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Orientierungstag

«Wir alle sind die UZH»

In einer komplexen Organisation wie der UZH ist die Führungsverantwortung auf viele Personen verteilt. Ein Orientierungstag bot ihnen letzte Woche Gelegenheit, sich über die Fakultätsgrenzen hinweg auszutauschen.
David Werner

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Impressionen vom Orientierungstag: Professorinnen und Professoren aus allen Fakultäten diskutieren die momentanen Herausforderungen der UZH. (Video: dwe)

 

Der Ton war locker und der Austausch lebhaft. Gesprächsstoff gab es reichlich. Je weiter die Zeit voranschritt, desto vielschichtiger wurden die Diskussionen. Rund sechzig Professorinnen und Professoren der UZH kamen letzte Woche zusammen, um untereinander und mit den Mitgliedern der Universitätsleitung über Führungsthemen zu diskutieren – von der Budgetplanung über die Personalführung bis hin zur Infrastrukturentwicklung. Teilnehmen konnte, wer an der UZH neben der Führung eines Lehrstuhls jeweils noch weitere Leitungsfunktionen wahrnimmt, zum Beispiel als Dekanin oder Dekan oder als Leiterin oder Leiter eines Instituts.

Führung in Zeiten des Umbruchs

Der Orientierungstag für Führungsverantwortliche fand in dieser Form an der UZH zum ersten Mal statt. Die Initiative dazu ging von Vize-Rektorin Gabriele Siegert aus, die schon seit längerer Zeit das Anliegen verfolgt, Führungskompetenzen an der UZH zu stärken. «Man kann viel in Prozesse und Strukturreformen investieren – am Ende kommt es aber immer auf die einzelnen Akteure an», sagte sie in ihrem Eingangsstatement. Wie alle Bildungseinrichtungen befinde sich auch die UZH in einer Transformationsphase. «Wenn Altes wegfällt und Neues noch nicht hinreichend etabliert ist, braucht es Führungsverantwortliche, die es verstehen, ihre Mitarbeitenden mitzunehmen», so Siegert.

Die UZH setzte in den vergangenen Jahren eine Reihe von Massnahmen zur Stärkung der Führungskompetenzen um: So wurden vor drei Jahren die Führungsgrundsätze für die UZH erarbeitet, ein Onboarding-Day für neuberufene Professorinnen und Professoren wurde eingeführt und das Weiterbildungsangebot der UZH für Personen mit Führungsaufgaben ausgebaut. Auch der Orientierungstag gehört in diesen Zusammenhang.

Austausch zwischen den Fakultäten

Die sieben grossen runden Tische im Raum unterstrichen den Dialog-Charakter der Veranstaltung. Die Sitzordnung sah vor, dass in jeder Runde Angehörige verschiedener Fakultäten vertreten waren.

Je nach Zusammensetzung der Tischrunden nahmen die Diskussionen einen anderen Verlauf. Die Mitglieder der Universitätsleitung beteiligten sich, indem sie sich mal an den einen, mal an einen anderen Tisch setzten. Dazwischen sorgten sie reihum mit Kurzreferaten für Gesprächsimpulse. Auf diese Weise kamen Themen aus allen Ressorts der Universitätsleitung zur Sprache.

Unterschiedliche Sichtweisen

Rektor Michael Schaepman erklärte in seinem Eingangsstatement anhand der Stichworte «Kreativität», «Komplexität» und «Kooperation», was ihm bei der Führung der UZH besonders wichtig ist. In diesem Zusammenhang unterstrich er auch, weshalb ihm der Austausch unter den UZH-Angehörigen so am Herzen liegt: «Für mich ist die Diversität der Sichtweisen das grösste und wichtigste Gut einer autonomen Universität», sagte er.

