Navigation auf uzh.ch
Wissen frei zugänglich: Auch im Frühjahrssemester lädt die Universität Zürich die interessierte Öffentlichkeit ein, an aktuellen Erkenntnissen aus der Welt der Wissenschaft teilzuhaben. In sechs neuen Ringvorlesungen besprechen UZH-Forscherinnen und -Forscher gemeinsam mit externen Gästen gesellschaftsrelevante Themen und geben vielfältige Einblicke in ihre Fachgebiete.
Bis ins ausgehende Mittelalter mieden die Menschen die sagenumwobenen Alpengipfel. Mit den Humanisten und Naturforschern kam im 16. Jahrhundert die Wende, sie nahmen die Umwelt positiv wahr und entdeckten die Berge. Der Durchbruch des modernen Alpinismus – im Zeichen des Sports und Tourismus – erfolgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Inzwischen steht der Alpinismus auf der Liste des immateriellen Kulturerbes. Damit machte die Organisation der Vereinten Nationen 2019 klar, dass es sich dabei nicht nur um eine Sportart oder Freizeitbeschäftigung handelt, sondern um eine soziale Praxis.
Diesen Komplex zwischen Sport, Lebenswelt und Umwelt untersucht die Ringvorlesung der Kommission UZH Interdisziplinär (UZH-i). Ihre Beiträge bringen die Perspektiven unterschiedlichster Disziplinen ein und besprechen Themen wie alpine Sicherheit, Architektur für den Berg, der Berg im Film oder die Geschlechterverhältnisse in der Bergliteratur. Zu Wort kommen dabei neben Forschenden auch Akteurinnen und Akteure aus Alpenpolitik, Kultur und Umweltschutz – darunter die Schweizer Profialpinistin Nina Caprez. Sie erklärt dem Publikum, wie sich Klettern positiv auswirken kann.
Der rasante technologische Fortschritt, der demografische Wandel sowie der gesellschaftliche Wertewandel verändern die Arbeitswelt stark. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie sieht unsere Arbeitswelt in Zukunft aus? Dazu beleuchten Forschende und politische Entscheidungsträgerinnen und -träger in der Vortragsreihe der UZH Digital Society Initiative verschiedene Aspekte. Sie diskutieren etwa die Chancen und Risiken des sogenannten Gig-Working – wenn Arbeitnehmerinnen und -nehmer zeitlich befristete Aufträge erledigen. Hörerinnen und Hörer erfahren, warum es falsch ist, die Zukunft der Arbeit schwarzzumalen und welche Rolle Zeitaufwand sowie Wohlbefinden für unsere Arbeit spielen werden. Ausserdem erläutert ein Gastdozent des IKRK, wie die Digitalisierung die humanitäre Arbeit von Organisationen wie beispielsweise dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz verändert.
Wenn es darum geht, eine überregionale europäische Identität zu begründen, dann gehört die Berufung auf die Antike zu den Standardnarrativen. Dabei bleibt das Bild der Antike unscharf. Die Ringvorlesung des Zentrums Altertumswissenschaften Zürich verfolgt das Ziel, die Vielstimmigkeit sowohl der antiken Wirklichkeit wie ihrer Rezeptionen über die Jahrhunderte hinweg ins Licht zu rücken. Ausgewählte interdisziplinäre Fallbeispiele veranschaulichen, wie die griechisch-römische Kultur bis heute zahlreiche kulturelle, wissenschaftliche und politische Entwicklungen prägt. Thematisiert werden zum Beispiel die Antike auf der Opernbühne um 1900, Michel Foucaults Blick auf die Antike oder die antiken Ursprünge der Grund- und Menschenrechte. Eine Podiumsdiskussion zum Thema «Was macht Europa aus?», u.a. mit GLP-Nationalrätin Tiana Angelina Moser, rundet die Ringvorlesung ab.
Im Alltag vermuten wir häufig, dass die Höflichkeit eine vergangene Kulturform ist und heute immer mehr von der Unhöflichkeit verdrängt wird. Ist das ein neues Phänomen oder war das schon immer so? In der Ringvorlesung «Perspektiven der Höflichkeit» präsentieren UZH-Forschende sowie externe Expertinnen und Experten ihre Sichtweise auf dieses Phänomen. Sie greifen mitunter folgende Fragen auf: Wie sagte man «Bitte» auf Altgriechisch, wie zeigte sich Höflichkeit und Etikette im Italien des 19. Jahrhunderts oder in der französischen Literatur bei La Fontaine oder Proust? Erörtert wird ebenfalls, wie sich Höflichkeit in sozialen Interaktionen sowie in Gestik, Mimik und Stimme offenbart. Die fachliche Bandbreite reicht von der Ethnologie und der älteren und neueren Geschichte über sprach- und literaturwissenschaftliche Ansätze bis zur Rechtswissenschaft, Sozialpsychologie und Theologie.
Die «Goldenen Pfirsiche» aus der an der Seidenstrasse gelegenen Stadt Samarkand stehen exemplarisch für alles Exotische – Pflanzen, Produkte, Tiere –, das China in einer seiner kosmopolitischsten und wohlhabendsten Epochen der Geschichte erreichte. Bedeutende Sinologen wie Berthold Laufer und Edward H. Schafer haben den frühesten Austausch zwischen China und Regionen in ganz Eurasien meisterhaft beschrieben. Sie erzeugten dabei eine Fülle von linguistischen, historischen und archäologischen Daten. In all diesen Bereichen sind seither enorme Fortschritte erzielt worden. Die Vortragsreihe «Before the Golden Peaches – Fresh perspectives on early Eurasian exchanges» präsentiert neue Erkenntnisse über die frühesten Beziehungen zwischen China und Innerasien. Sie bringt dabei Wissenschaftler aus der ganzen Welt und fünf verschiedenen Disziplinen zusammen.