine Verminderung des Schweregrads des Schlafapnoe-Syndroms. Zusätzlich fühlten sich die Partnerinnen und Partner der Studienteilnehmer deutlich weniger in ihrem Schlaf gestört.