Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

 

Detektivischer Spürsinn – Nada Boskovska

Nada Boskovska tritt das Erbe von Carsten Goehrke an, der dreissig Jahre lang den Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte in Zürich geprägt hat. Sie will neben der russischen Geschichte als zweiten Schwerpunkt die Geschichte des Balkans ausbauen.
Sabine Witt

«Von Mikita an Ulianiza. Komm zu mir. Ich will dich und du mich. Und dafür zeugt Ignat.» Ein Text wie dieser kann Nada Boskovska begeistern. Wenn er nämlich in ein Stück Birkenrinde aus dem 13. Jahrhundert geritzt steht. Dann erwacht die Detektivin in der Osteuropa- Historikerin. In alle Richtungen wendet sie die Sätze hin und her, prüft die Grammatik, vergleicht sie mit Bekanntem. Aus mehreren solcher historischen «Post-its» setzt sie dann ein Bild zusammen von einer früheren Lebenswelt.

Nada Boskovska

Nada Boskovska, die kürzlich berufene Professorin für Osteuropäische Geschichte, ist neugierig darauf, wie die Menschen früher gelebt, gehandelt und gedacht haben. Dass es dazu mitunter detektivischen Spürsinns bedarf, reizt sie besonders. Boskovskas Faible für Osteuropa ist kein Zufall: Als «typisches Fremdarbeiterkind » kam sie neunjährig mit ihren Eltern in die Schweiz und brachte die makedonische Sprache im Gepäck mit. Im letzten Wintersemester trat Nada Boskovska nun das Erbe von Carsten Goehrke an, der dreissig Jahre lang den Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte in Zürich geprägt hat. Sie empfindet das nicht als Bürde, im Gegenteil fühle sie sich frei, eigene Akzente zu setzen. So wird sie neben der russischen Geschichte als zweiten Schwerpunkt die Geschichte des Balkans ausbauen. Neben der Arbeit ist der Mutter eines siebenjährigen Sohnes und einer elfjährigen Tochter die Familie am wichtigsten. Da bleibt kaum Zeit für sie selbst. Ausser in den Ferien. Dann gibt sich die Historikerin ihrer detektivischen Leidenschaft hin und liest Krimis – am liebsten auf russisch.