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Herr Langhans, Ihre Aufgabe als «Geburtshelfer» von Vetsuisse ist wohl nicht ganz einfach. Wie fühlen Sie sich?
Ich fühle mich ausgezeichnet! Ich betrachte meine Aufgabe als Herausforderung, aber auch als Chance, etwas wirklich Gutes zu machen. Sonst hätte ich dazu nicht ja gesagt.
Die beiden Fakultäten sind die ältesten auf ihrem Gebiet überhaupt. Wäre statt der Fusion nicht auch eine mildere Form, zum Beispiel eine Kooperation,möglich gewesen?
Vetsuisse ist auch das Resultat einer internationalen Forschungsevaluation. Die Experten bewerteten zwar beide Fakultäten als gut. Sie förderten aber klar zutage, dass man, um international kompetitiv zu bleiben, entweder an beiden Standorten zukünftig sehr viel Geld in klinische Subspezialitäten und die klinische Forschung investieren müsste - oder eben beide Fakultäten zusammenführen, um Synergien zu nutzen.
Welche Konsequenzen hat die Fusion für die beiden Fakultäten: Werden Institute geschlossen und Stellen abgebaut?
Es werden in Zürich weder Institute geschlossen, noch Stellen abgebaut. In Bern sind gewisse Restrukturierungen im Bereich Präklinik geplant. Eine meiner Bedingungen, diese Aufgabe anzunehmen war, dass es zu keiner Reduktion der Ressourcen kommt. Das Ziel von Vetsuisse ist, mit gleichem Mitteleinsatz mehr und Positives zu realisieren. Das schafft man durch gute Organisation und Koordination. Dann kann man Kompetenzen komplementär auf die Standorte verteilen, so dass nicht mehr alles an beiden Standorten gemacht werden muss. Wobei mit «alles» insbesondere auch Neues gemeint ist.
Was für neue Schwerpunkte bringt Vetsuisse den beiden Universitäten: Wer muss welches Spezialgebiet abgeben? Wer gewinnt was dazu?
Es geht nicht ums Abgeben. Sondern darum, dass beispielsweise klinische Subspezialitäten nicht identisch an beiden Standorten auf- oder ausgebaut werden, sondern eben komplementär. Das heisst: Es wird kein bestehendes Fachgebiet in die Wüste geschickt, sondern es wird eine komplementäre Verteilung von Kompetenzen geben.
Wer entscheidet über diese Verteilung von Kompetenzen?
Wir selbst! Ich werde in den nächsten anderthalb Monaten beispielsweise alle Kollegen und Kolleginnen aus dem klinischen Bereich einladen. Dann werden wir diskutieren, was aufgrund der vorhandenen Ressourcen an welchem Standort sinnvoll ist.
Um die klinische Forschung zu fördern, wird es innerhalb der Fakultäten gewisse Umstrukturierungen geben. Dazu werden Ressourcen der Fakultät aus dem Nichtklinikbereich neu für die klinische Forschung eingesetzt. Eine Variante ist, dass man bei der Wiederbesetzung einer Professur eine gewisse Anzahl Stellen in einen Fakultätspool gibt, der für die klinische Forschung verwendet wird. Ein weiteres Mittel, um Umstrukturierungen voran zu bringen, sind finanzielle Anreize. Wir werden dafür in den nächsten vier Jahren zusätzlich etwa zehn Millionen Franken Bundesgelder zur Verfügung haben.
Trotzdem: Die Fusion stiess bei den Fakultäten auf Widerstände. Wie gehen Sie damit um?
Ich war bisher Professor an der ETH Zürich, also ein Aussenstehender und verstehe mich demnach als neutraler Mediator. Heute ist die Stimmung in Bern und Zürich positiv. Die Widerstände beruhten zum Teil auf Ängsten vor drastischen Sparvorgaben, oder darauf, das Kernstudium werde zwischen Bern und Zürich aufgeteilt. Dieses Szenario ist heute vom Tisch.
Wie sieht denn künftig das Studium der Veterinärmedizin konkret aus: Wer muss pendeln?
Ich bin stolz darauf, dass wir bereits im kommenden Herbst in Zürich und Bern mit einem gemeinsamen Studienplan anfangen können. Konkret heisst das, dass man das Kernstudium an beiden Standorten eins zu eins machen kann. Für das Mantelstudium müssen die Studierenden dann je nach Spezialisierung unter Umständen nach Zürich oder Bern reisen. Auch für Dozierende ist eine gewisse Mobilität erwünscht.
Wann wird der Fusionsprozess abgeschlossen sein?
Die rechtlichen Strukturen sollten in zwei Jahren stehen. Bis sich jedoch eine einheitliche Vetsuisse-Kultur entwickelt hat, wird es sicher länger dauern.