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Wer wäre nicht gerne reich? Reichtum ist ein schillernder Begriff. Reich ist zunächst, wer über Geld und Güter verfügt. Das war schon immer so. Mittlerweile hat sich die Vorstellung von Reichtum erweitert. Zum Reichsein gehören in unserer modernen Gesellschaft, in der materielle Güter für viele im Überfluss verfügbar sind, auch Wissen und Werte wie Nachhaltigkeit.
Das Dossier im neuen UZH Magazin beleuchtet und reflektiert verschiedene Facetten des Reichtums. Dazu haben wir mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der UZH gesprochen. Wir wollten von ihnen wissen, wie man reich wird, was Reichtum ausmacht und wie wir damit umgehen sollten.
Reichtum wird weitervererbt. Deshalb ist oft reich, wer reich geboren wurde, sagt der Historiker Simon Teuscher, auch wenn sich die Quellen des Reichtums über die Jahrhunderte verändert haben. Früher war es die Verfügungsgewalt über Menschen und der Besitz von Land, heute sind es Kapital und gute Ideen, die reich machen. Eine unterschätzte Rolle spielt dabei das Glück, sagt die Soziologin Katja Rost: Erfolg, so zeigt ihre Forschung, ist oft dem Zufall geschuldet.
Wie wir mit Reichtum umgehen, gehört zu den grossen Fragen. Traditionell predigt die moderne Ökonomie das eiserne Gesetz des «immer Mehr». UZHÖkonom Marc Chesney kritisiert dieses unhinterfragte Wachstumsdenken und plädiert für eine nachhaltige Wirtschaft. Gier sei gefährlich, sagte Chesney. Auf Nachhaltigkeit setzt auch der Umweltwissenschaftler Bernhard Schmid. Er erforscht die Biodiversität und will den Reichtum der Natur nachhaltig nutzen. Der Clou dabei: Eine biodiverse Landwirtschaft lohnt sich. Sie ist nicht nur nachhaltiger, sondern auch rentabler, dies zeigt Schmids Forschung.
Zu den kontroversen Themen in jeder Gesellschaft gehört die Verteilung des Reichtums. Historiker Simon Teuscher und Ökonom Marc Chesney haben sich darüber Gedanken gemacht: Teuscher schlägt vor, die Erbschaftssteuer wieder einzuführen oder zu erhöhen; Chesney fordert eine Mikrosteuer auf finanzielle Transaktionen. Sie könnte bestehende steuern ersetzen und zu erheblichen Mehreinnahmen führen, die in nachhaltige Projekte wie die Energiewende investiert werden könnten.
«Greed is good», lautet das Motto von Gordon Gekko (alias Michael Douglas) im HollywoodFilm «Wall Street» von Oliver Stone (1987). Gekko steht für den rücksichtlosen Finanzjongleur, dem jedes Mittel recht ist, um Profit zu machen. Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Straumann beschäftigt sich seit der Finanzkrise 2008 mit glamourösen und zwielichtigen Financiers in Film und Literatur. Ihr Fazit: Figuren wie Gekko stehen für den Traum von Reichtum und den Alptraum des finanziellen Absturzes.
Wer reich und mächtig ist, hat das (fast) immer zur Schau gestellt. Das gilt auch für die Kinder in den Bildern von Anna Skladmann, die Sprösslinge von superreichen Russen fotografiert hat. Skladmanns Fotos im Dossier des UZH Magazins zeigen Neureiche, die sich wie der alte Adel inszenieren, mit Bärenfell, Samt und Seide, sagt Kunsthistorikerin Carola Jäggi. Doch es gibt auch andere, subtilere Formen Reichtum darzustellen und sich selbst in ein gutes Licht zu rücken. Dazu gehört, Geld zu stiften. Früher gründete man Klöster und Tempel, heute steckt man das Geld in philanthropische Stiftungen wie beispielsweise Bill und Melinda Gates.