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Eisenbahnlinien links und rechts, eine Autogarage, Bürogebäude: nach Heimstatt der Wissenschaft sieht es nicht aus, an der Andreasstrasse in Zürich Oerlikon. Vor dem sechsgeschossigen Gebäudekomplex mit der Hausnummer fünfzehn stehen noch die Baucontainer, die Bäume wurden gerade erst gepflanzt. An der gläsernen Eingangstür ein weisses Blatt Papier: «Einweihung IPMZ, Raum 3.06». Das Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung an der Universität Zürich – dafür steht das Kürzel IPMZ– feierte am vergangenen Freitag seinen Umzug in den Neubau in Oerlikon.
Damit sind die Zeiten vorbei, in denen das Institut auf drei Standorte verteilt war. Nun sind die vier Abteilungen sowie Sekretariat und Bibliothek auf zwei Stockwerken mit rund 5'000 Quadratmetern Nutzfläche zusammengefasst. Es gibt genügend Seminar- und Arbeitsräume für die in den vergangenen Jahren stark gewachsene Zahl Studierender. Nur die Vorlesungen des Grundstudiums finden am Irchel statt: Bei 274 Studienanfängern allein in diesem Wintersemester sind grosse Auditorien gefragt.
Über hundert Studierende und Mitarbeiter kamen am Freitag zum Aperitif. Es wurden Prosecco und Küchlein mit Tomaten-Zucchini-Füllung gereicht. Institutsvorsteher Otfried Jarren dankt der Universitätsleitung für die neuen Räumlichkeiten. Besonders der in den vergangenen Jahren stark gewachsene «fög» (Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft) ist erleichtert, den engen Büros im Seefeld entronnen zu sein. Beim fög-Vorsteher Kurt Imhof war die Erleichterung gar so gross, dass er eine durch Drittmittel finanzierte Bar in den Aufenthaltsraum stellen und die Säulen des fög-Korridors rot färben liess. Martin Kraft, Mitarbeiter am fög, bedauert allerdings, dass am neuen Standort nicht zusammen mit den Soziologen und Politologen einZentrum der Sozialwissenschaften entstand: «Dies hätte Synergien ermöglicht, beispielsweise bei der Bibliothek.» Der Vorsteher des Soziologischen Instituts, Volker Bornschier, erschien ebenfalls zum Aperitif. Er bereut aber nicht, mit seinem Institut an der Rämistrasse geblieben zu sein: «Auch wenn ich zugeben muss, dass die Büros hier wirklich schön sind.»
Für die Mitarbeiter des Publizistikinstituts sind die Vorteile der neuen Räumlichkeiten unbestritten. Die Studierenden hingegen müssen zwischen Zentrum und Oerlikon pendeln. Was Julia Zutavern, Publizistikstudentin im Hauptfach, nicht stört. Oder nicht mehr: «Anfangs war ich ja sehr skeptisch. Aber jetzt muss ich zugeben, dass das Haus wirklich toll ist: Urban, steril, intellektuell.» Und überhaupt: Für sie sei das Institut hier besser erreichbar als am alten Standort. Skeptischer gibt sich Carmen Ruesch, Publizistikstudentin im Nebenfach: «Es ist schon mühsamer als früher, als sich das Institut gleich neben dem Hauptgebäude befand.»
Nach dem Aperitif führt Mostafa Wanner durch die neuen Korridore. Er hat als Projektleiter der Universität den Umbau durchgeführt. Denn die Universität mietete die Räume im Rohbau an und investierte in den vergangenen vier Monaten rund fünf MillionenFranken in deren Ausbau auf höchstem technischen Niveau. «Wir haben ein eigenes Glasfaserkabel vom Irchel hierher verlegt», erzählt Wanner. Und demonstriert, wie einfach der Kabelkanal unter dem Teppich erreichbar ist. Nur an einer Stelle will ein Stück Teppich nicht richtig passen. «Die Bauleitung ist noch im Haus. Die müssen das richten», stellt Wanner fest. Bis am Mittag habe es hier sowieso wie auf einer Baustelle ausgesehen.
Für mindestens zehn Jahre muss die Universität den neuen Standort an der Andreasstrasse behalten, um die Investitionen zu amortisieren. Längerfristig hofft die Universitätsleitung aber auf einen weiteren Ausbau des Campus Irchel. Die ersten Planungen für die 5. Bauetappe haben bereits begonnen, die Zuständigkeit dafür liegt aber beim Kanton. «Ein Neubau wird frühestens in zehn Jahren fertig sein», relativiert Peter Bless, Verwaltungsdirektor der Universität. Wer dort einziehen würde, ist noch völlig offen.
Nach dem Rundgang durch das neue Institut kehrt auch Soziologieprofessor Bornschier wieder in den Raum zurück, in dem der Aperitif serviert wurde. Einzelne Grüppchen stehen noch immer da und nippen an ihrem Prosecco. Gleich nebenan wird für das Abendessen der geladenen Gäste aufgedeckt. Bornschier wird nicht daran teilnehmen: Er geht nochmals zurück ins Soziologische Institut um zu arbeiten.