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Wenn der Glaziologe nicht zum Gletscher kommt, kommt der Gletscher halt zum Glaziologen. Zugegeben, nicht gleich ein ganzer Gletscher, aber doch einige Eisblöcke werden am 5. Juni auf den Campus der Uni-Irchel geliefert. An diesem Tag der Offenen Tür werden die Gletscherforscher an ihrer liebsten Forschungsmaterie ein Kunststück vorführen: In das hart gefrorene Eis sollen mehrere Löcher gebohrt werden. Doch zuerst darf das Publikum an dem winterlichen Zeitgenossen mit Eisschrauben, wie sie beim Gletscherklettern verwendet werden, herumwerkeln. Was handarbeitlich unmöglich ist, schafft ein Heisswasserdampfbohrer spielend. Wegen der grossen Hitze bohrt er sich wie ein Holzstiel ins Softeis. Mit diesem Bohrgerät platzieren die Gletscherforschenden normalerweise 6 bis 8 Meter lange Pegelstangen in die Schmelzzone von Gletschern, um zu messen, wie viel Eis in welcher Zeit abschmilzt.
Das Abschmelzen der Gletscher erregt auf dem gesamten Globus Besorgnis. Über die Hintergründe und den Zusammenhang mit der Klimaerwärmung informieren die Forschenden in Vorträgen - unter anderem berichtet Dr. Martin Hölzle von der weltweiten Gletscherbeobachtung. Wer zudem genau wissen möchte, wie die Gletscher entstanden sind, wie sie sich bewegen und verändern, ist zu einem Ausflug in die Gletschergeschichte eingeladen, ohne dabei klamme Finger und kalte Füsse zu riskieren: Das interaktive Gletscherinformationssystem zeigt Daten zu mehr als 400 Schweizer Gletschern. Computergrafiken illustrieren den Gletscherschwund der letzten 150 Jahre, und mit Bildern aus dem Weltall kann man eine Reise zu den Gletschern rund um den Globus antreten.
Wie heikel die Erde auf Klimaschwankungen reagiert, beweist das Aussterben von Pflanzen und Tieren. Das gewaltigste Massensterben der Erdgeschichte vor 248 Millionen Jahren, bei dem auch die Dinosaurier ausstarben, vernichtete 90 Prozent aller Tiere und Pflanzen. Die Paläontologen erforschen die Spuren und Überreste solcher Lebewesen. Auf dem Monte San Giorgio haben sie fossile Skelette von Reptilien aus dieser Zeit ausgegraben. Wesentlich jünger sind die Funde von Mammutknochen. Am Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 10'000 Jahren, sind sie ausgestorben. Die in der Nähe von Zürich gefundenen Mammutknochen sowie Abgüsse von Reptilienskeletten und tintenfischähnliche Ammoniten werden an den Tagen der Offenen Tür ausgestellt. Kleine Nachwuchspaläontologen können im Sandkasten nach Haifischzähnen graben.
Frostig geht es auch bei den Supraleitern zu. Sie laufen zur Höchstform auf, wenn die Kälte klirrt: bei minus 196 Grad Celsius. Wer ausprobieren will, was ein Supraleiter kann, muss sich aber nicht warm anziehen. Warm wird den Besucher/innen von allein, wenn sie sich bei den Forschenden der Experimentalphysik aufs Velo schwingen, um strampelnd die Velolampe zu betreiben. Ist diese mit einem herkömmlichen Kupferdraht verbunden, leuchtet sie schwach. Erst der Supraleiter bringt sie zum Strahlen. Auch ein weiteres Experiment mit dem widerstandslosen, abgekühlten Stromleiter hat scheinbar eher mit Hexerei als mit Physik zu tun: die Supraleitermagnetschwebebahn. Ein kleiner Waggon schwebt über Schienen – einfach anstossen und staunen!
Zum mitmachen, staunen und entdecken laden auch viele weitere Ausstellungsstände und Live-Präsentationen am 5. und 6. Juni in der Universität-Irchel ein: Man kann Atome im Tunnelmikroskop beobachten, mit der Zeitlupenmaschine in die Welt der Nanosekunden und Nanometer schauen, mit einem Kohlenstoffmolekül Fussball spielen, die Pflanzenvielfalt im Irchelpark entdecken, aus Tomaten und Erdbeeren DNA-Fäden isolieren, die Logik von Legobausteintürmen durchdringen oder die eigenen Wissenslücken in einem Tierquiz herausfinden.