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Die vergangene Woche stand für die Studierenden ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Zum neunten Mal fand an den Zürcher Hochschulen ETHZ, UZH, ZHdK, ZHAW und PHZH die Nachhaltigkeitswoche statt – dieses Jahr erstmals digital.
Ein besonderer Höhepunkt ist jeweils die Podiumsdiskussion mit den Hochschulrektorinnen und -rektoren. Diese stellten sich am letzten Mittwochabend der Frage nach der Vorbildfunktion der Zürcher Hochschulen für eine nachhaltige Entwicklung. Ebenfalls zum Podiumsgespräch eingeladen war Martina Hirayama, Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation.
Die Diskussion zeigte: Die Klimaziele der Hochschulen sind hochgesteckt. Die UZH, die ETH Zürich und die ZHdK beabsichtigen, bis 2030 klimaneutral zu werden. Ausserdem wollen die Zürcher Hochschulen ihr Nachhaltigkeitsengagement stetig ausbauen.
Rektor Michael Schaepman hob diesbezüglich die Ende 2020 an der UZH verabschiedete Umsetzungsstrategie zur Sustainability Policy hervor. Damit hat nun die ganze Universität eine Grundlage für das Engagement für eine nachhaltigere Zukunft. Er erwähnte auch das «Green VVZ» (Vorlesungsverzeichnis), das es den Studierenden ermöglicht, gezielt Lehrveranstaltungen mit Nachhaltigkeitsbezug ausfindig zu machen. Ausserdem hat die UZH ihre Nachhaltigkeitsstelle personell aufgestockt.
ETH-Rektorin Sarah Springman hob das Anergienetz hervor, das den Campus Hönggerberg nachhaltig mit thermischer Energie versorgt. Für die ZHAW ist es laut Dekan Urs Hilber ein «eminent wichtiges Ziel», die Sustainable Development Goals in die Lehre einzubringen. Die PHZH hat gemäss Rektor Heinz Rhyn das Thema nachhaltige Entwicklung tiefer in den Studiengängen verankert. Und die ZHdK bietet neu Wahlmodule im Bereich Nachhaltigkeit an.
Nachhaltige Entwicklung soll ganzheitlich in Bildung, Forschung und Innovation verankert werden – so lautete die im letzten Jahr verabschiede BFI-Botschaft des Bundes. Was bedeutet dies konkret? Die BFI-Staatssekretärin Martina Hirayama erklärte, dass nachhaltige Entwicklung in der Lehre als gesamtheitliches Thema verankert werden müsse. Studierende sollten sich also unabhängig von ihrer Studienwahl damit beschäftigen.
Von der Forschung erwartet Hirayama, dass sie Grundlagen für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft erarbeitet. «Wenn wirklich etwas passieren soll, dann braucht es das Commitment, das Engagement sowie die Kreativität der Hochschulen», betonte sie.
Das Panel war sich einig, dass der Wissens- und Ideenaustausch über Nachhaltigkeitsfragen sowohl kantonal wie schweizweit wichtig sind und bis anhin gut funktioniert. Im vergangenen Herbst hat unter dem Patronat der Schweizer Hochschul-Rektorenkonferenz Swissuniversities das «Netzwerk Nachhaltigkeit» seine Arbeit aufgenommen. Sein Ziel ist es, laut Sarah Springman, die Nachaltigkeitsexpertinnen und -experten der Hochschulen untereinander zu verbinden, die Gremien von Swissuniversities zu beraten und Best Practices auszutauschen.
Ähnlich wie das nationale Netzwerk soll zukünftig das Zurich Knowledge Center for Sustainable Development (ZKSD) das Thema Nachhaltigkeit kantonal vorantreiben. Dieses Kompetenzzentrum ist ein gemeinsames Projekt der Zürcher Hochschulen und wurde von der UZH initiiert. Es will die inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit vereinfachen und fokussiert den Wissenstransfer in die Gesellschaft. «Ich wünsche mir, dass sich möglichst viele Personen an den ZKSD-Projekten beteiligen, sodass das Zentrum auch ausserhalb des Kantons Zürich an Bedeutung gewinnt», sagte Michael Schaepman. Die Universitätsleitung habe die Betriebskosten des ZKSD kürzlich genehmigt. Die Räumlichkeiten im Kulturpark Zürich seien demnächst bezugsbereit. Sobald die Vereinbarung mit den beteiligten Hochschulen final ausgearbeitet sei, könne man loslegen.
Ein weitere Diskussionsfrage betraf den Beitrag der Digitalisierung für die nachhaltige Entwicklung. Martina Hirayama wies darauf hin, dass die Digitalisierung neue, spannende Lehrformate möglich mache und dazu beitrage, im Bereich Mobilität Ressourcen zu schonen. Allerdings dürfe der direkte Austausch mit den Studierenden nicht vernachlässigt werden. Ausserdem müsse man im Blick behalten, dass auch digitale Aktivitäten wie zum Beispiel Videokonferenzen Energie verschlingen. Michael Schaepman stimmte ihr zu: «Wir müssen aufpassen, nicht in die Digitalisierungsfalle zu geraten.»
Der Weg in eine nachhaltigere Zukunft setze einen Kulturwandel voraus, sagte Michael Schaepman. «Die Zukunft des Fortschritts muss neu gedacht werden», betonte er. «Nicht mehr der Wachstums-, sondern der Nachhaltigkeitsgedanke wird uns in Zukunft antreiben.» Die Studierenden seien sich dieses Wandels bereits bewusst. Das sehe man am Beispiel der Nachhaltigkeitswoche und an der Art und Weise, wie sie mit ihren Bedürfnissen und Forderungen an die Hochschulen heranträten. Die grosse Herausforderung für die Universität sei nun, die nachhaltige Entwicklung auch auf institutioneller Ebene breit abzustützen.