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Die Studie «Ciao Corona» der Universität Zürich hat zum dritten Mal 2’500 Kinder aus 275 Klassen und 55 Schulen auf Antikörper gegen das neue Coronavirus getestet. Antikörper im Blut sind der Beleg für eine durchgemachte Infektion. Die grosse Mehrheit der Schülerinnen und Schüler machte bei allen Testrunden (Sommer 2020, Herbst 2020, Frühling 2021) mit. Das erlaubt einen aussagekräftigen Langzeitvergleich.
Seit Juni 2020 stieg der Anteil Kinder, die eine Infektion durchgemacht und Antikörper entwickelt haben, von 2 auf 19 Prozent. Die Infektionsrate ist damit vergleichbar mit jener der Eltern und des Schulpersonals. Es zeigen sich keine wesentlichen Alters- oder Geschlechtsunterschiede, ausser dass die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe etwas weniger betroffen waren.
Erfreulicherweise hat eine Mehrzahl der Kinder ihre Antikörper seit der Herbstmessung und damit über mindestens 6 Monate behalten. Bei rund 20 Prozent der infizierten Kinder waren keine Antikörper mehr nachweisbar. Dieser Rückgang ist vergleichbar mit jenem bei Erwachsenen. «Es ist möglich, dass Kinder mit durchgemachter Infektion trotz fehlender Antikörper durch andere Abwehrmechanismen des Körpers wie T-Zellen vor einer Wiederansteckung geschützt sind», erklärt Susi Kriemler, Studienleiterin und Prof. der UZH. Noch ist unklar, wie lange die natürliche Immunität anhält.
In der ersten Testphase (Sommer 2020) gab es im Schnitt bei 2 von 100 Klassen eine Häufung von Infektionen (3 oder mehr Infizierte pro Klasse). In der zweiten Testphase (Herbst 2020) gab es bei 6 von 100 Klassen ein solches sogenanntes Clustering. Bei der jüngsten Testphase (Frühling 2021) stieg der Wert auf 20 von 100 Klassen. Dieser Anstieg ist ungefähr proportional zum gesamthaften Anstieg der durchgemachten Infektionen. Es muss noch untersucht werden, ob die Infektionen gleichzeitig oder nacheinander stattfanden.
Seit dem Herbst 2020 zeigten 4 Prozent der Kinder mit positivem Antikörpertest Symptome, die mit Long-COVID vereinbar sind (Symptome über 3 Monate oder länger). Auch bei den Kindern ohne Antikörper gegen SARS-CoV-2 machten jedoch 2 Prozent Angaben zu Langzeitsymptomen. Für längerdauernde Symptome können also auch andere Gründe verantwortlich sein. Es ist deshalb davon auszugehen, dass etwa 2 Prozent der infizierten Kinder Langzeitsymptome zeigen, die mit COVID-19 in Zusammenhang stehen können. Keines der untersuchten Kinder war im Verlauf der Erkrankung hospitalisiert.
Die Gesundheits- und Bildungsinstitutionen gewichten das Recht auf Gesundheit und Bildung und die Gefahr von psychischen und sozialen Ungleichheiten hoch und empfehlen daher nach wie vor, ein Paket von Massnahmen im Schulsetting anzuwenden. Eine einzelne Massnahme bringt wenig, aber die Kombination von Massnahmen wirkt sich additiv und synergistisch aus. Zudem stützen die schulbasierten kantonalen, sorgfältig aufgearbeiteten Zahlen des Contact Tracings die Richtlinie, die Quarantänemassnahmen auf einzelne Klassen und Schulen zu beschränken, anstatt Schulen generell zu schliessen.