Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Medienhighlights 2019

Klimakrise, Evolution und ein Neubau

Die Antworten von UZH-Forschenden auf die brennenden Fragen unserer Zeit sorgten 2019 für internationale Schlagzeilen. Auch die Baupläne für das neue «Forum UZH» stiessen auf grosses Medieninteresse.
Rita Ziegler

Kategorien

Vor allem die Schmelze der riesigen Eisschilde in Grönland, Alaska und in der Antarktis lässt den Meeresspiegel ansteigen. Im Bild der Margerie Gletscher in Alaska, USA. (Bild: Wikimedia)

 

Knapp 90 Medienmitteilungen verschickte die Fachstelle Media Relations im vergangenen Jahr, 80 Prozent davon zu Forschungsresultaten. Die zehn erfolgreichsten dieser Communiqués führten zu über 5200 Beiträgen in Radio, TV, Print- und Onlinemedien, mehrheitlich in der Schweiz, Deutschland, Grossbritannien und den USA.

Inhaltlich spiegeln sie die thematische Breite einer Volluniversität: Erkenntnisse aus Geographie und Ökonomie sind ebenso vertreten wie solche aus Linguistik und Chemie. Eine Ballung gibt es bei Themen rund um evolutionäre Anpassungsleistungen von Mensch und Tier. Mit Antibiotikaresistenzen und Klimawandel sind zudem zwei hochaktuelle gesellschaftliche Herausforderungen in den Top Ten vertreten. Was sich grundsätzlich zeigt: Medial erfolgreiche Studien stammen oft von internationalen Forschungsteams. Zwei davon lösten 2019 weit über 1000 Berichte aus.

1.    Schwindende Gletscher und steigende Ozeane

Der Klimawandel erhitzte 2019 Umwelt und Gemüter. Medial wurde nebst Demonstrationen und politischen Debatten auch über neue Forschungserkenntnisse berichtet, etwa die von Michael Zemp. Mit einem internationalen Team berechnete der Glaziologe, dass die Gletscher weltweit seit 1961 mehr als 9000 Milliarden Tonnen Eis verloren haben und immer schneller schmelzen. Der Meeresspiegel ist parallel dazu um 27 Millimeter angestiegen – eine Nachricht, die in über 1400 Beiträgen um den Globus ging, auf sämtlichen Kontinenten aufgegriffen wurde und eine potenzielle Leserschaft von über einer Milliarde Menschen erreichte.

2.     Je fetter die Beute, desto ehrlicher die Finder

Ebenfalls über 1300 Beiträge in allen Erdteilen, vor allem im deutschsprachigen Raum, in den USA und Südamerika erzielte ein überraschendes Resultat aus der Verhaltensökonomie: Je mehr Geld sich in einer verlorenen Geldbörse befindet, desto eher wird diese an den Besitzer zurückgegeben. Forschende um den Ökonomen Michel Maréchal erklären dies damit, dass den Findern das Selbstbild als ehrliche Person wichtiger ist als der kurzfristige finanzielle Gewinn. Im Ländervergleich der weltweit angelegten Studie gehörte die Schweiz zu den Spitzenreitern, was Ehrlichkeit anbelangt. Dies schlug sich hierzulande in einem «10vor10»-Bericht im Schweizer Fernsehen sowie 60 weiteren Beiträgen nieder. Zu guter Letzt also doch «fette Beute» – wenn nicht finanziell, so zumindest medial.

3.    Wie das Gebiss die Sprache beeinflusste

Grosser internationaler Beachtung mit einem Schwerpunkt in den amerikanischen Medien erfreute sich die Erkenntnis, dass Essgewohnheiten einen Einfluss auf die Entwicklung von Sprache hatten. Mit Beginn der Landwirtschaft in der Jungsteinzeit führte weichere Nahrung zu Gebissveränderungen beim Menschen und ebnete damit den Weg für neue Sprachlaute wie «F» oder «V». Aufgezeigt wurden diese Zusammenhänge von einem Team um Balthasar Bickel, das Disziplinen wie biologische Anthropologie, Phonetik und historische Linguistik vereinte. Die Studie schaffte es in den Sender «CNN» und in die «New York Times» und wurde insgesamt in knapp 800 Beiträgen thematisiert.

