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So unaufhaltsam die Digitalisierung unseren Planeten verändert, so unsichtbar ist sie bisweilen: Ermöglicht durch ein Netz aus Datenkabeln weit unter dem Ozean, überwacht von Satelliten in tausenden Kilometern Höhe, und betrieben mit winzigen Chips von wenigen Nanometern bleibt das Digitale oft zu versteckt, zu fern oder zu klein, um wahrgenommen zu werden. Die Ausstellung «Planet Digital» kann das ändern. Sie wurde vom Graduate Campus der Universität Zürich initiiert und setzt auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit der kreativsten Köpfe aus Forschung und Gestaltung, um den digitalen Wandel für eine breite Öffentlichkeit greifbar zu machen.
Mit der Unsichtbarkeit des Digitalen beschäftigen sich gleich mehrere Ausstellungsexponate. Lena Kaufmann, Postdoc am Historischen Seminar der UZH, forscht u.a. zu digitalen Infrastrukturen. Sie hat mit dem Designstudio «NowHere Media» den interaktiven Audio-Spaziergang «Behind the Scenes» kreiert. Ihre Darstellung von Glasfaser- und Unterwasserkabeln zeigt auf, wie sich die über das Netz übertragenen Daten in Lichtimpulse verwandeln und sich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit rund um den Globus übertragen. Zugleich erfährt man dabei, dass diese Infrastruktur historische Vorläufer hat und auf Telegrafen-, Eisenbahn- und Telefonleitungen der letzten zwei Jahrhunderte basiert – und auch, welche Technologie-Player letztlich die Kontrolle über das Internet haben.
Auch andernorts ist die Materialität des Digitalen zentral. Die Installation «Kaltgang» von Hannes Rickli vom Institute for Contemporary Art Research der ZHdK macht die formal-ästhetische Struktur von Datenzentren sichtbar, die sonst hinter ihrer Funktion der Datenverwaltung und -verteilung zurücktritt. Daneben geben die Fotografien von Andrea Helbling Einblick in Serverwelten, die unter der Erde versteckt bleiben – von einer Bitcoin-Farm in Gondo über das Datenzentrum im Milchbucktunnel bis hin zum Elektronischen Rechenzentrum ERZ/W, das die PTT 1972 in Ostermundigen bei Bern baute.
Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist das Projekt «Kamituga | Digital Gold», das die Arbeitsbedingungen von Goldschürferinnen und -schürfern erlebbar macht. Deren Ausbeutung steht in krassem Gegensatz zur Wichtigkeit von Gold für unsere Computer. Gabriel Kamundala, Doktorand am Geographischen Institut der UZH, erforschte die Lebenswelt von Minenarbeiterinnen und -arbeitern im Kongo. Die dabei entstandenen Interviews sind in der Ausstellung in eine virtuell begehbare Mine eingebettet. Digitalisierung, Globalisierung, Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse verdichten sich darin zu einem sinnlich ansprechenden, aber auch beklemmenden Abenteuer.
Ein Weg, sich den Herausforderungen des digitalen Wandels zu stellen, liegt in der Kollaboration. Aus diesem Grund steht hinter jedem der Ausstellungsprojekte ein interdisziplinäres Team aus Forscherinnen und Gestaltern, die mit vereinten Kräften neue Perspektiven und Zugänge zu den Chancen und Risiken der Digitalisierung entwickeln.
Diese Kollaborationen erwiesen sich als äusserst nachhaltig: Viele der hochschulübergreifenden Arbeitsgruppen, die sich erst für die Ausstellung zusammengefunden haben, entwickeln ihre Projekte weiter.
Ein Beispiel dafür ist das Projekt «Triggered by Motion». Der begehbare Pavillon mit Aufnahmen von Wildtierkameras aus aller Welt thematisiert den Einfluss von Machine-Learning-Anwendungen auf die Tierökologie. Die Installation, an der über 20 Forschungsinstitute und Naturschutzorganisationen beteiligt waren, wird nach Ausstellungsende im Museum des Schweizerischen Nationalparks in Zernez gezeigt. Darüber hinaus gibt es bereits Anfragen aus Indien, China, Brasilien und Südkorea, um die Installation auszustellen.