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Botanisch gesehen ist das korrekt, denn in der Botanik werden sowohl Laubblätter als auch Nadeln als Blätter bezeichnet. Die Nadel ist lediglich anders geformt als ein Blatt, sie hat aber dieselbe Funktion. Nadeln sind allerdings die besseren Wassersparer als Blätter und trocknen weniger schnell aus. Weil die Spaltöffnungen in der unteren Seite der Nadel versenkt und gut vor Wind und Sonne geschützt sind, entweicht aus ihnen nur wenig Wasser.
Seit ungefähr 600 Jahren stellen wir an Heiligabend Christbäume in unseren Häusern auf und schmücken sie. Die ersten Weihnachtsbäume tauchten in noblen Haushalten Norddeutschlands auf. In breiten Bevölkerungskreisen wurde der Christbaum erst im 20. Jahrhundert populär. Die Schweiz hat die Tradition des Christbaumschmückens vom Elsass übernommen. Von dort, so wird behauptet, stamme auch dieser Brauch.
Äpfel, Nüsse sowie Zucker- und Honiggebäck (Tirggel) gehörten von Anfang an zum beliebtem Baumbehang. Ein solcher Baumschmuck war auch einfachen Leuten möglich, die sich keine Kugeln leisten konnten.
Wer seinen Weihnachtsbaum mit echten Äpfeln schmücken möchte, dem empfehle ich die alte Schweizer Sorte «Fraurotacher». Sie hat sich bestens dafür bewährt, da ihre Äpfel sehr lange haltbar sind.
In unseren Breiten sind es meiner Meinung nach Weisstannen, denn sie verlieren ihre Nadeln weniger schnell als andere Tannenarten. In Australien und Südamerika beispielsweise schmückt man auch Araukarien, sogenannte Zimmertannen, die sich ebenfalls gut als Weihnachtsbäume eignen; im Mittelmeerraum und Zentralamerika sind es eher Pinien.
Insgesamt halten Weisstannen und Nordmanntannen am längsten und sie haben einen gleichmässigen Wuchs bis zur Spitze. Auch Blautannen oder Blaufichten halten länger als die klassische Rottanne. Hingegen ist die einheimische Rottanne ökologisch sinnvoll, weil sie sie in der Pflege sehr anspruchslos ist.
Wer Wert auf einen nachhaltigen Weihnachtsbaum legt, entscheidet sich am besten für einen Baum aus der Region, ohne Dünger und ohne Pestizide. Ideal ist ausserdem, wenn man mit dem Förster oder dem Gärtner einer angelegten Tannenbaumkultur einen Weihnachtsbaum ausliest, damit er diesen passgenau für den eigenen Christbaumständer zuschneidet.
Man sollte sich auch fragen, ob es sich lohnt, eine zwei Meter hohe Tanne für einen Abend zu nutzen, oder ob man stattdessen einen kleineren Baum aus einer Baumschule mietet, den man in einem Topf mitnehmen und nach der Weihnachtszeit zurückgeben kann.
Um ehrlich zu sein, so ganz sicher bin ich mir da bei der Ökobilanz nicht – beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Die Topfpflanze muss zum Beispiel über den Sommer hinweg bewässert und gedüngt werden. Hingegen stehen Plantagenbäume häufig auf Boden, der landwirtschaftlich nicht gut nutzbar ist. Es gibt sogar Tannenbaumkulturen, auf denen eine spezielle Schafrasse, die keine Weihnachtsbäume fressen, weiden. Dort muss man dann die Wiesen nicht pflegen und braucht keine Pestizide.
Meine Empfehlung ist, den Baum möglichst kurz vor Weihnachten zu kaufen. Wer bereits einen geschnittenen Baum gekauft hat, sollte ihn möglichst lange im Freien oder an einem kühlen Ort lagern und ihn vor der Platzierung im Haus nochmals anschneiden. Denn lange im Voraus geschnittene Weihnachtsbäume produzieren – um den Trockenstress zu bewältigen – Harz, das die Poren schliesst. Der Anschnitt sollte keilförmig sein, damit die frischgeschnittenen Flächen möglichst viel Wasser aufnehmen können. Darüber hinaus ist es wichtig, dass man den Christbaum täglich giesst; ausserdem hält er bei einer kühleren Raumtemperatur länger.
