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(Die Kurzbeschreibung der neuen Forschungsschwerpunkte, UFSP, finden Sie im Anschluss an das Interview.)
Beatrice Beck Schimmer: Die UFSP stärken das Forschungsprofil der UZH in ihrer gesamten Breite als Volluniversität. Top-Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen vernetzen sich und befassen sich gemeinsam mit komplexen Themen. Der Effekt dabei ist exponentiell: Ihre unterschiedlichen Denkmodelle befruchten sich gegenseitig und führen letztlich zu neuen Erklärungs- und Lösungsansätzen.
Hinzu kommt, dass wir mit den UFSP eine Balance zwischen etablierter Forschung und High-Risk-Forschung schaffen können: Wir bauen bereits bestehende Wissenschaftsgebiete weiter aus und machen diese sichtbar. Gleichsam fördern wir innovative Forschungsansätze. Diese Mischung finde ich sehr wichtig und macht die UFSP zu einem idealen Förderinstrument.
Die laufenden UFSP haben sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene stark zur Sichtbarkeit und Reputation der UZH beigetragen. Beispielsweise hat sich der UFSP «Globaler Wandel und Biodiversität» zu einem Leuchtturm mit internationaler Ausstrahlung entwickelt. Dank der interdisziplinär angelegten Arbeiten innerhalb des UFSP gelang es der UZH, die prestigeträchtige internationale Koordinationsstelle «bioDISCOVERY» zu übernehmen. Diese unterstützt und koordiniert weltweit Forschungsprojekte mit dem Ziel, den Wandel der biologischen Vielfalt zu überwachen, besser zu verstehen und vorherzusagen. Dank diesem UFSP wurde die UZH zu einem globalen Hotspot für Biodiversitätsforschung.
Ein anderes Erfolgsbeispiel mit nationaler Strahlkraft ist der UFSP «Finanzmarktregulierung». Die Forschenden des UFSP beteiligten sich rege an der öffentlichen Diskussion zur Aufarbeitung der Finanzmarktkrise und wurden zu gefragten Expertinnen und Experten für den Schweizer Finanzplatz. Ausserdem haben Vertreterinnen und Vertreter der Rechtswissenschaftlichen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät das Verfahren um das neue Finanzinstituts- und Finanzdienstleistungsgesetz kritisch begleitet.
Entscheidend war für die Auswahl, dass es sich um Forschungsgebiete handelt, die eine hohe Aktualität aufweisen. Als Hochschule haben wir auch eine Verpflichtung, gesellschaftsrelevante Fragen vorausschauend zu beleuchten und zu beantworten.
Im Falle der genannten Beispiele: Die Reproduktionsmedizin ist heute schon sehr weit fortgeschritten, allerdings sind viele Fragen noch offen – nicht nur in medizinischer, sondern auch in rechtlicher, soziologischer oder ethischer Hinsicht. Auch die Lernfähigkeit ist ein gesellschaftlich relevantes Thema, das wir besser verstehen möchten, etwa um daraus auch Schlüsse für Lernstörungen ziehen zu können.
Mit dem UFSP zu seltenen Krankheiten bauen wir erfolgreiche Forschung an der UZH weiter aus. Der UFSP wird sowohl die Entwicklung neuer Therapien vorantreiben, als auch ein interdisziplinäres Netzwerk schaffen, um ethisch-rechtliche und pädagogische Fragen rund um die Therapie seltener Krankheiten zu beantworten. Dazu sind auch Initiativen geplant, welche die Gesellschaft über seltene Krankheiten informieren und sensibilisieren.
Die UFSP werden jeweils nach einer Vierjahresperiode von externen Expertinnen und Experten evaluiert. Zentral ist dabei: Welche wissenschaftlichen Leistungen erbringt der Forschungsschwerpunkt, wie wird er national und international wahrgenommen, und was ist letztlich der «added value» eines UFSP – also, welche Synergien sind aus den Kollaborationen hervorgegangen, die ohne den UFSP nicht möglich gewesen wären. Nicht zuletzt wird auch darauf geachtet, ob ein UFSP Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler fördert.
Indem wir mithilfe der UFSP neue Stellen für Doktorierende, Postdocs und Assistenzprofessuren schaffen können. Auf persönlicher Ebene profitiert man als Jungforscherin bzw. -forscher insofern, als man in interdisziplinären Forschungsgruppen mitwirken kann. Man muss nicht an eine andere Hochschule wechseln, um in neue Forschungswelten einzutauchen, sondern erlebt diese innerhalb des Netzwerks des UFSP.
Jeder neue Forschungsschwerpunkt wird in einer ersten Phase jährlich durchschnittlich mit 1.7 Millionen Franken unterstützt, in einer zweiten Phase ab 2025 mit rund 3 Millionen Franken pro Jahr.
Die Idee ist, dass sich die Netzwerke und Strukturen der Verbundprojekte während ihrer Laufzeit verfestigen – sei es etwa durch die Etablierung von Professuren, die gemeinschaftliche Nutzung von Technologieplattformen oder durch die Einrichtung gemeinsamer Institute und Zentren. Zum Beispiel wurde das erfolgreiche Netzwerk des UFSP «Translationale Krebsforschung», das zahlreiche Grundlagenforscherinnen und -forscher aus Medizin und Biologie sowie klinische Gruppen der Universitätsspitäler vereint, ins kürzlich gegründete «Comprehensive Cancer Center» überführt.