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Nichts steht still an einer Universität, die den Anspruch hat, zum Verständnis der Welt von heute beizutragen und die Welt von morgen mitzugestalten. Die Ideen, Initiativen und Projekte, die hier laufend lanciert werden, um Forschung und Lehre voranzubringen, sind so vielfältig wie die UZH selbst.
Die UZH umfasst sieben Fakultäten, über hundert Institute, mehr als 26'000 Studierende aus aller Welt sowie rund 9’000 Mitarbeitende in verschiedenen Funktionen und Disziplinen. «Will eine Universität dieser Grösse und Komplexität im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags ihre zukünftige Entwicklung auf kohärente und stimmige Weise selbst gestalten, braucht sie eine Übereinkunft über ihre gemeinsamen Grundlagen», sagt Vize-Rektorin Gabriele Siegert. Seit 2012 hat die UZH ein Leitbild, das ihr Selbstverständnis und ihre Kernwerte benennt. Ergänzend dazu definierte sie im selben Jahr die Strategischen Ziele 2020.
Während das Leitbild der UZH weiter in Kraft bleibt, laufen die Strategischen Ziele 2020 nun aus. Viele der darin aufgeführten Ziele wurden erreicht, beispielsweise der Ausbau der Doktoratsstufe, die Etablierung des Graduate Campus oder die Implementierung einer Weiterbildungsstrategie. Andere wurden inzwischen aufgegeben, weil sie nicht mehr sinnvoll erschienen – etwa die Erhöhung des Anteils der Assistenzprofessuren an allen Professuren auf 25 Prozent.
Die Strategischen Ziele 2020 werden nun durch zehn Strategische Grundsätze abgelöst. Prinzipiell neu ist dabei, dass den Grundsätzen keine konkreten Umsetzungs-Massnahmen mehr zugeordnet wurden, wie das bei den Strategischen Zielen 2020 noch der Fall war. «Die Doppelfunktion von Grundsatzdokument und Planungsinstrument hat sich nur bedingt bewährt», erklärt Gabriele Siegert. Die Massnahmenplanung habe im Laufe der Jahre ständig den sich wandelnden Gegebenheiten angepasst werden müssen, dadurch sei das Dokument immer umfangreicher und sperriger geworden, sagt sie. Aufgrund dieser Erfahrung wurde nun der Massnahmen-Teil in ein auf vier Jahre angelegtes Schwerpunktprogramm der Universitätsleitung ausgegliedert. Die Strategischen Grundsätze konnten auf diese Weise schlank gehalten werden. Sie sind als eine Art «Kompass» gedacht, der in Grundsatzfragen die Richtung weist.
Als «ambitiös, aber durchaus realisierbar» beschreibt Roger Stephan die Grundsätze. Nun gelte es, sie mit Leben zu füllen – auf allen Ebenen der Universität. Roger Stephan ist Dekan der Vetsuisse-Fakultät und war Mitglied der Arbeitsgruppe, die im Frühjahr 2018 von der Erweiterten Universitätsleitung eingesetzt wurde, um in einem breit abgestützten, mehrstufigen Prozess die Strategischen Grundsätze zu erarbeiten.
Sämtliche Fakultäten und Stände der UZH sowie die Gleichstellungskommission und das Generalsekretariat waren darin vertreten. Geleitet wurde die Arbeitsgruppe von Vize-Rektorin Gabriele Siegert, als zweites Mitglied der Universitätsleitung war Stefan Schnyder, Direktor Finanzen und Personal, beteiligt.
Eine erste Version des Grundsatzpapiers ging im Sommer 2018 in die gesamtuniversitäre Vernehmlassung und wurde anschliessend unter Berücksichtigung der Rückmeldungen überarbeitet. Am Schluss steuerte auch der Universitätsrat Anregungen und Vorschläge bei. Am 30. September 2019 verabschiedete er das Dokument.
Roger Stephan weist auf das Engagement der Beteiligten hin: «Die Mitglieder der Arbeitsgruppe haben nicht für Sonderinteressen ihrer Fakultät oder ihres Standes lobbyiert, sondern von Anfang an den Standpunkt der Gesamtuniversität eingenommen», sagt er.
Als «anregend, lehrreich und speditiv» beschreibt Sibylle Dorn, Co-Präsidentin des VIP, die Zusammenarbeit. Sie vertrat in der Arbeitsgruppe das administrative und technische Personal. «Die Herausforderung bestand darin, knapp und griffig zu formulieren und dabei möglichst nah am Alltag der Mitarbeitenden zu bleiben», sagt sie. Dies war auch deshalb wichtig, weil die Strategischen Grundsätze nicht als exklusives Instrument der Universitätsleitung gedacht sind, sondern natürlich allen Mitarbeitenden, allen Fakultäten, Instituten, Abteilungen und Ständen der UZH als Orientierungsrahmen dienen sollen.
