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Drohnentaxis, selbstfahrende Autos oder Züge, Sharingmodelle – die Mobilität der Zukunft ist digital. Welche Technologien und Geschäftsmodelle spielen dabei eine Rolle und wie verändern sie unsere Mobilitätsbedürfnisse?
30 Master- und Doktoratsstudierende der Universität Zürich haben sich kürzlich mit Fragen wie diesen auseinandergesetzt. Sie nahmen am ersten «Innovathon» teil, einem neuen Lehrmodul des UZH Innovation Hub und der Mobility Community der Digital Society Initiative (DSI). Das Wort setzt sich zusammen aus den Begriffen Innovation und Marathon. Das neue Lehrformat beinhaltet neben einer theoretischen Einführung einen 48-stündigen Event, während dem die Studierenden gemeinsam intensiv an neuen Ideen arbeiten.
«Der Kurs bietet eine praxisnahe Einführung in die Digitalisierung der Mobilität. Die Studierenden lernen neue Methoden kennen und wenden diese an, um im Team innovative Lösungen für ein reales Problem zu entwickeln», erklärt Anja Schulze, UZH-Professorin für Innovations-Management und Leiterin der DSI Mobility Community, das Ziel des Innovathons.
Während des zweitätigen Theorieblocks stimmten die Mitglieder der DSI die Studentinnen und Studenten mit Kurzreferaten zum Thema Digitalisierung und Mobilität ein. Wichtig war dabei ein thematisch breiter Zugang, denn wer digitale Mobilitätslösungen erarbeitet, der sieht sich mit interdisziplinären Herausforderungen konfrontiert.
Die Teilnehmenden erfuhren zum Beispiel, wie sich das Mobilitätsverhalten analysieren lässt oder wie man mobile Netzwerke nutzen kann, um die Mobilität von Individuen vorherzusagen. Des Weiteren erklärten die Referentinnen und Referenten, wie man mit Blockchain-Technologie das Vertrauen in den Gebrauchtwagenmarkt steigern kann. Oder wie die verschiedenen digitalen Plattformen zum Teilen von Gütern oder Dienstleistungen funktionieren (digital sharing economy). Ein Referent wurde aus Stockholm zugeschaltet und sprach über die Klimarisiken der digitalen Mobilität – nicht wenige waren erstaunt, dass die kleinen E-Scooter nicht in jedem Fall klimafreundlicher als Autos sind. Nach weiteren Inputs aus Medizin, Recht, Wirtschaft und Informatik schloss der theoretische Teil mit einem interaktiven Überblick über die Art und Weise, wie interdisziplinäre Teams zusammen innovative Ideen aushecken können.
Das theoretische Wissen konnte am Innovathon-Event gleich in die Tat umgesetzt werden. Während 48 Stunden entwickelten die Studierenden gemeinsam in Teams Ideen, um ein reales Mobilitätsproblem mit digitalen Mitteln zu lösen. Diese sogenannten Challenges, die einer Lösung bedurften, wurden von sechs Unternehmen, die sich mit der Zukunft der Mobilität beschäftigen, präsentiert: Die SBB wünschten sich innovative Ideen, um die Sicherheit in Zügen zu verbessern; Siemens Mobility interessierte sich für bessere Kombinationsmöglichkeiten von Verkehrsmitteln; die Car-Sharing-Organisation Mobility suchte nach einem besseren Service für automotorisierte Stadt-Land-Pendler; die Forschungs- und Technologieorganisation CSEM nach digitalen Funktionalitäten für eine Bekleidung, die das Mikroklima zwischen Haut und Bekleidungsschicht verbessert; der Autoimporteur AMAG hoffte auf mehr Vertrauen und Tempo beim digitalen Autokauf und -verkauf; und die Beratungsfirma Accenture stellte die Frage, wie ein digitaler Begleiter konzipiert sein sollte, der gemeinsam nutzbare Arbeitsräume mit gemeinsam nutzbaren Transportmitteln zusammenbringt.
Die zehn Teams wählten je eine Herausforderung aus und überlegten sich gemäss vorgegebenen Prozessschritten die aktuellen Probleme und Schwierigkeiten dazu.
Sie setzten Prioritäten, was dringend geändert oder umgesetzt werden müsste. Unterstützung und Inspiration fanden sie bei den eingeladenen Mobilitäts-Profis und Start-ups, um schliesslich gemeinsam eine Idee zu bestimmen und daraus einen einfachen, greifbaren Prototyp herzustellen. Dieser wurde während des Innovathons getestet. Am Schluss flossen alle Erkenntnisse in ein finales Konzept.
Stunde der Wahrheit für die entwickelten innovativen Ideen war ein dreiminütiger Pitch vor einer Jury – darunter Mitglieder der externen Unternehmen, der DSI Mobility Community und des Innovation Hub. Sie bewerteten die Ideen hinsichtlich Kreativität, Interdisziplinarität, Impact, Machbarkeit und Präsentation.
Die Jury erkor das Team «Innowave» zum Gewinner. Das Siegerteam, bestehend aus Marcia Arbenz, Andrea Meier und Jonas Hartmann, präsentierte eine Lösung für die Challenge der Beratungsfirma Accenture. Die drei Studierenden schlugen eine auf maschinelles Lernen gestützte App namens «MeetWe» vor. Die App kommt zum Einsatz, wenn sich Arbeitskollegen oder Geschäftspartner, die mobil arbeiten für ein gemeinsames Meeting an einem Ort treffen wollen. Die App wählt dann den für alle Beteiligten idealen Standort, den kürzesten Weg und das geeignetste Transportmittel aus, um insgesamt Reisezeit und CO2-Emissonen zu reduzieren. «Unsere Idee war es, die Mobilität grundsätzlich zu verringern, indem wir die Ressourcen in unserer Nachbarschaft nutzen und diese mit Arbeitskollegen teilen», erklärte Teammitglied Marcia während der Preisverleihung.
Die Jury war sich unisono einig: «MeetWe» hat grosses Umsetzungspotential. Vorderhand winkt dem Gewinnerteam ein halbtägiger Besuch bei einer Firma seiner Wahl.