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Rektor Michael Hengartner erklärte dem Publikum an der Vernissage, warum das Raumangebot der Universität der Erneuerung bedarf. Die Entwicklung der baulichen Infrastruktur hält seit Jahrzehnten nicht mehr Schritt mit dem stetigen Wachstum der UZH. Heute ist die UZH auf über hundert mehrheitlich kleine und unterhaltsintensive Liegenschaften im ganzen Stadtgebiet verteilt. Zukünftig will die UZH ihre bauliche Entwicklung auf die beiden Standorte Zentrum und Irchel konzentrieren. «Die anstehenden Investitionen dafür sind teuer», sagte Hengartner, «aber wenn wir jetzt nicht investieren, wird es auf die Dauer noch teurer.»
François Chapuis, Direktor Immobilien und Betrieb der UZH, zeigte sich in seinem Vortrag an der Vernissage begeistert vom Projektvorschlag des Architekturbüros Herzog & de Meuron. Der Entwurf für das Forschungs- und Bildungszentrum FORUM UZH sei ein «grosser Wurf» und zeichne sich durch hohe städtebauliche Qualität aus. Mit diesem Bau entstehe «ein neues Herz der Universität», ein «Drehkreuz für Forschung und Bildung» – und darüber hinaus ein für die Bevölkerung «attraktives Stück Stadt».
Der direkte Kontakt zwischen den Menschen sei auch im Zeitalter der Digitalisierung grundlegend für den Erfolg der Universität, sagte Chapuis. Um diesen Kontakt zu ermöglichen, brauche es geeignete Räume. Das Projekt von Herzog & de Meuron löse die Aufgabe, grosszügigen Raum für Begegnung und Austausch zu schaffen, auf clevere, elegante und überraschende Art ein: Es sei von allen Seiten leicht zugänglich und von vielen Wegen durchzogen, und es korrespondiere auf vielfältige Weise mit seiner Umgebung.
Neben dem Siegerprojekt von Herzog & de Meuron sind im Lichthof bis 24. Januar auch die übrigen zehn Wettbewerbsbeiträge zu sehen. Zum Beispiel das zweitplatzierte Projekt «Paian» der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) bestehend aus den Büros Rapp Architekten AG und Buchner Bründler, bei dem sich mehrere raffiniert aufeinander abgestimmte Kuben zu einer plastisch wirkenden Einheit fügen. Oder der originelle Entwurf des Teams BAUKUNST-BRUTHER Sàrl, der auf Rang drei kam und durch seine frei mäandernden Glasfassaden und die wie ausgefräst wirkenden Stockwerk-Plattformen auffällt.
Im Vergleich zu den übrigen Wettbewerbsbeiträgen wirkt der Entwurf von Herzog & de Meuron zurückhaltend und weniger raumgreifend. Bedeutende Volumen werden in die Tiefe verlegt, so entsteht Platz für eine grosszügige, einladende Terrasse vor dem Gebäude. «Die Vorgaben waren ausgesprochen anspruchsvoll», sagte Christine Binswanger, Senior-Partnerin bei Herzog & de Meuron, in ihrem Vortrag an der Vernissage. Die im Wettbewerb verlangten Volumen seien im Verhältnis zur Fläche des Grundstücks sehr gross, das hätte dem Team viel Kopfzerbrechen bereitet.
Die befreiende Idee, Hörsäle und Turnhallen in einen tief in die Erde gegrabenen Sockelbau zu verlegen, habe sich aus dem genauen Studium der umliegenden historischen Bauten ergeben, erklärte Binswanger. Als im 19. Jahrhundert in Zürich die Festungsanlagen abgetragen wurden, entstand wie in anderen europäischen Städten jener Zeit Platz für einen grosszügigen Boulevard – die Rämistrasse. Feierliche Repräsentationsbauten wie das Kunsthaus, die alte Kantonsschule und die Hauptgebäude von UZH und ETH reihen sich hier wie die Perlen einer Kette aneinander und erzählen noch heute vom Selbstbewusstsein der aufstrebenden Metropole jener Zeit.
Ein gemeinsames Charakteristikum all dieser Bauten ist, dass ihnen zur Strasse hin Plätze vorgelagert sind. Der Hanglage wegen stehen die Gebäude allesamt auf terrassierten Sockeln. An diese bautypologische Ordnung habe das Team von Herzog & de Meuron bewusst angeknüpft, sagte Binswanger: Ein terrassierter Sockelbau für die Lehre und ein darüber schwebender Trapezbau für die Forschung sind die Grundelemente des Entwurfs.
Wie das Hauptgebäude der Universität ist auch das neue FORUM UZH um einen weitläufigen Lichthof herum organisiert. Im Vergleich zum eher introvertierten Mutterbau ist das FORUM UZH aber viel durchlässiger. Innen- und Aussenraum sind vielfach aufeinander bezogen. «Unsere Grundidee ist, an der Rämistrassse Raum für Öffentlichkeit zu schaffen, der heute noch fehlt», sagte Binswanger.
Im Anschluss an ihren Vortrag beantworteten die Referentin und die beiden Referenten zahlreiche Fragen aus dem Publikum. Dabei ging es beispielsweise um die Lichtführung, um die Akustik, die Signaletik und die Bibliothek im zukünftigen FORUM UZH sowie um die verkehrstechnische Erschliessung. Es wurde deutlich, dass der Entwurf viel Spielraum für die weitere Planungen bereithält. Frühestens 2027 wird der Bau fertig. Bis dahin steht noch viel Arbeit bevor. Freuen auf das FORUM UZH darf man sich aber schon heute.