In übersichtlicher Form fassen die Strategischen Grundsätze Kerngedanken zusammen, auf die sich die UZH bei ihrer Weiterentwicklung verpflichtet.
Der 1. Grundsatz hebt zum Beispiel die Vielfalt universitärer Forschungskulturen hervor. Die UZH unterstützt und anerkennt langfristiges Denken in weiten Horizonten genauso wie anwendungsorientierte Erfindungen. Die Pflege etablierter Forschungsfelder gehört genauso zur UZH wie das Erschliessen neuer Forschungsperspektiven.
«Ein derart klares Bekenntnis einer Universität zum Miteinander unterschiedlicher und gleichberechtigter Forschungskulturen ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich, wir können stolz darauf sein», sagt Matthias Mahlmann, der als Jus-Professor die Rechtswissenschaftliche Fakultät in der Arbeitsgruppe vertrat.
Die Fächervielfalt ist auch im 7. Grundsatz ein Thema, hier unter dem Aspekt des «One Health»-Ansatzes, der die Gesundheit von Mensch, Tier und Ökosystemen ganzheitlich betrachtet. «Bezogen auf ‹One Health› kann die UZH ihre spezifischen Qualitäten als grosse Volluniversität gut zur Geltung bringen», sagt Roger Stephan. Wörtlich heisst es im Grundsatzpapier zum «One Health»-Ansatz: «Alle Fakultäten leisten ihren Beitrag zu seiner Klärung und Umsetzung, da das Verständnis von Gesundheit neben physischen auch psychische, soziale und weitere Dimensionen umfasst und der gesamtgesellschaftlichen Aushandlung bedarf.»
Akzente setzen die Strategischen Grundsätze auch bei der Förderung des akademischen Nachwuchses, der internationalen Vernetzung und der Forschungszusammenarbeit mit Dritten. Chancengleichheit, Diversität und Nachhaltigkeit werden als Mehrwert im universitären Leben anerkannt. Im Abschnitt zu Studium und Lehre bekennt sich die UZH zu hohen didaktischen Qualitätsstandards, nimmt aber auch die Studierenden in die Pflicht, indem sie Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft von ihnen verlangt.
Der 8. Grundsatz reflektiert die gesellschaftliche Verantwortung der UZH – ein Punkt, der Matthias Mahlmann besonders am Herzen liegt. «Die gesellschaftliche Bedeutung der Universität erschöpft sich längst nicht darin, Berufsqualifikationen zu gewährleisten, ebenso wichtig ist zum Beispiel die Pflege und Schärfung des kritischen Denkens und des staatsbürgerlichen Bewusstseins», sagt er und fährt fort: «Demokratie, Verfassungsstaat und Menschenrechte fussen auf anspruchsvollen Voraussetzungen. Sie zu erhalten, ist eine disziplinenübergreifende Aufgabe der Universität.»
Überdies, sagt Mahlmann, habe die Universität eine gesellschaftliche Vorbildfunktion. «Um ihr gerecht zu werden, müssen wir der Respekts- und Vernunftkultur an unserer Universität Sorge tragen und unseren Beitrag leisten, diese in der Gegenwart bedrohte Kultur in der Gesellschaft zu erhalten.»
Damit ist das soziale Miteinander an der UZH angesprochen – ein Thema, dem im Grundsatzpapier ein ganzer Abschnitt gewidmet ist. Die Universität bekennt sich darin zu einer Kultur der gegenseitigen Wertschätzung. Zudem postuliert der 5. Grundsatz ein «ausgewogenes Verhältnis von Führung und Partizipation».
Gabriele Siegert rechnet damit, dass die Strategischen Grundsätze selbst eine positive Wirkung sowohl auf die Führungsqualität als auch auf die Partizipationsmöglichkeiten an der UZH haben werden. Denn zum einen bieten sie den Führungsverantwortlichen aller Organisationseinheiten eine Grundlage für strategisch fundierte Entscheidungen. Und zum andern erleichtern sie die konstruktive Mitarbeit interessierter UZH-Angehöriger: «Allen Studierenden und Mitarbeitenden, die sich für die Weiterentwicklung der UZH engagieren möchten – sei es auf der Ebene eines Instituts, einer Abteilung, einer Fakultät, eines Standes oder der Gesamtuniversität – liefert das Grundsatzpapier thematische Anknüpfungspunkte und Argumentationshilfen», sagt Gabriele Siegert.
Sibylle Dorn hofft, dass die UZH-Angehörigen von der Möglichkeit zur Partizipation regen Gebrauch machen. «Wenn wir uns in unseren Anliegen auf die Strategischen Grundsätze berufen, tragen wir dazu bei, dass aus dem blossen Buchstaben gelebte Wirklichkeit wird», sagt sie.