Ich bin seit jeher ein Fan der Rottanne. Mir gefällt ihr etwas archaische Wuchs – im Gegensatz zur gleichmässig gewachsenen, und deshalb sehr beliebten, Nordmanntanne. Ausserdem stellen wir unseren Tannenbaum in einen historischen Christbaumständer mit integrierter Musikdose. Unser mit Kerzen und roten Kugeln geschmückter Christbaum dreht sich zu den Melodien von «Ihr Kinderlein kommet», «grosser Gott wir loben dich» und «Stille Nacht».
Der klassische Weihnachtsstern trägt die Symbolfarben der Advents- und Weihnachtszeit: rot und grün. Besonders auffällig am Weihnachtsstern sind ja nicht die Blüten (Cyathien), diese sind sehr klein und unscheinbar, sondern die opulenten roten Hochblätter (Brakteen), die wie Scheinblüten an den Stängeln leuchten. Diese roten Blätter haben für uns Signalwirkung: Achtung, Weihnachten steht vor der Tür!
Natürlich steckt hinter der Beliebtheit des Weihnachtssterns auch erfolgreiches Marketing. Ursprünglich «entdeckt» hat die Pflanzenart aus der Familie der Wolfsmilchgewächse der US-Botschafter Joel Poinsett im Jahr 1828 in Mexiko. Der mexikanische Name der Pflanze verwies auf Götter und Heilige sowie auf ihre Rolle zur Weihnachtszeit. Poinsett übersetzte ihn als «Blume der Heiligen Nacht», das später populär zum heutigen Weihnachtsstern verkürzt wurde. Er führte die Pflanze dann in die USA ein und schickte sie an botanische Gärten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts etablierte sich der Stern als Weihnachtsblume in den USA, wo sie zunächst als Schnittblume angeboten wurde. Dank erfolgreicher Züchtung kommt der Weihnachtsstern heute auch als Topfpflanze zurecht und ist als solche seit den 1950-er Jahren bei uns beliebt.
In den Tropen ist der Weihnachtsstern ein immergrüner Strauch mit verholztem Stamm, der bis zu fünf Meter hoch werden kann. Seine grossen gezackten Blätter, die in ihrer Anordnung ein Sternenmuster ergeben, ähneln denen des Stechapfels.
Mein Traum war einmal, den grössten Weihnachtsstern in der Schweiz im Botanischen Garten der UZH zu kultivieren. Sodass uns die Besucher allein deswegen während der Adventszeit aufsuchen würden.
Nein, das Experiment scheiterte leider – wohl mangels genügend Aufmerksamkeit und Geduld sowie aufgrund unseres Klimas. Der Weihnachtsstern ist in der Kultivierung anspruchsvoll.
Einerseits reagiert er empfindlich auf Kälte und Durchzug. Andererseits ist der Stern eine sogenannte Kurztagpflanze, die nach einer Induktionsphase von etwa sechs Wochen blüht – während der sie dem Tageslicht nicht mehr als acht Stunden ausgesetzt gewesen ist. Nach dieser Zeit färben sich die obersten Blätter zu den roten Hochblättern, was wiederum der Anlockung von bestäubenden Vögeln dient.
In seiner Heimat blüht der Weihnachtsstern im Frühling. Damit er also bei uns pünktlich zur Adventszeit farbige Hochblätter ausbildet, muss man ihm vor seiner Blütenbildung vorschummeln, es sei Winter. Dafür setzen Gärtnereien die Hell- und Dunkelphasen ganz gezielt ein. Dabei ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt für die Verdunkelung zu treffen.
Unter idealen Bedingungen bleiben die Hochblätter bis Ende Februar farbig. Diese sind dann gegeben, wenn der Weihnachtsstern einen möglichst warmen und hellen Standort hat und er mässig aber regelmässig mit zimmerwarmen Wasser gegossen wird. Ab Ende Februar bis April sollte man die Wassergabe leicht reduzieren, damit die Pflanze in eine Ruhezeit eintritt. Ende April kann man sie auf 15 bis 20 Zentimeter Höhe zurückschneiden und steigert langsam wieder die Giessmengen. Ab der frostfreien Zeit gedeiht der Weihnachtsstern auch draussen gut – oder man sucht drinnen einen hellen Platz und versorgt ihn bis Mitte August wöchentlich mit flüssigem Blumendünger. Danach startet die Verdunkelungsphase für rund sechs Wochen. Man legt also beispielsweise einen grossen Karton oder eine dunkle, luftdurchlässige Folie über die Pflanze – täglich jeweils von fünf Uhr abends bis morgens um neun Uhr. Danach sollte die Induktion der Blütenbildung abgeschlossen sein und der Stern blüht hoffentlich pünktlich zur Adventszeit.