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Der Umsturzversuch in Herat gegen die Regierung Ismael Khans und die darauf folgende Ermordung von Khans Sohn, des Luftfahrtministers Mirwais Saddeq, am letzten Sonntag (21. März 2004) zeigt, wie instabil die politische Lage in Afghanistan ist. Der Coup wurde durch Soldaten der Nationalen Afghanischen Armee (ANA) ausgeführt und löste heftige Kämpfe in Herat aus.
Die mutmasslichen Feinde Ismael Khans haben offensichtlich ein Interesse an der Liquidation des mächtigen Warlords und Gouverneurs. Das Spektrum seiner Gegnerschaft ist weit: Es reicht von den Drogenbossen, gegen die er rücksichtslos vorgeht, bis hin zu einzelnen Regierungsmitgliedern. Die Unruhen könnten meiner Meinung nach einen neuen Bürgerkrieg initiieren; auf alle Fälle verstärken sie die Position von al-Kaida und der organisierten Kriminalität.
Ismael Khan ist zur Zeit Gouverneur der Provinz Herat, nahe Iran. Nach der Bonner Afghanistan-Konferenz Ende 2001 hat er als Zeichen seiner Bemühungen die von Amerika eingesetzte Übergangsregierung unterstützt. In den achtziger Jahren kämpfte er gegen die sowjetischen Invasoren und später gegen die Taliban. Heute versucht er, den Drogenhandel und den Terrorismus einzudämmen. «Terrorismus wie Drogen – beide Probleme wurzeln in der grassierenden Arbeitslosigkeit und in mangelnden Jobs», wird Khan in «Daily Times» zitiert. In Afghanistan ist Khan angesehen und gilt deshalb bei den anstehenden Wahlen als ernstzunehmender Anwärter für das Präsidentenamt.
Ismael Khan vertritt den sogenannt «afghanischen Weg» für die Ausgestaltung der Zukunft des Landes. Die hochkarätige afghanische Delegation, die im November 2003 an der Universität Zürich an meinem Seminar teilnahm, war sich darin einig, dass Afghanistan nur auf diesemWeg eine Zukunft haben wird.