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Mit den hochdotierten Advanced Grants der Europäischen Union werden bereits etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit hervorragendem Leistungsausweis ausgezeichnet. Die Fördersumme beträgt maximal 2,5 Millionen Euro über fünf Jahre und ermöglicht die notwendigen Freiheiten in der Forschung. Beim Europäischen Forschungsrat gingen dieses Jahr über 2000 Projekte aus ganz Europa ein, deren 17 von der Universität Zürich. Drei Projekte im Bereich der Physik, der Mathematik und erstmals auch der Theologie erhielten nun den ERC Advanced Grant. Insgesamt sind dies 6,68 Millionen Euro für die UZH.
Rätsel um den Ursprung der eigenen Existenz
Prof. Gino Isidori geht in seiner Forschung einem grossen Rätsel der Elementarteilchenphysik nach – und damit dem Ursprung unserer Existenz. Der Physik-Professor und sein Team beobachten an der UZH drei Arten von Elementarteilchen, die scheinbar identisch sind und sich nur in ihrer Masse unterscheiden. Die Stabilität der Atomkerne sowie die Struktur und Eigenschaften der Atome hängen stark von den Massen der Elementarteilchen ab. «Wir können solche Massen innerhalb des so genannten Standardmodells der fundamentalen Wechselwirkungen beschreiben. Wir haben jedoch kein logisches Konzept, das ihre spezifischen Werte erklären kann», erklärt Isidori. Zum einen will seine Gruppe nun die hochpräzise Messung seltener Prozesse nutzen, die in den letzten Jahren auf Abweichungen von den Vorhersagen des Standardmodells hindeuteten; zum anderen will sie zu diesen Abweichungen theoretische Modelle finden, um das Standardmodell zu erweitern.
Eigenschaften grosser quantenmechanischer Systeme
Benjamin Schlein, Professor am Institut für Mathematik der UZH, nimmt sich einer der Schlüsselfragen der mathematischen Physik an: Er untersucht die makroskopischen Eigenschaften quantenmechanischer Systeme, die aus vielen mikroskopischen Teilchen bestehen, die grundlegenden Naturgesetzen gehorchen. Die Wechselwirkungen in solchen Systemen zu untersuchen ist äusserst anspruchsvoll. Daher will Schlein neue mathematische Werkzeuge entwickeln, um Korrelationen zwischen den interagierenden Teilchen zu beschreiben und deren Auswirkungen auf grosse Quantensysteme zu verstehen. Langfristige Ziele sind es, die Entstehung der Bose-Einstein-Kondensation und der Supraleitung sowie die Gültigkeit der Boltzmann-Gleichung für Quantengase mathematisch zu beweisen.
Wie entstand die Vorstellung von Gott als Gesetzgeber?
Judentum, Christentum und Islam kennen die Idee von Gesetzen, die von Gott selbst erlassen worden sind. In den letzten zwei Jahrtausenden ist diese Vorstellung politisch und religiös prägend geworden. Das kulturvergleichende Forschungsprojekt von Konrad Schmid, Professor für Alttestamentliche Wissenschaft und Frühjüdische Religionsgeschichte an der Theologischen Fakultät, untersucht die historischen Hintergründe, die zur Idee von Gott als Gesetzgeber geführt haben. Diese Vorstellung wurde in der Tora der Hebräischen Bibel zum ersten Mal formuliert. Im Rahmen der altorientalischen Rechtsgeschichte bedeutet sie eine Innovation sondergleichen, denn Gesetze wurden im Alten Orient auf Könige, und nicht auf Gottheiten zurückgeführt.