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UZH Mentoring Award

«Im Team erfolgreich sein»

Zwei Professoren und eine Professorin erhielten vor Kurzem den ersten Mentoring-Award der UZH. Was aber macht gute Betreuung aus? Darüber spricht Preisträgerin Katharina Maag Merki im Interview.
Nathalie Huber

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Katharina Maag Merki


Neben Forschung und Lehre wenden Professorinnen und Professoren einen wesentlichen Teil ihrer Arbeitszeit für die Betreuung von Doktorandinnen und Doktoranden auf. Sie führen Promovierende in die wissenschaftliche Gemeinschaft ein und sind eine wesentliche Stütze ihres Arbeitsumfeldes. Durch ihr persönliches Beispiel motivieren Professorinnen und Professoren den wissenschaftlichen Nachwuchs. Was aber zeichnet einen guten Mentor bzw. eine gute Mentorin aus?

Um darüber zu reflektieren und herausragende Beispiele sichtbar zu machen, hat der Graduate Campus den Mentoring Award lanciert. Dem Aufruf, Kandidatinnen und Kandidaten für den Award zu nominieren, sind rund 90 Doktorierende aus allen Fakultäten gefolgt. Die Jury, bestehend aus fünf UZH-Nachwuchsforschenden, hat sich eingehend mit den Nominierungen befasst und inzwischen drei Personen gekürt. Eine unter ihnen ist Katharina Maag Merki, Professorin für Pädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft.

UZH News hat sich mit ihr über ihre Rolle als Mentorin unterhalten.

Frau Maag Merki: Ihr gesamtes Lehrstuhlteam hat Sie für den UZH Mentoring Award nominiert. Wie haben Sie reagiert, als Sie das erfahren haben?

Ich war perplex und gerührt. Ich wusste gar nicht, dass meine Doktorandinnen und Doktoranden mich nominiert hatten. Dass dann die Jury die Nomination zum Anlass nahm, mir den Preis zuzusprechen, hat mich sehr gefreut. Ich fühle mich geehrt.

Ihr Team bezeichnet Sie in der Nomination als «die perfekte Person» für diesen Award. Sehen Sie das auch so?

Nun, was ist perfekt? Natürlich läuft nicht immer alles fehlerfrei. Aber ich versuche, mich den Schwierigkeiten zu stellen, wenn sie auftauchen und Dinge zu verbessern. Ich denke, das haben die Nachwuchsforschenden auch so wahrgenommen.

Was ist Ihnen als Betreuerin wichtig?

Ich pflege einen intensiven Austausch mit meinen Doktorandinnen und Doktoranden. Wir legen anspruchsvolle Ziele fest – ich verlange aber nichts, was ich nicht auch von mir verlangen würde. Wer bei mir promoviert, soll sich als Teil des Teams verstehen, darauf lege ich grossen Wert. Mir ist es wichtig, dass die Doktorierenden erfolgreich und wir als Team sichtbar sind. Klappt das, profitiert jede und jeder Einzelne. Ich erwarte, dass sich die Teammitglieder untereinander austauschen und sich gegenseitig unterstützen.

Und wenn man nun absolut kein Teamplayer ist? Viele exzellente Forschende sind Eigenbrötler.

Nun, ich bin nicht der Ansicht, dass man an jedem Social Event des Lehrstuhls teilnehmen muss, auch bei fachlichen Diskussionen kann man sich mal ausklinken. Doch für mich erfüllt das Team die Aufgabe eines wissenschaftlichen Forums. Die Forschungsprojekte in der empirischen Bildungsforschung kann man nicht allein stemmen. Dazu braucht man das Feedback oder die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen.

Was fordert Sie als Mentorin besonders heraus?  

Anspruchsvoll ist, meine eigenen Prioritäten mit den Zielen der Nachwuchsforschenden in die richtige Balance zu bringen. Mein Kernanliegen ist die Forschung an meinem Lehrstuhl. Gleichzeitig sollen die Nachwuchsforschenden ihre persönliche Laufbahn vorantreiben können, damit sie eines Tages den Sprung auf eine nächste Stelle oder Professur schaffen.

