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Frau Leuthold, Sie waren kürzlich in Kairo beim Treffen der ägyptischen Kinderuniversitäten. Wie kam es zu dieser Zusammenkunft?
Die Konferenz in Kairo war das erste Treffen der Kinder-Universitäten im arabischen Raum und wurde organisiert von der ägyptischen «Academy of Scientific Research and Technology». Neben den Organisatoren waren auch hochrangige Politiker und Dozierende vor Ort. Das zeigt, wie sehr die Arbeit der Kinderuniversitäten in Ägypten gewürdigt wird. Auch viele Kinder nahmen teil und deren Eltern. Das machte die Konferenz lebendig und interessant. Die Kinder, die alle eine der 34 Kinder-Universitäten in Ägypten besuchen oder besucht haben, hatten eine Ausstellung mit verschiedenen Ständen organisiert und viele erzählten in Präsentationen über ihre Interessen und Anliegen.
Welche Themen brachten die Kinder ein?
Sie griffen Themen wie Klimaveränderung, Wassernot, Energie, Gesundheit und Bildung auf. Vieles was sie beschäftigt, basiert auf eigener Erfahrung. So zeigten einige Kinder in der Ausstellung das Modell eines ägyptischen Dorfes mit seinen Hütten und Feldern, Tieren und Menschen. Mich hat sehr beeindruckt, wie die Kinder das Programm der Tagung mitgestaltet haben.
Warum wurden Sie zu der Konferenz eingeladen?
Die ägyptischen Kinderuniversitäten waren an einem Erfahrungsaustausch mit europäischen Universitäten interessiert. Sie haben das European Children's Universities Network kontaktiert, zu der auch die Kinder-UZH gehört. Die Kinder-UZH gehört zu den ältesten Kinderuniversitäten in Europa.
Was unterscheidet die Kinderuniversitäten in Mitteleuropa von denjenigen in Ägypten?
Organisiert sind die ägyptischen Kinderuniversitäten ähnlich wie bei uns. Es gibt Vorlesungsreihen und Workshops. Das Angebot ist kostenlos. In Ägypten finden die Veranstaltungen an Samstagen statt, in der schulfreien Zeit. Die Altersspanne der Kinder ist grösser als bei uns, sie reicht von acht bis fünfzehn, bei uns sind Kinder von acht bis 12 Jahren zugelassen.
Anders als bei uns gehören die ägyptischen Kinderuniversitäten zum Bildungskonzept. Sie werden staatlich gefördert und auch finanziert, während wir auf Sponsoren angewiesen sind. Auch die ägyptischen Lehrerinnen und Lehrer unterstützen das Programm.
Was haben Sie von Ihrem Besuch mit nach Hause mitgenommen?
Für mich war es eine sehr interessante Erfahrung zu sehen, wie schnell das Projekt Kinderuniversitäten im arabischen Raum Fahrt aufgenommen hat. Immerhin wurden in nur vier Jahren 34 Kinderuniversitäten eingerichtet, viele auch ausserhalb von Kairo, um möglichst viele Kinder mit ins Boot zu holen. Bisher haben 18'000 Schülerinnen und Schüler Kinderuniversitäten in Ägypten besucht.
Ich hatte den Eindruck, dass die Regierung sehr viel Wert auf Bildung legt und ein Bestandteil dieser Bildungsoffensive sind die Kinderuniversitäten. Beeindruckt hat mich die Freude und Begeisterung, die die Kinder wissenschaftlichen Themen gegenüber gezeigt haben. Diese Erfahrung mache ich auch mit den Kindern, die an der UZH die Kinderuniversität besuchen. Und ich könnte mir für die Zukunft sogar vorstellen, dass wir einen regelmässigen Austausch mit den ägyptischen Kolleginnen und Kollegen pflegen.