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Auch im Herbstsemester 2019 geben Forscherinnen und Forscher der Universität Zürich sowie externe Gäste ihr Wissen an die Gesellschaft weiter: in neun öffentlichen Vorlesungsreihen, die Perspektiven unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen einbeziehen.
Gesundheit und Krankheit betreffen Mensch und Tier gleichermassen. Sie beschäftigen nicht nur (Veterinär-)Medizin und Naturwissenschaften, sondern auch Umwelt- und Agrarwissenschaften, Psychologie, Theologie und Soziologie, Politik-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften und immer wieder Literatur und Kunst. Was bedeutet gesund sein: früher, heute und in verschiedenen Regionen der Welt? Wo beginnt Krankheit? Wann wird das Streben nach einem gesunden Leben problematisch? Diesen und vielen weiteren Fragen widmen sich Referierende aus unterschiedlichsten Disziplinen.
Die Begeisterung für das Demokratisierungspotenzial des Internets geht mit der Sorge einher, dass digitale Instrumente missbraucht werden, um die öffentliche Meinung zu prägen, Wahlen zu beeinflussen und Bürger zu kontrollieren. Ist «digitale Demokratie» ein Widerspruch? Die Vortragsreihe konzentriert sich auf die Rolle von Social Media und Fake News, sowohl in etablierten Demokratien als auch in Ländern, die sich auf dem schmalen Grat zwischen Demokratie und Autokratie befinden.
Der Begriff Regionalsprachen umfasst eine grosse Bandbreite von Idiomen mit unterschiedlichen Graden der Emanzipation: von aussterbenden regionalen Sprachen bis hin zu offiziellen Sprachen, die allerdings nicht zu Staatssprachen geworden sind. Die Referierenden stellen in einer vergleichenden Perspektive historisch-kulturelle und aktuelle Besonderheiten romanischer Regionalsprachen vor. Dabei werden Themen wie Sprachstrukturen, Identitätsbildung, Minderheitenrechte, Autonomiebestrebungen und Herausforderungen in einer globalisierten Welt angesprochen.
Partizipative Forschungsansätze erhalten wachsende Aufmerksamkeit und durch technologische Entwicklungen zusätzlich Aufwind. Die Ziele des Einbezugs von Bürgerinnen und Bürgern reichen von der Stärkung benachteiligter Gruppen bis hin zur Vergrösserung von Datenbeständen. Wie kann Citizen Science zu gesellschaftlich relevanter Forschung beitragen? Welches Potenzial haben partizipative Ansätze um den Dialog zwischen Gesellschaft und Forschung zu stärken? In der Vorlesungsreihe wird diskutiert, was Citizen Science als Teil einer transformativen Wissenschaft ausmacht.
Im Kirchenraum ist die Verbindung von sozialer, kommunikativer, ritueller Praxis und gestaltetem Bauwerk besonders ausgeprägt. Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen wird heute vermehrt über Möglichkeiten der Um- und Neunutzung debattiert. Vor diesem Hintergrund nimmt die Ringvorlesung den Kirchenraum aus unterschiedlichen Perspektiven unter die Lupe: als liturgischen Raum, als Symbolraum religiöser Sinnstiftung, als Sakralbau, als Rechtsraum, als Klangraum und als Interaktionsraum.
Übertragen, Übermitteln und Übersetzen sind elementare Techniken zur Organisation und Weitergabe von Wissen. Dozierende unterschiedlicher Fachrichtungen betrachten Austauschprozesse von Wissen, Sprache und Kultur im Mittelalter anhand konkreter Beispiele. Zur Sprache kommen Transferbewegungen von literarischen, philosophischen und religiösen Stoffen, ebenso wie von Bildern oder naturwisssenschaftlichen Texten – innerhalb von Westeuropa, aber auch im Austausch mit benachbarten Kulturkreisen wie Skandinavien oder der arabischen Welt.
Waren Politik und Religion im christlich dominierten Europa bis zur Aufklärung aufs Engste ver-bunden, definierte sich das europäische Judentum über zweitausend Jahre Diaspora primär über die Religion. Als politische Grösse trat das Judentum der Neuzeit vor allem mit der Emanzipation, der zionistischen Bewegung und der Gründung des Staates Israel auf. Die Ringvorlesung geht der Frage nach dem Verhältnis von Religion und Politik in der jüdischen Tradition nach, die im gegenwärtigen Israel zu den grössten inneren Herausforderungen gehört.
Das Gründungsjahr des Seminars für Filmwissenschaft an der Universität Zürich stellt in gesellschaftspolitischer wie mediengeschichtlicher Hinsicht ein Wendepunkt dar. Welche Wechselbeziehungen bestehen zwischen Film und Geschichte? Welche Geschichte(n) schreibt das Kino? Und wie ist die Filmwissenschaft als junge Disziplin mit diesen Prozessen verbunden? In der Ringvorlesung, die von einer Filmreihe begleitet wird, blicken international renommierte Gäste zurück auf 1989.
Was ist jetzt? Wie ist es dazu gekommen? Und was ist im Kommen? Welche Techniken und Konzepte liefern unterschiedliche Disziplinen für die Gegenwartsanalyse? Diesen Leitfragen geht die Vorlesungsreihe in Referaten, Panels und Gesprächen nach. Die Beiträge fokussieren aus vielfältigen disziplinären Standpunkten auf die Jetztzeit und analysieren exemplarisch kulturelle Zeit-phänomene oder Ereignisse aus Politik und Gesellschaft. Dadurch eröffnen sich Perspektiven, die helfen, sich in der Gegenwart zu orientieren und die Praxis der Gegenwartsanalyse selbständig zu wagen.