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Die UZH ist national und international im wissenschaftlichen Wettbewerb hervorragend positioniert. Der Forschungsplatz Zürich profitiert sehr stark von ihren beiden Hochschulen, der UZH und ETH, die je für sich auch starke Einzelplayer sind. Beide tragen zum Reputationsgewinn der jeweils anderen Institution bei.
Ich freue mich sehr darauf, die Zukunft der Universität mitgestalten zu können. Ich werde mich für Rahmenbedingungen einsetzen, die kreative Forschung und die gemeinsame Entwicklung neuer Ideen erlauben.
Ich habe sowohl Gestaltungs- als auch Moderationswille. Der anspruchsvollste Teil meiner ersten hundert Tage im Amt wird sein, die richtige Balance zwischen den beiden zu finden.
Die Forschung, die ich gemacht habe, ist sehr interdisziplinär. Sie reicht vom Engineering bis hin zur methodischen Grundlagenforschung. Diese Interdisziplinarität habe ich immer als grossen Vorteil erlebt, sie kann auch der Volluniversität UZH viele Vorteile bringen. An der UZH gibt es unterschiedliche Wissenschaftskulturen und verschiedenste Forschungsthemen – diese Diversität ist ein grosses Kapital. Durch die bessere Vernetzung verschiedener Wissenschaftsgebiete kann sich die UZH künftig noch stärker positionieren. In diesem Bereich kann ich einen Impuls für die Zukunft setzen.
Doch natürlich, das geht nicht ganz schmerzfrei. Aber ich glaube schon, dass ich als Rektor der UZH die Hochschule durch Integration von verschiedenen Gebieten noch einen Schritt weiterbringen kann. Einen sehr kleinen Anteil meiner Forschung möchte ich, soweit möglich, beibehalten.
Das hat viel mit der Komplexität der Welt zu tun, in der wir leben. Wir müssen immer detaillierter Wissenschaftsgebiete ergründen und Antworten geben auf Fragen, die für die Gesellschaft und Wissenschaft wichtig sind. Dazu braucht es Spezialistinnen und Spezialisten. Diese sollten aber nicht isoliert arbeiten. Es braucht im gleichen Mass Forscherinnen und Forscher, die das Spezialistenwissen in grössere Zusammenhänge integrieren. Stimmt die Balance, kann die interdisziplinäre Zusammenarbeit sehr fruchtbar sein.
Ein Beispiel ist der neue Forschungsschwerpunkt «Digital Religions». Er verbindet Soziologie, Ethik, Theologie mit Informatik und der Erforschung von Netzwerken sowie weiteren Themenbereichen. Das ist ein Gebiet, das stark an Bedeutung gewinnt. Gesellschaftliche Auswirkungen – etwa die Radikalisierung via Internet – kann man nur interdisziplinär erforschen. Da sind vielfältige Kompetenzen gefragt, die an der UZH hochkarätig vorhanden sind.
Eine Schwäche ist, dass wir bedingt durch das starke Wachstum punkto Infrastruktur limitiert sein werden – insbesondere, was Gebäude anbelangt. Und die Frage ist, wie wir die wachsende Anzahl der Studierenden auch künftig so gut ausbilden können. Wir müssen die besten Betreuungsverhältnisse sicherstellen. Wir rechnen auch damit, dass sich in Folge der Corona-Pandemie mehr Maturandinnen und Maturanden für ein Studium entscheiden werden und nicht direkt den Weg auf den Arbeitsmarkt nehmen.
Hinsichtlich Infrastruktur sind diverse Projekte in Bau oder Planung, so das neue Chemiegebäude auf dem Irchel oder das Forum UZH im Zentrum. Damit können wir aber nur begrenzt neue Flächen schaffen, denn wir werden auch Gebäude an den Kanton zurückgeben müssen, wenn das Forum UZH bezugsbereit ist.
Ich beziehe diese drei programmatischen Begriffe immer sowohl auf Forschung und Lehre als auch auf Dienstleistungen, welche die Zentralen Dienste für die Forschung und Lehre erbringen. Seitens der Forschung bedeutet Kreativität, Freiräume zu schaffen für Ideen, Theorien und Experimente. Wir müssen den Forschenden den Rücken freihalten, damit sie möglichst gut forschen können.
Bei den Doktorierenden ist es wichtig, dass wir ihre Freiräume für Forschungsarbeiten – die protected time – respektieren. Sie sollten nicht zu stark mit Lehr- oder anderen Aufgaben für die Universität belastet werden. Da braucht es klare Regelungen. Die Administration wiederum sollte effizient arbeiten und das kreative Arbeiten in der Forschung unterstützen.
Wir können beispielsweise Forschende beim Schreiben von Anträgen für EU- oder SNF-Projekte unterstützen. Den wissenschaftlichen Teil dieser Anträge müssen sie selber schreiben. Wir können sie aber dabei unterstützen, Finanzpläne aufzustellen. Da werden teilweise für jede Art von Projekten verschiedenste Dokumente verlangt. Eines der Ziele ist es, die ganze Drittmittelverwaltung effizient zu gestalten. Die Forschenden sollten letztendlich eine einzige Anlaufstelle für diesen Support haben – das ist im Augenblick noch nicht so.
