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Wenn ein Schlaganfall die Blutversorgung im Gehirn unterbricht, sterben innert kurzer Zeit die Nervenzellen der betroffenen Region. Die Folgen sind für die überlebenden Patientinnen und Patienten umso gravierender, je mehr Zeit bis zur Therapie verstreicht. «Bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte man keine Zeit verlieren und die Notfallnummer 144 wählen», sagt die Neurologin Susanne Wegener vom Universitätsspital und Professorin an der UZH.
Typische Symptome sind halbseitige Lähmungen oder Gefühlsstörungen in Beinen und Armen. Auch ein herabhängender Mundwinkel, Sprachstörungen oder Mühe beim Ausstrecken der Arme sind Alarmzeichen. «Auch im Zweifelsfall sollte man die Sanität unbedingt alarmieren», rät die Ärztin. Die Neurologin vom Universitätsspital wird kommende Woche an der BrainFair über Schlaganfälle und aktuelle Therapien sprechen. Bei der diesjährigen Veranstaltungsreihe geht es auch um Hirnverletzungen beim Kind und Schädel-Hirn-Traumata sowie Forschungsthemen zum Gehirn.
Schlaganfälle stehen leider an der Spitze gefährlicher Gehirnerkrankungen. Weltweit sind sie die zweithäufigste Todesursache und Hauptursache für bleibende Behinderungen. In der Schweiz erleiden rund 16000 Menschen einen Schlaganfall, in vier von fünf Fällen sind die Betroffenen über 65 Jahre alt. Doch die Erkrankung trifft auch jüngere Menschen. Rund fünfzehn Prozent sind jünger als 65, nur sehr selten hingegen sind Kinder von Schlaganfällen betroffen.
«Wichtigster Auslöser eines Schlaganfalls ist in 85 bis 90 Prozent der Fälle ein Blutgerinnsel, das die Blutzirkulation stoppt», sagt Susanne Wegener. Durch den Thrombus wird die Zufuhr von Sauerstoff verhindert und die Neuronen sterben ab. Dies passiert innert Minuten, denn die Gehirnzellen brauchen besonders viel Energie und damit Sauerstoff.
Weniger häufig aber nicht minder gefährlich sind Hirnblutungen, zum Beispiel infolge einer Verletzung oder eines geplatzten Gefässes. Durch das austretende Blut werden die feinen Kapillargefässe gequetscht und die Sauerstoffversorgung unterbrochen. Weil sich die Therapien bei einer Blutung und eines Gerinnsels diametral unterscheiden, muss das medizinische Personal im Ernstfall zuerst die Ursache feststellen. Dies geschieht in der Regel in der Stroke-Unit des Spitals mihilfe eines Computertomogramms.
Heimtückisch sind Streifungen durch ein Gerinnsel oder transitorische ischämische Attacken, wie die Fachleute sagen. Die Symptome sind dieselben wie beim Schlaganfall, aber sie bilden sich innert kurzer Zeit, das heisst Minuten bis Stunden, wieder zurück. Dies kann Betroffene dazu verleiten, nach Abflauen der Symptome den Gang ins Spital zu unterlassen. «Das hat oft fatale Folgen», warnt Susanne Wegener, «denn eine Streifung kann ein Vorbote eines schweren Schlaganfalls sein.» Auch bei nachlassenden Symptomen unbedingt ins Spital, rät die Fachfrau.
Die gefährlichen Blutgerinnsel bilden sich meist an den Plaques verkalkter Gefässe im Gehirn oder der Halsschlagader. Sie können aber auch in anderen Gefässen des Körpers entstehen, etwa im Herzen, und werden von dort ins Gehirn geschwemmt. In diesen Fällen spricht man von einer kardialen Embolie.
«Wichtigste Prävention», mahnt Wegener, «sind ein gesunder Lebensstil und die Kontrolle des Bluthochdrucks.» Familiär bedingte Veranlagungen, das heisst genetische Faktoren, spielen eine wichtige Rolle und diese sollte man am besten mit dem Hausarzt, der Hausärztin besprechen. Sonst gilt zur Vermeidung wie bei vielen Krankheiten: Viel Bewegung, Stressreduktion, Nikotinverzicht und Alkohol in Massen.
Bei der Therapie versuchen die Ärzte, das Blutgerinnsel entweder mit Medikamenten aufzulösen oder mechanisch mit einem Katheter zu entfernen. Die Entfernung (Thrombektomie) hat sich erst seit wenigen Jahren etabliert und konnte die Rate schwerer Behinderungen deutlich reduzieren.
Abgestorbenes Gewebe lässt sich nicht retten, aber geschädigte Teile lassen sich medikamentös und durch Rehabilitation teilweise wieder reaktivieren. Das Gehirn ist lernfähiger als man lange Zeit angenomen hat und kann Funktionen bis zu einem gewissen Grad neu organsisieren. Susanne Wegener macht denn auch Mut: «Es ist immer wieder eine grosse Freude zu sehen, wie Betroffene eine Lähmung oder Sprechschwierigkeiten überwinden können.»
Wer mehr über Schlaganfälle und andere Hirnverletzungen erfahren möchte, kann sich an der BrainFair aus erster Hand von Fachleuten aus dem Universitätsspital und der Universität Zürich informieren lassen. Unter der Woche finden abends verschiedene Diskussionsforen statt. Am Samstag, den 19. März, sind Kurzvorträge geplant.