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Hugo Keller:Die Zeit war wieder einmal reif für einen Tag der offenen Tür. Doch mit dem üblichen Programm wollten wir uns diesmal nicht abfinden, wir hatten Lust auf etwas Ehrgeizigeres, Attraktiveres, Aufsehenerregenderes. Ich gebe zu: Es brauchte schon so etwas wie einen «Ruck» für die ganze Fakultät, ein solch aufwändiges Projekt anzupacken.
Peter Truöl:Bisher haben sich an Tagen der offenen Tür immer nur einzelne Institute beteiligt. Jetzt stellt sich die Fakultät ihrer ganzen Breite dar. Wir wollen zeigen, dass die Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät mehr ist als bloss die Summe ihrer Teile. Die Betonung liegt auf den Verbindungen zwischen den Fachbereichen, auf den Gemeinsamkeiten, auf der Interdisziplinarität, die das naturwissenschaftliche Denken viel stärker prägt, als der Laie sich das vorstellt.
Keller:Es ist unser oberstes Ziel, an die Neugier des Publikums zu appellieren. Forschung soll erlebbar, sichtbar und spürbar gemacht werden. Ich glaube, mit so attraktiven Themen wie zum Beispiel «Mit den Augen hören», «Wie verdampfe ichein Atom», «Aussterben der Dinosaurier» «Fliegen in Zeitlupe» oder «Durchsichtige Menschen» und vielem anderen wird uns das gelingen. Ich war übrigens überrascht, wie viele hervorragende und originelle Projekte eingereicht wurden – obwohl es für die Beteiligten eine Zusatzbelastung zum üblichen Lehr- und Forschungsbetrieb bedeutet. Ich selbst übrigens werde, assistiert von meiner jüngsten Tochter, einige Experimente zur Physik im Haushalt vorführen.
Keller: Insgesamt werden die Besucher die Wahl zwischen mehr als siebzig Einzelveranstaltungen haben, die wir zu den fünf thematischen Gruppen «Die Natur lebt», «Ein Auge für das Unsichtbare», «Reisen durch Raum und Zeit», «Labor im Alltag» und «Planet Zukunft» gebündelt haben. Vorbereitung und Präsentation zusammengezählt, sind etwa 350 bis 400 Fakultätsangehörige involviert. Die Kosten sind mit 200'000 Franken sehr moderat ausgefallen. Wir erwarten etwa 5000 Besucher.
Keller: Wir sprechen alle Leute an, von Kindern bis zu Grosseltern. Wir wollen ein möglichst breites Publikum mit unserer Faszination für die Naturwissenschaften anstecken. Das Wichtigste an der Veranstaltung scheint mir, dass sie zu Gesprächen zwischen den Besuchern und den Forschenden Anlass gibt.
Truöl: Wir erhoffen uns natürlich auch einen Werbeeffekt für künftige Studierende. Unser grösstes ungenutztes Potential liegt bei den Studentinnen; der Frauenanteil an unserer Fakultät ist noch sehr ausbaufähig.
Truöl: In der internationalen Fachwelt haben wir schon ein ausgeprägtes Profil, da sind wir mit der ETH auf Augenhöhe. Was unseren Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung angeht, besteht jedoch Nachholbedarf. Die Wahrnehmung der Zürcher ist merkwürdig einseitig. Naturwissenschaften, vielleicht mit Ausnahme der medizinischen und biologischen Disziplinen, werden in Zürich oft nur mit der ETH assoziiert.
Truöl: Die wissenschaftliche Kultur und das Streben nach wissenschaftlicher Exzellenz ist an der Universität genau gleich ausgeprägt wie an der ETH. Der Unterschied liegt nicht in der Art der Forschung, der Denkweise und der internationalen Vernetzung, sondern lediglich in der Ausbildung – und auch dort sind es nur Nuancen: So bietet die Uni einen etwas grösseren Spielraum in der Fächerwahl.
Truöl: Die Kombination von Wettbewerb und Kooperation zwischen ETH und Zürich ist eine Bereicherung und eine grosse Stärke des Forschungsplatzes Zürich. Ausserdem ist eine Volluniversität ohne Naturwissenschaften schlicht nicht denkbar.