Schwierig ist für mich, wenn ein Doktorand oder eine Doktorandin, trotz Unterstützung, keine Entwicklungsschritte macht, wenn sie es zum Beispiel nicht schaffen, eine spannende Forschungsfrage oder ein Theoriemodell zu entwickeln, obwohl wir immer wieder darüber gesprochen haben. Wenn ich dann sagen muss: Das reicht nicht.

Was tun Sie dann?

Ich spreche die Person explizit darauf an, und gemeinsam versuchen wir herauszufinden, woran das liegt und was es braucht, um die Baustelle anzugehen.

Wie fallen die Reaktionen darauf aus?

Das ist unterschiedlich. Es kann mitunter sehr schwierig werden, wenn meine Wahrnehmung nicht mit derjenigen des Doktoranden oder der Doktorandin übereinstimmt. Es kann aber auch eine Erleichterung sein, wenn die betroffene Person selbst merkt, dass sie mit ihrer Arbeit nicht vorwärtskommt und unzufrieden ist. Wichtig ist, gemeinsam einen Weg zu finden und zu bestimmen, ob eine weitere Zusammenarbeit sinnvoll ist. Meine Rolle ist es, den Nachwuchsforschenden Türen für eine Laufbahn zu öffnen. Es kann aber auch vorkommen, dass ich Türen schliessen muss, was mir jeweils nahe geht. Aber es hilft allen, wenn ich frühzeitig sage, dass etwas nicht funktioniert.

Welche Förderinstrumente setzen Sie ein?

Neben halbjährlichen Standort- und Laufbahngesprächen, wöchentlichen Forschungsprojektsitzungen und monatlichen Lehrstuhlsitzungen liegt es mir am Herzen, mich auch ausserhalb der Universität regelmässig mit meinen Nachwuchsforschenden zu treffen – beispielsweise auf ein Feierabendbier, um über «Gott und die Welt» zu sprechen.

Wir überlegen gemeinsam im Team, welche Kongresse spannend wären, welche Gastreferenten wir einladen könnten, und wir planen gemeinsam Forschungsaufenthalte. Es ist wichtig, dass sich Nachwuchsforschende ein Netzwerk aufbauen können.

Haben Sie selbst eine Mentorin oder einen Mentor?

Ich tausche mich mit Kolleginnen und Kollegen aus der Forschungscommunity über die Betreuungsarbeit aus und hole mir bei ihnen Rat, falls ich nicht weiterkomme. Daneben bespreche ich viele Themen mit meiner Sekretärin. Sie kennt das Team gut, und es ist lehrreich zu erfahren, wie sie einzelne Personen wahrnimmt.

Wie und wo haben Sie sich Ihr Know-how angeeignet?

Ich habe keine spezifische Weiterbildung gemacht. Das meiste habe ich gelernt, indem ich meine eigenen Erfahrungen reflektiert und mich mit der Mentorinnen-Rolle auseinandergesetzt habe. Mein Fachwissen als Erziehungswissenschaftlerin hat mir sicher auch geholfen.

Wo sehen Sie bei der Laufbahnförderung auf institutioneller Ebene Optimierungsbedarf?

Alle Institute an der Philosophischen Fakultät haben Laufbahnkonzepte erstellt und definiert, welche Strukturen und Prozesse etabliert werden sollten. Nun müssen wir schauen, wie das umgesetzt wird – und zum Teil die Rahmenbedingungen justieren. 

Ausserdem sollten wir mehr unbefristete Stellen für Postdoktorierende anbieten. Die gängige Vorstellung ist, dass man es sich bei einer festen Anstellung etwas zu «gemütlich» macht. Diese Meinung teile ich nicht. Für viele Frauen stellt sich nach dem Doktorat die Frage nach der Familiengründung. Wenn man sich dann alle zwei Jahre um eine neue Stelle kümmern muss, ist das schwierig. Das sollte anders laufen.

Verraten Sie uns, wofür Sie Ihr Preisgeld von 5000 Franken ausgeben werden?

Das Geld soll dem ganzen Lehrstuhl zugutekommen und fliesst dementsprechend auf ein Drittmittelkonto.