Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Die Herkunft der Berberaffen

Bislang wusste niemand, woher die Berberaffen auf dem Felsen von Gibraltar stammen. Forscher der Universität Zürich konnten nun zeigen, dass die Tiere von marokkanischen und algerischen Gründertieren abstammen. Die Arbeit erschien am 25. April in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift «Proceedings of the National Academy of Sciences».
unicom

Stammen nicht von europäischen, sondern von marokkanischen und algerischen Gründertieren ab - Gibraltars Berberaffen.

Gibraltars Berberaffen (Macaca sylvanus) sind die einzigen frei lebenden Primaten in Europa. Sie gehören zu den 19 Makaken-Arten, die mit Ausnahme des Berberaffen ausschliesslich in Südasien leben.Gibraltars Berberaffen (Macaca sylvanus) sind die einzigen frei lebenden Primaten in Europa. Sie gehören zu den 19 Makaken-Arten, die mit Ausnahme des Berberaffen ausschliesslich in Südasien leben.

Berberaffen waren ursprünglich im Maghreb (Gebiet von Tunesien bis Marokko) weit verbreitet. Heute ist ihr Vorkommen auf wenige isolierte Populationen in Marokko und Algerien beschränkt.

Per Untergrund nach Europa?

Wie die Berberaffen nach Gibraltar kamen, war bislang umstritten. Einige Forscher vermuteten, dass die Kolonie ein Restbestand einer ursprünglichen südeuropäischen Verteilung war, die vermutlich bis zu 5.5 Millionen Jahre zurückliegt. Andere gingen davon aus, dass die Tiere von Mauren in der Zeit zwischen 711 und 1492 auf ihren Handelsschiffen aus Nordafrika importiert worden waren. Weil der Kalksteinfelsen von Gibraltar mit zahlreichen Höhlen durchsetzt ist, mutmasst eine Legende gar, dass die Affen durch einen Untergrundtunnel aus Nordafrika nach Europa gewandert sind.

Hat gemeinsam mit Forschenden aus Konstanz und Chicago die Herkunft der Berberaffen klären können: Lara Modolo vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich.

Die Anthropologin Lara Modolo von der Universität Zürich hat nun gemeinsam mit Forschern aus Konstanz und Chicago das Geheimnis der Berberaffen gelüftet. Mit Hilfe einer Gen-Analyse bei 280 Tieren aus wildlebenden Populationen in Nordafrika konnte sie zeigen, dass die Berberaffen von Gibraltar Nachkommen von sowohl marokkanischen als auch algerischen Gründertieren sind, die ursprünglich von Mauren und später Engländern importiert worden waren.

Der Bestand der Berberaffen hat sich in den letzten 20 Jahren auf 10'000 Tiere halbiert - die Art gilt deshalb als gefährdet.

Genetische Unterschiede

Die Studie hat ausserdem aufgedeckt, dass sich die bestehenden Populationen in Marokko und Algerien genetisch stark unterscheiden, was auf eine lange Isolation der einzelnen Gruppen zurückzuführen ist. Vor allem in Algerien hat der fehlende Austausch zwischen den einzelnen Populationen deutliche Spuren hinterlassen: Innerhalb von Populationen ist die genetische Variabilität praktisch nicht vorhanden, während zwischen den Population grosse Unterschiede bestehen.

Die marokkanischen Tiergruppen sind hingegen genetisch sehr ähnlich. Sie stammen wahrscheinlich von einer einzigen Ursprungspopulation ab, die in den wärmeren zwischeneiszeitlichen Phasen nördliche und südliche Gebiete besiedelt hat.

Populationen unter Druck

Auf dem felsigen Naturreservat von Gibraltar tummeln sich heute über 200 Tiere, zum Entzücken von Tausenden von Touristen. Berberaffen sind auf dem Gebiet des heutigen Naturreservats seit Jahrhunderten heimisch und wurden durch den Einzug der menschlichen Zivilisation gestört. Auch wildlebende Populationen blieben vom wachsenden Druck durch Ausbreitung von menschlichen Siedlungen nicht verschont.

In den letzten 20 Jahren hat sich der Bestand um die Hälfte auf 10'000 Tiere reduziert, weshalb die Art als gefährdet eingestuft wurde. Grund für den Rückgang sind fortschreitende Abholzung der Wälder und die Nutzung der Lebensräume als Weiden für Schafe und Ziegen. Die Studie der Universität Zürich hat nicht nur die Frage nach dem Ursprung der Gibraltar Kolonie gelöst, sondern auch gezeigt, dass Massnahmen zur Erhaltung von verbleibenden Gruppen dringend nötig sind. 

Weiterführende Informationen