Christian Schwarzenegger, Prorektor Professuren und wissenschaftliche Information, widmete sich dem Thema Personalführung, ausserdem regte er die Teilnehmenden dazu an, ihre Erfahrungen bei der Durchführung von Prüfungen in den Semestern während der Pandemie auszutauschen. Generalsekretärin Rita Stöckli wiederum thematisierte die Kommunikationsnetzwerke der UZH und plädierte dafür, nicht immer nur den Weg übers Zentrum, also den Rektor oder die Universitätsleitung, zu wählen, sondern alternativ auch Tangentialverbindungen wie etwa jene zwischen den Geschäftsstellen der Fakultäten zu nutzen. 

Zentral und dezentral

Im Anschluss an das Kurzreferat von Elisabeth Stark, Prorektorin Forschung, wurde unter anderem diskutiert, ob Unterstützungsleistungen für Forschung und Nachwuchsförderung an der UZH eher zentral oder dezentral organisiert werden sollten. Stefan Schnyder, Direktor Finanzen und Personal, stellte die Frage, wie in Budgetprozessen finanzielle Freiräume für neue Projekte geschaffen werden können.

François Chapuis schliesslich, Direktor Immobilien und Betrieb, gab einen Ausblick auf die bevorstehenden Bauprojekte der UZH und bat die Teilnehmenden, gemeinsam darüber nachzudenken, wie die knappe Ressource Raum möglichst verantwortungsvoll genutzt werden kann.

Positive Resonanz

Nach vier Stunden wechselten die Teilnehmenden den Raum und setzten die an den runden Tischen angeknüpften Gespräche beim Apéro fort.

Dabei war auch der Orientierungstag selbst ein Thema. Das neue Format stiess auf positive Resonanz. «Es kam an diesem Nachmittag deutlich zum Ausdruck, wie vielfältig die UZH ist und wie unterschiedlich die Voraussetzungen und die Aufgabenstellungen je nach Fakultät oder Institut sind», sagte zum Beispiel Esther Stoeckli, Leiterin des Instituts für Molekulare Biologie. Gerade weil die UZH so heterogen sei, brauche es den fakultätsübergreifenden Dialog der Führungsverantwortlichen. «Die Eindrücke, die ich gewonnen habe und die Gespräche, die wir miteinander geführt haben, erleichtern es mir, meine eigenen Führungsaufgaben im gesamtuniversitären Kontext zu verorten», so Stoeckli.

Guido Seiler, Professor am Deutschen Seminar und Direktor des Linguistik Zentrums Zürich (LiZZ), sagte, er habe viel darüber gelernt, wie die UZH funktioniert. Seiler lehrt und forscht erst seit zwei Jahren an der UZH, weshalb für ihn manche der Diskussionsstoffe am Orientierungstag teilweise noch neu waren. «In einigen Fällen wäre für mich eine etwas niederschwelligere Einführung in die Materie hilfreich gewesen», sagt er. Beeindruckt habe ihn aber die Gesprächsbereitschaft der Universitätsleitung. «Dass dem Dialog so viel Raum gegeben wird, habe ich noch an keiner anderen Universitäten erlebt. Für mich ist das ein Zeichen der Wertschätzung jenen gegenüber, die sich für eine gute Führung an der UZH einsetzen.»

Ein Gefühl des Miteinanders

Sehr angetan von dem Anlass zeigte sich auch Veronika Brandstätter, Psychologieprofessorin und Direktorin des Psychologischen Instituts. Das Setting mit den runden Tischen, an denen die Teilnehmenden gut durchmischt platziert wurden, hat sich in ihren Augen bewährt. «Ich habe viele Anregungen über die Fakultätsgrenzen hinweg erhalten und zugleich einen guten Einblick in die Art und Weise gewonnen, wie die einzelnen Mitglieder der Universitätsleitung denken und was sie beschäftigt», sagt sie. Die Atmosphäre sei durch grosse gegenseitige Aufgeschlossenheit gekennzeichnet gewesen. «Auch wenn man nicht immer einer Ansicht war, entstand doch ein Gefühl des Miteinanders. Wir alle sind die UZH, das wurde für mich deutlich. Jede und jeder einzelne ist für die Geschicke dieser Universität mitverantwortlich. Ich fühle mich motiviert, etwas von diesem Spirit in mein Institut hineinzutragen.»