Es geht bei der Innovation um verschiedene Bereiche, die man unterscheiden sollte. Einerseits ist Grundlagenforschung an sich innovativ, es geht um neue Ideen, Konzepte, Theorien und Experimente. Forschung muss innovativ sein, sonst kann sie nicht überleben. Andererseits wird unter dem Begriff Innovation oft Vermarktbarkeit und Industrienähe oder Translation sowie Diffusion verstanden. Das umfasst technische Entwicklungen und neue Produkte. Um das geht es mir nicht primär, aber wir müssen der Gesellschaft zeigen, dass die UZH innovativ ist und viele Ideen generiert, die zur Innovationsfähigkeit des Landes beitragen.
Ja, weil die Innovation einen wichtigen Beitrag zur Reputation der UZH leistet. Mit einer kleinen Investition erhöhen wir die Reputation, damit die Gesellschaft einen Einblick erhält, wieviel die UZH tatsächlich zu Innovationen beiträgt.
Absolut, die Grundlagenforschung ist zu 100, sagen wir 98 Prozent das wichtigste Geschäft. Es wird auch künftig nicht das vornehmliche Ziel sein, dass die UZH zielorientierte Forschung macht.
Ja, eine Erfahrung betrifft die Möglichkeit der Wahl zwischen akademischer und unternehmerischer Karriere. Wir sollten unseren Studierenden eine gute Grundlage für eine Entscheidung in Richtung Akademie oder Wirtschaft ermöglichen. Dazu wird die MNF beispielsweise das Minor-Studienprogramm BioMed Entrepreneurship anbieten, das den Studierenden Einblicke ins unternehmerische Denken geben soll. Solche Initiativen möchte ich an der ganzen UZH unterstützen
Kooperationen gehen von Personen an der Universität aus, sie betreffen interdisziplinäre Fragestellungen, aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen. Eine vielfältige Zusammenarbeit mit der ETH Zürich ist mir ein grosses Anliegen. Wenn wir die Zukunftsfähigkeit der Hochschulen anschauen, dann wird Kooperation ein grosses Thema sein. Es geht um die Frage, was machen wir gemeinschaftlich mit anderen Hochschulen und wo stehen wir im freundschaftlichen Wettbewerb. Ein weiterer Punkt betrifft die Nutzung von Infrastrukturen. Experimente werden immer teurer, deshalb sollten wir teure Technologien gemeinsam nutzen und weiterentwickeln.
Ja.
Die Internationalisierung ist sehr wichtig, wir stehen mit den besten Universitäten weltweit im Wettbewerb. Die Covid-Pandemie hat den globalen Austausch – denkt man etwa an wissenschaftliche Konferenzen, die nicht stattgefunden haben – tatsächlich erschwert. Wir müssen Methoden finden, damit wir uns nachhaltiger, also mit weniger Flugreisen, aber auch auf höchstem Niveau weiterhin austauschen können.
Auf jeden Fall. Der persönliche Kontakt ist grundsätzlich durch digitale Medien nicht ersetzbar. Aber es gibt ein Optimierungspotential bei den technischen Hilfsmitteln.
Die Universität Zürich wird keine Fernuniversität werden. Ich denke aber, dass hybride Modelle in der nahen Zukunft die Arbeitsweise der Universitäten mitbestimmen werden.
Ich habe mit grossem Interesse feststellen können, dass die Selbstverantwortung und Selbstständigkeit bei den Studierenden massiv zugenommen haben. Auf der Angebotsseite stellt sich die Frage, wie wir den Stoff richtig vermitteln, damit er auf digitalen Plattformen den Anforderungen entsprechend dargestellt wird. Tendenziell besteht momentan eher die Gefahr, dass zu viel Stoff in digitale Formate reingepackt wird. Der Stoff muss ja nicht nur auf den digitalen Plattformen Platz haben, sondern auch in den Köpfen.
Auf jeden Fall! Die Frage ist, wieviel Potenzial neue Methoden mit sich bringen. Denn der Strom für digitale Konferenzen muss auch zuerst nachhaltig produziert werden, soll er wirklich klimaneutral sein. Das heisst man muss die Emissionen von Flugreisen, digitalen Konferenzen und Internetanwendungen sorgfältig miteinander vergleichen und hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit prüfen. Ich bin sicher, dass es da noch Potential gibt, Ressourcen zu schonen.
Einerseits ist mir die Komplexitätsreduktion wichtig. Das gilt zum Beispiel auch für die Wahl eines Mitglieds der Universitätsleitung inklusive des Rektors. Im weiteren müssen wir administrative Rahmenbedingungen und Reglemente so einfach wie möglich gestalten, um die für Forschung und Lehre verfügbare Zeit so effizient wie möglich zu nutzen. Andererseits ist Komplexität in der Forschung der wichtigste Treiber für neue Erfindungen und Methoden. Die Frage ist hier, wie wir komplexe Theorien und Experimente in der Forschung unterstützen können. Das müssen wir diskutieren.
Den Stress verursacht man sich selber, wir sind selbst verantwortlich für die eigene Agenda. Die Vorstellung, dass man im Amt einer Rektorin oder Rektors oder der Unileitung zum Übermenschen heranwächst und 20 Stunden pro Tag arbeitet, halte ich für eine altertümliche Vorstellung. Für mich ist wichtig, dass man signalisiert, wenn es Freiräume braucht.
Reisen sind wichtig, für mich und meine Frau, wir sind ja beide Geographen. In den Ferien besuchen wir mit unseren Teenagern gerne sehr entlegene Gebiete. Ein Antrieb für mich ist der Entdeckergeist und die Suche nach Ruhe. Die Digitalisierung hat den Nachteil der permanenten Ablenkung, ich bin mehr dem Humboldtschen Prinzip verpflichtet und möchte alle die phantastischen Orte kennenlernen, die es auf der Welt gibt.