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UZH News

Bibliotheken und Covid-19-Pandemie

Informationsversorgung läuft weiter

Die Bibliotheken der UZH und die Zentralbibliothek sind geschlossen. Doch hinter den Türen wird emsig gearbeitet. Bibliotheksangehörige sorgen dafür, dass Studierende und Dozierende mit Scans, Büchern und anderen Medien versorgt werden.
Marita Fuchs

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An der ZB werden pro Tag mehr als 500 Bücher verschickt. Auch an den Universitätsbibliotheken steigt die Zahl der täglich versandten Buchpakete.

 

An der UZH sorgen die Hauptbibliothek und rund 35 Institutsbibliotheken für die akademische Grundnahrung. Daneben ist auch die Zentralbibliothek (ZB) enorm wichtig, vor allem für die Studierenden geisteswissenschaftlicher Disziplinen. Für viele Studierende und Forschende war die Nachricht über die Schliessung der Bibliotheken ein Schreck. Doch die Bibliotheken reagierten schnell: Sowohl die universitären Bibliotheken als auch die ZB können einen Minimalbetrieb aufrechterhalten. Sie setzen alles daran, Studierende und Dozierende zu unterstützen.

Koordinieren und überzeugen

Die HBZ baute ihre E-Library aus und richtete einen Scan- und Buchversandservice ein. Diese Dienste werden auch von den 35 Institutsbibliotheken der UZH geleistet. Die HBZ hat den Auftrag, dies intern anzuleiten und zu koordinieren. Das Personal vor Ort sorgt dafür, dass die Nutzerinnen und Nutzer zu ihrem Buch, ihrem Zeitschriftenscan oder anderem Material kommen, wenn auch im Falle des Postversands etwas zeitverzögert.

Dabei gab es zunächst einige organisatorische Herausforderungen zu meistern. Der Buchversand braucht Verpackungsmaterial. Weibeldienst und Postdienstleistungen sind Voraussetzungen, ebenso Zutrittsberechtigungen für Mitarbeitende ins Gebäude. Und selbstverständlich werden die Regeln des BAG beim Arbeiten vor Ort eingehalten.

Wilfried Lochbühler
«Insgesamt gab es viele positive Rückmeldungen von Studierenden und Forschenden», sagt Wilfried Lochbühler, Leiter HBZ.

 

An den grossen Bibliotheksstandorten wie HBZ Naturwissenschaften, HBZ Medizin Careum oder die Bibliothek des Deutschen Seminars werden jetzt jeweils rund 20 bis 40 Bücher und rund 20 Artikel pro Tag verschickt, kleinere Institutsbibliotheken schnüren 5 bis 10 Bücherpäckchen am Tag. Die Institutsbibliotheken bieten auch telefonische Beratung an. «Es gibt viele Fragen zum Zugang zu E-Ressourcen, zu Gebühren, zu E-Medien oder Kosten», sagt Ladina Tschander, Stabsmitarbeiterin an der HBZ. Verwirrend für viele Nutzer: Im Bibliothekskatalog ist der Postversand mit 12 Franken angegeben, das gilt jedoch nur für externe Bestellungen, für UZH-Angehörige sowie für Angehörige der universitären Spitäler ist der Versand gratis.

Auch die ZB mit ihrem Bestand von sechs Millionen Medien kommt ihren Nutzenden per Postversand entgegen. Hier ist der Versand angesichts des Aufwands günstig, aber nicht ganz kostenlos. Normalerweise kostet der Versand 12 Franken pro Objekt, jetzt sind es nur fünf Franken. Im Normalfall verschickt die Zentralbibliothek 50 Bücher pro Tag. «Jetzt sind es an manchen Tagen mehr als 500», sagt Christian Oesterheld, Direktor der ZB. Damit sei auch die Kapazitätsgrenze erreicht.

Die Mitarbeitenden im Packraum dürfen nicht noch enger zusammenarbeiten. Social Distancing ist auch hier oberstes Gebot. Die Schutzgebühr soll jedoch auch eine gewisse Lenkungswirkung entfalten, damit vorrangig die wirklich jetzt benötigten Medien bestellt werden und nicht durch eine überbordende Bestellmenge der gesamte Service gefährdet wird.

Christian Oesterheld
«Open Access-Angebote werden ausgebaut», sagt Christian Oesterheld, Direktor der ZB

 

Auch die ZB hat ihr Angebot an elektronischen Inhalten durch Verhandlungen und Gespräche mit den Anbietern und Verlagen deutlich ausweiten können. Viele Inhalte sind jetzt auch für die allgemeine Öffentlichkeit freigeschaltet. Der Beratungsbedarf der Leserinnen und Leser ist auch an der ZB hoch, täglich werden zwischen 50 und 80 Anfragen am Telefon und bisweilen eine noch grösser Zahl per E-Mail beantwortet: Die Bibliothekarinnen und Bibliothekare geben Auskunft zu Dienstleistungen während der Schliessung und helfen beim Bestellen der Bücher und bei der Beschaffung von elektronischen Inhalten und Artikelscans. Und nicht zuletzt beruhigen sie besorgte Leserinnen und Leser: ausgeliehene Bücher müssen bis zur Wiedereröffnung der Bibliothek nicht zurückgebracht werden, sagt Meret Stocker, Teamleiterin im Kundenservice der ZB.

Insgesamt hätten sie viel positive Rückmeldungen von Studierenden und Forschenden zum Minimalbetrieb erhalten, sagen Christian Oesterheld und Wilfried Lochbühler. Beide Direktoren spannen in dieser Zeit besonders eng zusammen, die Zusammenarbeit der ZB und der Bibliotheken der UZH funktioniere gut und abgestimmt, sagen sie.

Die Verlage mit ins Boot holen

Aber auch beim elektronischen Angebot gibt es Bewegung. Im herrschenden Ausnahmezustand haben sich die Schweizerische Rektorenkonferenz swissuniversities, der Nationalfonds und das Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken einem Appell an die wissenschaftlichen Verlage angeschlossen, ihre Publikationen frei zugänglich zu machen und so der weltweiten Krise zu begegnen.

Einige Verlage haben bereits reagiert und Teile ihres Angebots offen zugänglich gemacht. Das betrifft einerseits direkt für die COVID-19-Forschung relevante Literatur, andererseits aber auch E-Book-Pakete, Zeitschriften und andere Medien. Insgesamt haben 65 Verlage spezielle Angebote aufgeschaltet  – Tendenz steigend.

Schub in Richtung Digitalisierung durch COVID-19

Doch wie wird sich die Krise in Zukunft auf die Bibliothekslandschaft der UZH auswirken? «Es wird einen Schub für digitale Services geben», meinen Oesterheld und Lochbühler. «Wir lizenzieren heute schon zahlreiche Zeitschriften, Datenbanken und E-Books aus allen Fachbereichen.

«Das Angebot der Verlage wird sich in Zukunft noch stärker in diese Richtung verlagern», zeigt sich Wilfried Lochbühler überzeugt. Und Oesterheld prognostiziert: «Open Access-Angebote und damit der weltweite Zugang ohne Zahlschranken und technische Zugriffshürden werden ausgebaut. Damit werden zukünftig mehr Inhalte direkt im Netz verfügbar und vor allem leichter zugänglich sein, als es bis jetzt der Fall ist.»