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Die Hörsäle am Campus Irchel werden nicht nur von jungen Studierenden genutzt, auch ältere Bildungsinteressierte nehmen regelmässig an Vorlesungen teil. Rund 2000 Männer und Frauen über 60 lassen sich an der Senioren-Universität von Dozierenden der Universität Zürich und der ETH Zürich auf den neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse bringen. Ziel ist es, bei Seniorinnen und Senioren unabhängig von ihrer Vorbildung intellektuelle Neugier und Offenheit zu fördern. Aber auch jüngere Interessierte können die Vorlesungen besuchen.
Am 27. Februar startet die Senioren-Universität ins Frühjahrssemester mit einem Vortrag über die Bedeutung der 1903 gegründeten Zeitschrift «Camera Work» für die Fotografie. Neben gesellschaftlichen Themen wie etwa der gesunde Umgang mit Scheitern, den philosophischen Fragen nach Moral und Glück oder den neuesten Forschungsergebnissen zu «Heiterkeit als Eigenschaft» bietet die Senioren-Universität auch naturwissenschaftliche Themen: UZH-Physik-Professorin Laura Baudis begibt sich auf der Suche nach der dunklen Materie in der Milchstrasse, ETH-Chemiker Prof. Roberto Marquardt erläutert, wie sich Atome in Molekülen bewegen und Informationstechnologe Dr. Jan Beutel untersucht den Permafrost am Matterhorn.
Im Bereich Medizin werden zum Beispiel Ursachen und Auswege bei Burnout aufgezeigt, Nutzen und Schaden von Sport und Krafttraining sowie neue Therapieansätze bei Schlaganfall und Herzkrankheiten thematisiert. Das Rechtswissenschaftliche Institut stellt die aktuellen Fragen, ob das Schweizer Jugendstrafrecht eine «Kuscheljustiz» für schwierige Jugendliche ermögliche oder wie die Volksinitiative reformiert werden kann, um nicht mit dem Völkerrecht zu kollidieren.
Diese Vielfalt aus verschiedensten wissenschaftlichen Bereichen von UZH und ETH wird von den Seniorinnen und Senioren geschätzt. «Neben einer guten Themenmischung wollen wir in Zukunft noch mehr die kritische Auseinandersetzung und Partizipation fördern», erklärt Prof. Mike Martin, Präsident der Senioren-Universität. «Mit der gesellschaftlichen Entwicklung sind auch die geistigen Anforderungen im Alter gestiegen: Heute muss man aufgrund von Digitalisierung und der Open Science-Politik Forschungsergebnisse kritisch reflektieren und einordnen können. Dazu möchten wir unsere Besucherinnen und Besucher befähigen – und damit indirekt auch etwas für ihre geistige Fitness tun.»
Neben Exkursionen, Sport- und Kulturanlässen sind etwa Sonderveranstaltungen zu gewissen Themen geplant sowie die Möglichkeit, an vereinzelten Studien teilzunehmen. Auch die Auswahl der Vorlesungen soll künftig vermehrt von den Seniorinnen und Senioren selber vorgenommen werden – was auch die Referierenden motiviert. «Das enorme Interesse und die kritischen Nachfragen haben auch mich als Vortragenden begeistert», erklärt Mike Martin, der sich als UZH-Professor für Gerontopsychologie und Gerontologie auch sonst mit dem gesunden Altern beschäftigt.