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Die Antike ist in der Gegenwart allgegenwärtig, das zeigt sich nicht nur an Begriffen, die aus dem Griechischen und Lateinischen stammen – Politik oder Populismus, Fantasie oder Kultur –, auch die Philosophie oder unser Rechtssystem basieren auf antiken Wurzeln. Diese Basis unserer Gesellschaft zu erschliessen, hilft auch, die Gegenwart zu verstehen. Das bewusst zu machen, hat sich das ZAZH – Zentrum Altertumswissenschaften Zürich zum Ziel gesetzt. Das ZAZH ist ein wissenschaftliches, interdisziplinäres und interfakultäres Netzwerk verschiedener UZH-Institute und bildet die Kultur der griechisch-römischen Antike des Mittelmeerraums in all ihren Facetten ab.
Gerade heute biete die Antike vielfältige Anregungen, um unsere eigene Situation besser zu begreifen, sagte Christoph Riedweg, Professor für Klassische Philologie/Gräzistik. Er hiess die zahlreichen Besucherinnen und Besucher am Abend der Offenen Tür, am Freitag, 4. Oktober, willkommen. Es sei ein Jammer, sagte Riedweg, dass heute in der Zürcher Maturitätslandschaft nur ein Prozent der Schülerinnen und Schüler mit Griechisch intensiver in Berührung komme. Dabei sei es nicht nur die Sprache eines Platon oder Aristoteles, sondern auch die des Neuen Testaments. «Ich bin sicher, dass in Zukunft die grosse Renaissance der Antike kommen wird», sagte Riedweg, es gehe aber darum, schon jetzt Impulse in diese Richtung zu geben. Das Publikum jedenfalls zeigte sich sehr interessiert an der Antike: Ältere, Jugendliche und viele Kinder nutzten das vielfältige Programm aus Führungen, Workshops und Kurzvorträgen.
Andreas Victor Walser, Assistenzprofessor für Geschichte der Alten Kulturen, sagte in seiner Einführung, dass das ZAZH dazu beitrage, die zahlreichen Disziplinen – darunter Geschichte, Altphilologie, Theologie, Rechtswissenschaft, Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Indogermanische Sprachwissenschaft, Philosophie, Kunstgeschichte sowie Asien- und Orientwissenschaften – zu bündeln, so dass sie ihr Potential noch besser entfalten können. Ein erstes sichtbares Ergebnis der Zusammenarbeit sei die öffentliche Ringvorlesung zur Migration im Spiegel der Antike gewesen. «Wir wollen die Antike in ihrer Eigenart genau betrachten – und erst dann Parallelen zur Gegenwart ziehen», sagte Walser.
Steht im Jahr 2019 das aktuelle Thema «Migration» im Vordergrund, so wird im kommenden Jahr «Demokratie und Populismus» thematisiert. Es gehe stets darum, eine Brücke von der Antike zur Gegenwart zu schlagen und mit der Öffentlichkeit in den Dialog zu treten, betonten die Initianten. So wie am Abend der Offenen Tür.