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Die Corona-Pandemie bedeutet für die universitäre Lehre einen enormen Kraftakt: Wie eine Befragung an der UZH zeigt, hat die Anpassung der Lehrinhalte auf digitale Formen und die Studierendenbetreuung unter Online-Bedingungen die Arbeitsbelastung der Dozierenden massiv gesteigert. Auch die Studierenden konstatieren einen grösseren Aufwand und gleichzeitig mehr Ineffizienz im Home-Office. Die Gefahr von Passivität und Unverbindlichkeit ist bei ihnen gestiegen. Dies zeigt sich mitunter in der Tendenz, dass zwar zahlreiche Module gebucht, aber nicht unbedingt abgeschlossen werden. Infolge des fehlenden Campus-Kontextes bewegen sie sich in einer fachspezifischen «Bubble» – der interdisziplinäre Austausch als wichtiger Teil akademischer Sozialisation entfällt. Nichtsdestotrotz stehen sowohl Dozierende wie auch Studierende der digitalen Lehre grundsätzlich positiv und neugierig gegenüber.
Damit bietet die Pandemie auch eine historische Chance: Nachdem es in den vergangenen Jahren nur punktuell gelungen ist, die Online- und Präsenzlehre zu verschmelzen, befindet sich die UZH seit März 2020 in einer Phase des notgedrungenen Experiments. «Die Erfahrungen und das grosse Potenzial für Innovation und digitale Transformation möchten wir nutzen, um die qualitativ hochstehende Lehre jenseits des Notfall-Modus weiter zu entwickeln», sagt UZH-Rektor Michael Schaepman anlässlich der Jahresmedienkonferenz. «Gezielt eingesetzte Präsenzlehre soll darin ebenso Platz haben wie Anteile von Online-Lehre.»
Aus hochschuldidaktischer Sicht sind solche hybriden Lehr- und Lernformate effektiver als reiner Online-Unterricht. Sie stärken den Ausbildungsanteil auf dem Campus als sozialen Kern der universitären Lehre und lassen gleichzeitig eine stärkere Individualisierung der Wissensaneignung zu. Entscheidend ist eine hohe Interaktivität, gekoppelt an eine eng getaktete Organisation. Dabei sollen sich die Online-Formate an der jeweiligen Studienstufe ausrichten: Während sich gut angeleitete Selbstlerneinheiten eher für tiefere Semester eignen, bieten sich für höhere Semester Räume der Interaktion und Diskussion an.
Mit digitalen Lehrangeboten, die den Präsenzunterricht ergänzen, lässt sich die Flexibilität, Mobilität und Barrierefreiheit von Lehren und Lernen erhöhen: «Durch die Zeit- und Standortsunabhängigkeit wird das Lernen flexibler, so dass sich Lehre und Studium für alle Zielgruppen offener und interdisziplinärer gestalten lässt», so Schaepman.
Die Corona-Pandemie verleiht so letztlich Bestrebungen zu mehr Durchlässigkeit, Integration und Vernetzung neuen Schub – Entwicklungen, die im europäischen Hochschulraum seit einigen Jahren aktiv gefördert werden und zu denen sich auch die UZH und die Schweiz als Nicht-EU-Mitgliedstaat positionieren müssen.
Auch für eine nachhaltige Entwicklung hat die Pandemie wichtige Impulse gegeben. So war im Jahr 2020 insbesondere bei den Flugreisen von Mitarbeitenden der UZH und den damit verbundenen Treibhausgas-Emissionen ein deutlicher Rückgang von 7587 Tonnen Co2 im Jahr 2019 auf 1670 Tonnen Co2 im Jahr 2020 zu verzeichnen. Angestrebt wird, den pandemiebedingten Stand tief zu halten, so dass das ehrgeizige Klimaziel der UZH, bis ins Jahr 2030 klimaneutral zu sein, erreicht wird.
Deutlich diverser als in früheren Jahren setzt sich die Professorenschaft zusammen. So wurden im Jahr 2020 42 Prozent Frauen (im Vorjahr 24 Prozent) neu an die UZH berufen. Und die 55 neuen Professorinnen und Professoren stammen aus 13 verschiedenen Ländern.
Im Herbstsemester 2020 waren an der UZH 27’656 Studentinnen und Studenten eingeschrieben (26'438 im Vorjahr, +4,6 Prozent). Rund 4600 davon kommen aus dem Ausland, primär aus deutschsprachigen Ländern sowie aus China, Italien und den USA. Die Gesamtzahl der Studierenden steigt damit gegenüber den Vorjahren nochmals deutlich an. «Insgesamt verzeichnen wir über die letzten 20 Jahre eine Zunahme von 7039 Studierenden, was 34 Prozent entspricht», kommentiert Stefan Schnyder, Direktor Finanzen und Personal. Der stärkste Zulauf zeigt sich dabei in den MINT-Fächern (+70 Prozent seit 2010) und der Medizin (+50 Prozent seit 2010). Für das Jahr 2035 prognostiziert die UZH knapp 33’300 Studierende bei einem starken resp. 30’300 Studierende bei einem eher schwachen weiteren Wachstum. Dazu Schnyder: «Um diesen Studierenden auch in Zukunft eine qualitativ hochstehende Ausbildungsverhältnisse zu bieten, müssen wir bereits heute Weichen stellen: bei Personal und Lehrkonzepten ebenso wie bei Infrastruktur und Finanzen.»