4.    Adieu Höhlenbär: Der Mensch als Konkurrent

Für Schlagzeilen besonders in Grossbritannien und Deutschland sorgte 2019 das Aussterben des Höhlenbären. In einer europäischen Studie werteten Forschende um Verena Schünemann genetisches Material aus mehreren Höhlen aus. Das Fazit: Der Mensch hat eine Schlüsselrolle gespielt, als sich die Zahl der Höhlenbären vor 40 000 Jahren drastisch zu verringern begann. Er beanspruchte mit den Höhlen denselben Lebensraum wie die Bären und jagte sie. Zugesetzt haben den Pflanzenfressern zudem das kühler werdende Klima und das geringer werdende Futter. Das Schicksal des Höhlenbären bewegte «BBC» und «Independent» ebenso wie die «Washington Post» oder den «Spiegel». Die Studie erreichte in 680 Beiträgen eine potenzielle Leserschaft von über 1,3 Milliarden Menschen.

5.    Hundefutter als Gesundheitsrisiko

Als bester Freund des Menschen hat der Hund gute Voraussetzungen, mediales Interesse zu wecken, besonders wenn mit seiner Gesundheit auch die des Herrchens auf dem Spiel steht. Forschende um Magdalena Nüesch-Inderbinen analysierten Hundefutter aus rohem Fleisch, sogenannte Barf-
Menus, und fanden in jeder zweiten Probe Bakterien, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Diese multiresistenten Keime können sich auf die Heimtiere und von hier aus auf den Menschen übertragen. Die Nachricht dürfte nicht nur Hundebesitzer interessiert haben, sondern war auch für die Medien ein gefundenes Fressen: Weltweit erschienen rund 350 Beiträge, über 250 davon im deutschsprachigen Raum.

6.    Ähnlicher als gedacht: Die Neandertaler und wir

Die Urmenschen waren uns wohl ähnlicher als angenommen – zumindest was Haltung und Gang betrifft. Evolutionsmediziner um Martin Häusler zeigten anhand der virtuellen Rekonstruktion von Becken und Wirbelsäule eines sehr gut erhaltenen Skeletts aus Frankreich, dass Neandertaler sich nicht gekrümmt, sondern ebenso aufrecht bewegten wie heutige Menschen. Dieses Ergebnis stiess nicht nur auf grosses Interesse in den USA und Europa, sondern wurde auch von diversen indischen Medien aufgegriffen. Mit insgesamt 150 Beiträgen belegt die dazugehörige Medienmitteilung Rang 6 der Top Ten.

7.–8. Von Hirn und Hoden: Erkenntnisse aus der Tierwelt

Für ein Schmunzeln bei über 100 Millionen potenziellen Leserinnen und Lesern dürfte eine Studie aus der Evolutionsbiologie gesorgt haben. Darin zeigen Stefan Lüpold und Kollegen: Um ihren Fortpflanzungserfolg zu sichern, sind Affenmännchen entweder gut geschmückt oder gut bestückt. Die Forscher haben über 100 Geschlechtsmerkmale verglichen und herausgefunden, dass auffälliger Schmuck wie Mähnen oder Bärte auf Kosten der Hodengrösse gehen. Um beide Merkmale gleichzeitig auszubilden, fehlt die Energie.

Diese Eröffnung sorgte weltweit für 130 Berichte und verleitete Medien im englisch- und spanischsprachigen Raum zu steilen Thesen bezüglich barttragender Männer. Eine vergleichbare Resonanz erreichte eine Studie des Anthropologischen Instituts. Darin zeigen Sandra Heldstab und andere Forschende, dass Tierarten, bei denen Väter bei der Jungenaufzucht helfen, grössere Gehirne entwickeln.

9.    Antibiotikaresistenzen bekämpfen

Forschende um Chemiker John Robinson präsentierten 2019 einen vielversprechenden Lösungsansatz für ein dringliches medizinisches Problem: Sie entdeckten eine neue Klasse von Antibiotika mit einem einzigartigen Wirkmechanismus gegen gramnegative Bakterien – Mikroorganismen, deren Resistenzen gegen das letzte Reserve-Antibiotikum weltweit zunehmen. Die frohe Botschaft wurde unter anderem in der «Tagesschau» verkündet und fand besonders im deutschsprachigen Raum grossen Widerhall.

10.     Ein Forum für die UZH und die Stadt Zürich

Eine schweizweit breite Abdeckung mit über 100 Beiträgen in Radio, Fernsehen sowie sämtlichen wichtigen Print- und Onlinemedien fand die Kommunikation zum UZH Forum. Als eins der zentralen Bauprojekte am UZH-Standort Zentrum soll es ab 2027 das Gesicht des Hochschulgebiets prägen. Dank den verantwortlichen Stararchitekten Herzog & De Meuron schaffte es die Medienmitteilung zum Neubau auch über die Schweizer Grenzen hinaus in diverse Architekturmedien im Ausland.

 

Dieser Text ist im UZH Journal 1/2020 erschienen.

Weiterführende Informationen