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Das Frühjahrssemester neigt sich dem Ende zu, und viele Studierende fragen sich: Wie gestaltet sich das kommende Semester an der UZH? An der Townhall-Veranstaltung von letztem Dienstag erhielten die Studentinnen und Studenten die Gelegenheit, Fragen zum Herbstsemester zu stellen. Ihre Gesprächspartner waren: Gabriele Siegert, Rektorin ad interim und Prorektorin Lehre und Studium, Daniel Müller Nielaba, Studiendekan der Philosophischen Fakultät sowie Matthias Guckenberger, Prodekan Lehre Klinik der Medizinischen Fakultät. Um spezifische Fragen zur aktuellen pandemischen Lage zu beantworten, schaltete sich Infektionsexperte Jan Fehr zum virtuellen Meeting zu.
«Sie haben ein besonderes Semester hinter sich, das besondere Massnahmen erforderte», sagte Gabriele Siegert zu Beginn des Townhall-Meetings. Offensichtlich seien die Studierenden jedoch mit der plötzlichen und fundamentalen Umstellung auf einen Online-Unterricht gut bis sehr gut zurechtgekommen – dies zeige die Auswertung einiger tausend Feedbackbögen aus den Lehrveranstaltungen.
Auch das Herbstsemester werde für die Studierenden ein besonderes Semester sein. Bei dessen Planung müsse berücksichtigt werden, dass die Pandemie-Lage unberechenbar bleibe und sich jederzeit ändern könne. «Wir wollen für alle Situationen gerüstet sein», sagte Gabriele Siegert. Entsprechend werde das Lehrangebot der UZH im kommenden Semester aus einem Mix aus Online- und Präsenzveranstaltungen bestehen. Online-Formate sollen regelmässig durch Präsenz vor Ort ergänzt werden. Auch Mischformen werden angestrebt, sogenannte Blended-Learning-Settings, wobei sich die analoge Begegnung an einem Ort mit Aufträgen via Web abwechselt. Nicht zuletzt wolle man auch den Studienanfängerinnen und -anfängern genügend Möglichkeiten geben, die UZH vor Ort kennenzulernen.
Im Anschluss stellten die Studierenden ihren Gesprächspartnern Fragen. Hier eine Zusammenfassung:
«Eine solche Regel gibt es nicht», sagte Daniel Müller Nielaba. Mit Modulbuchungsstart wird im Vorlesungsverzeichnis ersichtlich sein, wie die Lehrveranstaltungen durchgeführt werden. Grundsätzlich werden die Präsenzveranstaltungen so geplant, dass die Studierenden sie auch digital absolvieren können und die Unterrichtsmaterialien online zugänglich sind. Eine wichtige Vorgabe der UZH ist es, laut Müller Nielaba, dass auch vulnerable Gruppen, unabhängig davon, ob ein Präsenzunterricht stattfindet, ortsunabhängig studieren können. Bereits heute sei klar, dass – auch unter Berücksichtigung der aktuellen Abstandsregel von 1.5 Meter – die grossen Lehrveranstaltungen der Philosophischen, der Wirtschaftswissenschaftlichen sowie der Rechtswissenschaftlichen Fakultät nicht ausschliesslich im Präsenzmodus stattfinden können.
An der UZH gebe es grundsätzlich keine Präsenzpflicht – weder vor noch zu Corona-Zeiten, hielt Gabriele Siegert fest. Es liege also in erster Linie im eigenen Ermessen, wie man sich das geforderte Wissen und die notwendigen Kompetenzen aneigne. Allerdings sei es möglich, dass in einigen Modulen Leistungsnachweise gefordert seien, welche die Präsenz unabdinglich mache, beispielsweise das gemeinsame Erarbeiten eines Fragebogens.
«Kommunizieren Sie bitte mit ihren Dozierenden, klären Sie mit ihnen, ob Sie etwas verpassen könnten. Und, so Siegert, man solle auch mit seinen Mitstudierenden in Kontakt bleiben. «Die UZH ist eben keine Fernuniversität, sondern sie lebt vom persönlichen Austausch.»
Die Qualität könne in jedem Fall erhalten bleiben, zeigte sich Gabriele Siegert überzeugt. Für den einen oder anderen Dozenten möge es schwierig gewesen sein, von einem Tag auf den anderen auf Online-Unterricht umzustellen. Im Gegensatz zu den Studierenden, denen ein zusätzlicher Fehlversuch zugestanden wurde, hätten die Dozierenden diese Option nicht gehabt. Die UZH habe seither ein umfassendes Unterstützungsangebot für Dozierende aufgebaut – von persönlichen Sprechstunden über einen Online-Werkzeugkasten für die Lehre bis hin zu Webinars und Online-Didaktik-Kursen.
