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Beratungsstelle

Verstrickte Situation

Schwierigkeiten am Arbeitsplatz? Das Team der Beratungs- und Schlichtungsstelle für Mitarbeitende (MBS) hilft UZH-Angehörigen bei psychologischen oder rechtlichen Problemen und Belastungssituationen – vertraulich, neutral und unkompliziert.
Alice Werner

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Marc Seematter und Rebecca Saladin von der Beratungs- und Schlichtungsstelle für Mitarbeitende (MBS) helfen bei Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. (Bild: zVg)

Zum Online-Gespräch melden sich Rebecca Saladin und Marc Seematter aus ihren frisch bezogenen Büroräumlichkeiten. Die beiden freuen sich sichtlich darüber, dass die Beratungs- und Schlichtungsstelle für Mitarbeitende der UZH (MBS), die sie gemeinsam leiten, nach verschiedenen provisorischen Standorten nun ihre Heimat gefunden hat: im obersten Stock einer stilvollen Villa, wie sie für Zürich-Hottingen typisch ist. Die neue Adresse: Plattenstrasse 54. «Das ist zentral im Zürcher Hochschulgebiet gelegen, aber doch weit genug vom UZH-Hauptgebäude mit seinem universitären Trubel entfernt. Hier bietet sich uns die für unsere Arbeit nötige Privatheit und eine entspannte Atmosphäre», fast Saladin die Vorzüge der neuen Lage zusammen. Die Personen, die hier zu einem oder mehreren Sitzungsterminen kommen, sollen sich auf Anhieb wohlfühlen. «Wir sind überzeugt, dass sich die Ratsuchenden in einer ruhigen, angenehmen Umgebung leichter auf eine Beratungssituation einlassen können.»

Professionelle Unterstützung holen

Saladin und Seematter wissen aus Erfahrung, wie schwer es vielen fällt, sich bei Schwierigkeiten am Arbeitsplatz professionelle Unterstützung zu holen. «Es existiert eine Hemmschwelle, ganz klar», sagt Marc Seematter, der sich auf die rechtliche Beratung und die Mediation bei arbeitsbezogenen Konflikten spezialisiert hat. Einige hätten Angst, dass sie umfassend therapiert würden, andere, dass formelle interne Schritte, weiterführende Untersuchungen oder Konsequenzen in die Wege geleitet würden.

Psychologin Rebecca Saladin kann diesbezüglich beruhigen: «Wir bieten rasch und unbürokratisch kurzfristige Unterstützung und Orientierung an – aber explizit keine Therapien oder umfangreiche Coachings. Bei sehr komplexen Situationen und dem Wunsch nach längerfristiger Begleitung empfehlen wir den ratsuchenden Personen daher die Kontaktaufnahme mit weiteren Stellen inner- oder ausserhalb der UZH.»

Auch Seematter ist daran gelegen, allfällige Sorgen zu vertreiben: «Wir arbeiten völlig unabhängig, Gespräche bei uns sind absolut vertraulich. Wir haben keine Auskunftspflicht, geschweige denn eine fachliche oder disziplinarische Weisungsbefugnis gegenüber anderen Personen und Stellen der UZH. Ein Gespräch mit uns zieht keine Konsequenzen nach sich.»

Grosse Nachfrage nach psychologischer Beratung

Konzipiert ist die MBS als Kurzzeitberatung mit Fokussierung auf drei Beratungsangebote: die psychologische Beratung bei arbeitsbezogenen Belastungssituationen, die rechtliche Beratung bei arbeitsbezogenen Problemen sowie die Schlichtung und Mediation zwischen Konfliktparteien bei arbeitsbezogenen Konflikten.

Im vergangenen Jahr haben sich 160 UZH-Angehörige quer durch alle Fakultäten und über die verschiedenen Zentralen Dienste der UZH hinweg bei den beiden Ansprechpersonen der MBS gemeldet, um im persönlichen Gespräch Rat zu suchen. Dabei machte die psychologische Beratung mit fast 50 Prozent den grössten Anteil der MBS-Tätigkeiten aus.

