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Am 15. September öffnen das Zoologische und Paläontologische Museum der Universität Zürich nach der Corona-bedingten Schliessung sowie Sanierungsarbeiten am ganzen Gebäude ihre Pforten wieder. Zu diesem Anlass präsentieren sie ihren – im wahrsten Sinne des Wortes – grössten Neuzuwachs: Das Skelett eines fast acht Meter langen Dinosauriers aus der Schweiz, das die Besucherinnen und Besucher gleich beim Eingang empfängt.
Als neues Aushängeschild tritt das Fossil in die Fussstapfen des beliebten Riesenfaultiers «Meggie», das seinen musealen Lebensraum vor zwei Jahren altershalber verlassen musste und zwischenzeitlich von einem Einhorn vertreten wurde. «Ein Dinosaurier schien uns eine ideale Lösung, stehen Dinosaurier doch beispielhaft für den Wandel des Lebens auf unserer Erde», sagt Museumsdirektor Lukas Keller.
Das Fossil wurde über die letzten zwei Jahre vom Paläontologen Ben Pabst und seinem Team in aufwändiger Feinarbeit aus der Tongrube Gruhalde in Frick ausgegraben und für die Ausstellung präpariert. Es stammt von einem Plateosaurier (Plateosaurus engelhardti), der vor mehr als 200 Millionen Jahren auf zwei kräftigen Hinterbeinen durch eine flache, sumpfige Landschaft streifte und sich hauptsächlich von Pflanzen ernährte. Das Tier verfügte über einen kleinen Schädel mit scharfen, geriffelten Zähnen, einen langen, beweglichen Hals und nutzte seine grossen Klauen zum Ausgraben von Wurzeln und zum Abreissen von hochwachsenden Pflanzen. Es wog vermutlich zwischen 1,8 und 2 Tonnen und war 15 bis 20 Jahre alt, als es starb. «Dieser Plateosaurier ist einer der schönsten und vollständigsten, der bis jetzt in der Tongrube gefunden wurde», erzählt UZH-Paläontologe und Museumskurator Christian Klug.
Besonders die rechte Schulter fällt beim neuen Fossil auf: Sie ist gegenüber der linken stark verdickt, die Knochen sind verändert. «Die massiven Knochen-Wucherungen machten den Arm für das Tier wohl nahezu unbrauchbar», so Klug. Für die Wissenschaft sind sie besonders interessant, denn es sind nur wenige Fossilien mit dieser Art umfangreicher, verheilten Verletzungen bekannt. Klug und Pabst sind sich einig, dass ein auf allen Vieren gehendes Tier eine solche Verletzung nicht überlebt hätte und sehen darin entsprechend ein Indiz für eine aufrechte Fortbewegung.
«Die froschartige Stellung der Hinterbeine weist zudem darauf hin, dass das Tier, wie viele seiner Artgenossen rund um Frick, vermutlich im Schlamm steckengeblieben und so gestorben ist», ergänzt Dennis Hansen, der die Plateosaurier-Installation konzipierte.
Zusätzlich zum Fossil können die Museumsbesucherinnen und -besucher neu auch eine vier Meter hohe Rekonstruktion des Sauriers bestaunen. Sie wurde von einer preisgekrönten dänischen Firma für Museumsmodelle und Paläo-Rekonstruktionen in enger Zusammenarbeit mit dem Museumsteam entwickelt. Das Modell ist bis ins Detail auf das Skelett aus Frick abgestimmt; so sticht auch hier die verdickte rechte Schulter ins Auge. Eingebettet ist die Lebendrekonstruktion in eine Landschaft von Riesenschachtelhalmen und Farnen, die einen Eindruck der damaligen Vegetation vermitteln, denn Blütenpflanzen und Gräser gab es zu dieser Zeit noch nicht. «Auf der Suche nach Nahrung legten Plateosaurier durchaus auch grössere Strecken zurück», sagt Hansen und spinnt den Faden weiter: «Wer weiss, vielleicht bewegte sich unser Dino während seiner Streifzüge auch auf dem Gebiet des heutigen Museums.»