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Der 2016 veröffentlichte «Wissenschaftsbarometer Schweiz» lieferte ein klares Bild: Schweizerinnen und Schweizer interessieren sich für Wissenschaft und Forschung und finden diese unterstützenswert. «Diese Hauptbefunde bedeuten aber nicht, dass alle Schweizer die gleichen Einstellungen zur Wissenschaft haben. Ein differenzierteres Meinungsbild ergibt sich durch eine Gruppierung der Bevölkerung», betont Julia Metag, Professorin an der Universität Freiburg. Sie und ein vierköpfiges Forscherteam haben diese Gruppen in einer neu veröffentlichten Studie rekonstruiert und dabei vier Typen von Schweizerinnen und Schweizern entdeckt, die sich in ihren Einstellungen zu Wissenschaft unterscheiden.
Zwei dieser Typen sind stark wissenschaftsinteressiert: Für die sogenannten «Sciencephilen» spielt Wissenschaft eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Sie sind überzeugt, dass Wissenschaft nicht nur sehr nützlich ist, sondern auch viele Probleme lösen kann und wird. Die «Sciencephilen» machen rund 28 Prozent der Bevölkerung aus, sie sind mehrheitlich männlich, im Schnitt 47 Jahre alt und gut ausgebildet. Die zweite Gruppe (17 Prozent) ist auch sehr an Wissenschaft interessiert, nimmt jedoch eine kritischere Grundhaltung ein. Diese «Kritisch Interessierten» finden, dass man der Wissenschaft klare Grenzen setzen muss, da sie auch viele moralische und ethische Probleme mitbringt. Trotz aller Skepsis sind sie aber noch immer stärker als der Schweizer Durchschnitt dafür, dass Wissenschaft öffentlich unterstützt werden sollte.
Knapp 42 Prozent der Bevölkerung gehört zur grössten Gruppe der «Passiven Unterstützer». Menschen dieses Typs vertrauen der Wissenschaft grundsätzlich und finden, sie verbessere unser Leben im Grossen und Ganzen. Jedoch haben sie kein ausgeprägtes Interesse daran, sich vertieft mit Wissenschaft auseinanderzusetzen, geschweige denn sich einmal an einem Projekt, als sogenannte «Bürgerwissenschaftler», zu beteiligen. Zu dieser Gruppe gehören vor allem Frauen, im Schnitt sind sie 46 Jahre alt.
Der seltenste Typ – rund 13 Prozent der Bevölkerung – ist der «Desinteressierte». In seinem Leben spielt Wissenschaft so gut wie keine Rolle. Entsprechend denkt er nicht, es lohne sich über Wissenschaft informiert zu sein. Sein Vertrauen in die Wissenschaft ist von allen Typen das tiefste, weswegen er auch findet, dass sich die Gesellschaft zu sehr auf die Forschung verlässt. Entsprechend ist die öffentliche Unterstützung von Wissenschaft und Forschung bei diesem Typ am geringsten. Sie ist aber nicht negativ, sondern eher auf der Kippe. Auch in dieser Gruppe sind die Frauen in der Mehrheit, das Durchschnittsalter beträgt 45 Jahre.
«Die Typen wurden anhand von Einstellungen zu Wissenschaft und Forschung konstruiert. Schaut man jedoch auf den Medienkonsum, so zeigen sich auch hier systematische Unterschiede zwischen den Typen», erklärt Tobias Füchslin, Kommunikationswissenschaftler der UZH.
Am klarsten spiegeln sich diese Unterschiede in der Vielfalt der Medienkanäle, welche die Typen nutzen. Die beiden interessierten Typen – «Sciencephile» und «Kritisch Interessierte» – nutzen viele Kanäle und kommen über das Fernsehen, Radio und die Presse mit Wissenschaft in Kontakt. Noch öfter machen sie sich jedoch das Internet zu Nutze und informieren sich aktiv auf Wikipedia und wissenschaftlichen Webseiten. Die «Desinteressierten» kommen dagegen kaum durch Medien in Kontakt mit Wissenschaft. Mit einer Ausnahme: Das Radio- und TV-Angebot des SRF erreicht diese Gruppe genau so oft wie alle anderen drei Einstellungstypen.