Hinzu kamen Anfragen nach einer rein rechtlichen Beratung, die sich mehrheitlich um Fragen zu Arbeitsbedingungen, zu Weisungsbefugnissen oder zu einer möglichen oder bereits konkreten Beendigung des Arbeitsverhältnisses drehten. Rund 30 Prozent der Anfragen erforderten mehrschichtige Beratung und Unterstützung. «Manchmal», erläutert Marc Seematter, «steht eine rechtliche Frage im Vordergrund, während im Hintergrund bei genauerer Betrachtung persönliche oder zwischenmenschliche Themen ebenfalls eine grosse Rolle spielen, oder es ergeben sich aus seiner psychologischen Beratung heraus rechtliche Teilfragen. Bisweilen folgt daraus auch das Bedürfnis nach einer Mediation zwischen verschiedenen Konfliktparteien.»

Die Themen, mit denen sich die UZH-Angehörigen bei der MBS melden sind vielfältig und individuell. Zur Illustration ein paar mögliche, fiktive Fallbeispiele: Da könnte zum Beispiel die Verwaltungsangestellte, die mit ihrer Mitarbeitendenbeurteilung inhaltlich nicht einverstanden ist und sich über ihre Rechte als Arbeitnehmerin informieren will, um ein Gespräch bitten. Oder der Mitarbeiter, der sich von der neuen Teamleitung aufs Abstellgleis gestellt fühlt, und nicht weiss, wie er dies kommunizieren soll. Da könnte eine Laborleiterin bei der MBS nachfragen, wie man mit einer unkooperativen Kollegin umgeht oder ein Professor Rat im Umgang mit seinem unzuverlässigen Doktoranden suchen.

Da die MBS Zuordnungen zu Themenkategorien vornimmt, lassen sich aber Schlüsselthemen ausweisen, die viele Mitarbeitenden aus Verwaltung und Forschung umtreiben. Ein zentrales Thema sind etwa die spezifischen Arbeitsbedingungen. So passen beispielsweise die vertraglich festgelegten Funktionsbereiche nach einigen Anstellungsjahren nicht mehr zur persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung des Mitarbeitenden; manchmal mangelt es im Team an definierten Arbeitsabläufen mit klaren Strukturen und Zuständigkeiten oder die steigenden Anforderungen im Job, zum Beispiel durch zusätzliche Projektarbeiten, werden zunehmend als belastend empfunden. Zahlreichen Ratsuchenden macht zudem der Führungs-, Kommunikations- und Persönlichkeitsstil ihrer Vorgesetzten zu schaffen.

Individuelle Standortbestimmung

«Da sich die Personen, die sich mit dem Wunsch nach einer psychologischen Beratung an uns wenden, oft in komplizierten, problematischen oder komplexen Situationen befinden, führen wir zunächst eine klärende Standortbestimmung durch», erklärt Rebecca Saladin das Vorgehen bei einer Erstkonsultation. Durch das gemeinsame Gespräch, durch Zuhören und Nachfragen liessen sich die Knackpunkte in einer scheinbar verfahrenen Situation relativ rasch eruieren. «Im zweiten Schritt geht es dann darum, Lösungsperspektiven für die vorgebrachten Anliegen zu erarbeiten.»

Bei schwierigen Arbeitssituationen nimmt die Psychologin sowohl die Strukturen, also die Arbeitsabläufe und Prozesse, in die eine Person eingebunden ist, unter die Lupe als auch den zwischenmenschlichen Bereich, vor allem die Kommunikation mit Kolleg*innen und Vorgesetzten. Die Hauptfragen, die sie sich dabei stellt, lauten: Welche Handlungsmöglichkeiten hat die ratsuchende Person? Wie kann sie ihre Situation selbstverantwortlich verbessern? Und mit welchen Massnahmen kann sie in ihrem Empowerment und ihrer Selbstfürsorge unterstützt werden? «Häufig sind die Mitarbeitenden überrascht, wie viel Gestaltungsspielraum und Einfluss sie am Arbeitsplatz tatsächlich haben.»

In diesem Sinne, so Saladin, sei auch das Hauptziel der MBS definiert: die ratsuchenden Personen zu befähigen, den erarbeiteten Weg selbstständig weiterzugehen und eigenverantwortlich konstruktive Lösungen für schwierige Situationen zu finden.