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Prionenerkrankungen sind degenerative Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Sie können von einem Individuum auf das andere übertragen werden und führen unweigerlich zum Tode. Beim Menschen treten sie als Creutzfeldt-Jakob- Erkrankung in Erscheinung, bei Rindern als BSE und bei Schafen in Form von Scrapie.
Die krankheitsauslösenden Erreger, die Prionen, kann man bei allen oben genannten Erkrankungen zuerst im peripheren Nervensystem und in Organen des Immunsystems nachweisen, lange bevor die Prionen das Gehirn erreichen und es zerstören. Sogar in Organen, die lange als prionenfrei galten, wie die Niere und die Leber, sogar in diesen Organen häufen sich Prionen bei einer chronischen Entzündung an, wie eine im Januar 2005 von Professor Aguzzi und Kollegen veröffentlichte Studie darlegt.
Da die Niere ein Ausscheidungsorgan ist, stellte sich den Forschern die Frage, ob es bei lokaler Prionenreplikation in entzündeten Nieren auch zur Prionen-Ausscheidung über den Urin kommt. Um diese Frage zu beantworten, wurden Prionen-infizierte Mäuse mit spontaner oder genetisch hervorgerufener Entzündung der Niere untersucht. Und siehe da: Diese Tiere schieden Prionen im Urin aus. In einigen Fällen waren die Krankheitserreger schon früh im Urin zu finden, zu einem Zeitpunkt, als die Tiere noch keinerlei klinische Symptome einer Prionenerkrankung zeigten.
Doch wie gelangen Prionen in den Urin? Sehr wahrscheinlich, indem die bereits in den Nieren angereicherten Prionen bei Entzündungszellen andocken. Denn nur Tiere mit einer Nierenentzündung scheiden Prionen im Urin aus, zeigten die Versuche von Aguzzis Team.
Die Ausscheidung des Erregers der Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathie (TSE; Sammelbegriff für alle Prionenerkrankungen) über den Urin könnte als Erklärungsmodell für die bisher weitgehend unverstandene, sehr effizient verlaufende Übertragung von Prionenerkrankungen bei Schafen, Hirschen und anderen Wildtieren dienen.