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«Kapital ist der wirkungsvollste Hebel, um in der Gesellschaft etwas in Bewegung zu setzen», sagte Falko Paetzold im Talk im Turm. Wer eine nachhaltige Wirtschaft wolle, der sei gut beraten, sich der Mittel des Kapitalismus zu bedienen.
Paetzold leitet das Center for Sustainable Finance and Private Wealth (CSP) der Universität Zürich, das daran arbeitet, die weltweiten Finanzströme in nachhaltige Bahnen zu lenken. «Würden mehr Vermögen in nachhaltige Anlagen investiert, könnten viele globale Probleme gelöst werden», erklärte der Ökonom im Talk im Turm.
Die verbreitete Ansicht, dass Investitionen in nachhaltig wirtschaftende Firmen zwar gut fürs Gewissen, aber schlecht fürs Portemonnaie seien, bestritt Paetzold auf dem Podium vehement. Ökonomische Vernunft und nachhaltiges Unternehmertum seien keine Gegensätze, sagte er und fügte an: «Es kann durchaus profitabel sein, Gutes zu tun.»
Nicht nur das Kapital, auch die Technologie könnte ein Schlüssel zu einer nachhaltigeren Gesellschaft sein. «Die Digitalisierung bietet die Chance, viel Energie und viele Rohstoffe zu sparen», sagte der Informatiker und Nachhaltigkeitsforscher Lorenz Hilty im Talk im Turm.
Hiltys Vision: Recycling-Roboter sortieren den Abfall, demontieren Geräte, erkennen und trennen Materialien und machen sie so wieder verwertbar. Von künstlicher Intelligenz unterstützt und betrieben durch Wind- und Sonnenenergie lernen die elektronischen Müllarbeiter selbständig, wie sie aus Schrott reine Materialien rückgewinnen können.
Von der Verwirklichung einer intelligenten, umweltschonenden und klimaneutralen Kreislaufwirtschaft sind wir allerdings noch weit entfernt. Hilty erinnerte im Talk im Turm daran, dass technische Innovationen nicht automatisch zu einer nachhaltigeren Gesellschaft führen. Er machte klar: Ob digitale Technologien unter dem Strich der Umwelt nützen oder schaden, hängt davon ab, wie sie eingesetzt werden.
So sind elektronische Geräte heute dank technologischem Fortschritt zwar deutlich effizienter als früher, doch das dadurch freigesetzte Sparpotenzial wird stets wieder aufgezehrt durch die Produktion und den Verkauf immer aufwändigerer Geräte. Dieser sogenannte «Rebound-Effekt» sei mitverantwortlich dafür, dass die Gesellschaft trotz technologischer Innovationen bisher nicht nachhaltiger geworden sei, sagte Hilty.
Erfindergeist allein schafft also noch keine verbesserte Ökobilanz. Vernünftiges Konsumverhalten ist ebenso wichtig. In diesem Punkt traf sich Hilty mit Paetzold. Der sagte: «Wir sollten uns nicht über die mangelnde Nachhaltigkeit der Wirtschaft ärgern. Denn die Wirtschaft, das sind wir alle.»