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Das Werk der Philosophen Immanuel Kant (+1804) und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (+1854) ist je für sich, aber auch in vergleichender Hinsicht bereits vielfältig erforscht worden. Mit der Fokussierung auf die Anthropologie beider Philosophen setzt die Zürcher Tagung aber neue Akzente. Die Antwort, die Kant und Schelling auf die Frage, was der Mensch ist, gegeben haben, wird auf dem Hintergrund ihres Verständnisses der Philosophie überhaupt beleuchtet, wobeidas Verhältnis zu den Einzelwissenschaften ins Zentrum der Aufmerksamkeit tritt. Dabei geht es weniger um eine historisch-philologische Erarbeitung der einschlägigen Schriften als um eine sachliche Auseinandersetzung mit den Positionen der Autoren. Unter anderem möchte die Tagung Alternativen zur naturalistischen Betrachtungsweise des Menschen in den modernen Neurowissenschaften aufzeigen.
Bereits 1954 wurde eine erste Internationale Schelling-Tagung in Bad Ragaz durchgeführt – dort, wo Schelling hundert Jahre zuvor im Alter von fast achtzig Jahren verstarb. In Zusammenarbeit zwischen dem Philosophischen Seminar der Universität Zürich und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften folgten 1979 und 1983 weitere Tagungen in Zürich. An diese Tradition konnte der (inzwischen emeritierte) Zürcher Philosophieprofessor Helmut Holzhey anknüpfen, als er seinem Münchener Kollegen Prof. Jörg Jantzen den Vorschlag machte, Kants und Schellings runde Todestage zum Anlass für eine neuerliche Tagung zu nehmen. «Wir freuen uns, zusammen mit unseren Fachkollegen den Beziehungen zwischen Schelling und Kant unter dem Gesichtspunkt nachzugehen, wie der Mensch Gegenstand seines Wissens ist», so Holzhey.
Der letzte Tag der Tagung ist bezeichnenderweise dem Philosophen Schelling als Mensch gewidmet.So steht als passsender Ausklang am Samstag ein Grabbesuch in Bad Ragaz auf dem Programm. Das Denkmal wurde ihm von seinem Schüler, dem bayerischen König Maximilian II, gewidmet. Sowohl die hier eingravierten Worte «Dem ersten DenkerDeutschlands» als auch der Ausspruch seiner Frau, Schelling sei «eine echte Urnatur, als Mineral betrachtet echter Granit», verdeutlichen sein eigenwilliges, aber auch verborgenes Wesen.