Solange man die geltenden Abstandsregeln einhalten könne, sei das nicht nötig. Gegebenenfalls müsse an hoch frequentierten Orten, zum Beispiel bei den Ein- und Ausgängen der Hörsäle eine Maskenpflicht eingeführt werden. Bei kleineren Lehrformaten, wo der Abstand nicht gegeben sei, beispielsweise Laborkursen, müssten Hygienemasken getragen werden. Bei der klinischen Ausbildung der Medizinstudierenden in den Spitälern, seien Masken und Schutzbrillen ebenfalls Pflicht, erklärte Matthias Guckenberger.
Das sei aktuell eine grosse Herausforderung, bekannte Gabriele Siegert. Es sei räumlich schwierig, genügend ruhige Arbeitsplätze einzurichten, vor allem solche, an denen man sprechen darf, wie das bei einem Onlinekurs der Fall sein kann. Die UZH setze aber alles daran, möglichst viele Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, sodass dieser «Offline-Online-Mix» gelinge, so Siegert.
«Nein, das ist nicht möglich und nicht sinnvoll. Denn wir können heute noch nicht mit Sicherheit sagen, ob jemand Antikörper hat oder nicht», antwortete Jan Fehr. Die derzeitigen Tests seien zu wenig sensitiv und nicht spezifisch genug, man müsse noch weiter forschen. «Lassen Sie sich also nicht dazu verführen, einen kommerziellen Test durchzuführen», mahnte er.
Die Bibliotheken planen derzeit drei verschiedene Szenarien, die abhängig von der epidemiologischen Entwicklung umgesetzt werden. Ein wahrscheinliches Szenario ist, dass auch im Herbstsemester ein eingeschränkter Präsenzbetrieb gilt. Die Einschränkungen werden aber etwas gelockert. Ab dem 14. September sollen ganztägig verfügbare Lernplätze auf weitere Standorte ausgeweitet werden. Gabriele Siegert wies darauf hin, dass die Plätze nach wie vor über das Reservationstool gebucht werden müssen.
«Wir müssen die Publikumsströme in den UZH-Gebäuden in den Griff kriegen», sagte Gabriele Siegert. Deshalb dürften gemäss Beschluss der Universitätsleitung studentische Vereine nach wie vor keine Veranstaltungen in den Räumen der UZH abhalten. Diese Bestimmung gelte bis zum 14. September. Hingegen stünden den Fachvereinen Räume zur Verfügung, vorausgesetzt, sie nutzten diese für studentische Belange.
«Ich bin durchaus zufrieden», antwortete Gabriele Siegert. Die Online-Prüfungen seien sowohl für die Studierenden wie die Dozierenden ein Experiment gewesen. Man habe zuerst befürchtet, dass mehr «geschummelt» werde. Das sei aber nicht der Fall gewesen. Denn aktuelle Statistiken zeigten, dass es im Vergleich zum Vorjahr nur sehr wenige Ausreisser gegeben habe. Siegert räumte aber ein, dass man bezüglich des Ehrenkodexes für die Erbringung von Leistungsnachweisen nochmals über die Bücher müsse.
Studienaufenthalte im Ausland seien grundsätzlich möglich, so Daniel Müller Nielaba. Aber auch hier gelte, dass man mit gewissen Unwägbarkeiten rechnen müsse. Es sei im vergangenen Semester für gewisse Studierende schwierig gewesen, das Studium – nach dem Wegfall des Auslandsemesters – neu zu planen.
Insgesamt steigen die Fallzahlen wieder an. «Wir sind in einer wichtigen und heiklen Phase», erklärte Jan Fehr. Er appellierte an die Eigenverantwortung, und mahnte, die Massnahmen der etablierten Schutzkonzepte ernst zu nehmen. «Wir dürfen das, was wir gewonnen haben, nicht wieder verspielen.»
Wenn die aktuelle Lage bleibe, dann könne man – mit gewissen Einschränkungen – wieder klinische Kurse mit Patienten anbieten, so Matthias Guckenberger. Für die grossen Vorlesungen, die teilweise auch in den Spitälern stattfänden, setze man hingegen auf digitale Formate.
Der aktuelle Stand ist, gemäss Guckenberger, dass die Repetitionsprüfungen wie gewohnt in den Hörsälen am Irchel stattfinden werden. Wichtig und fair sei, dass für alle, die an einem Prüfungstermin teilnehmen, dieselben Bedingungen gelten. Online-Prüfungen sollen die Ausnahme bleiben.
Für die Vorlesungen im Masterstudium sind, laut Daniel Müller Nielaba, überwiegend Podcasts geplant. Hingegen finden die Prüfungen mehrheitlich vor Ort statt.